Hoffnungsvolles Talent

Zwischen Set und Schulbank: Philipp Franck im Gespräch

Zwei, die am gleichen Strang ziehen: Stolz präsentiert Robert Franck die Filmerfahrungen seines Sohnes mit szenischen Sequenzen am Laptop .	Foto: Hettich

Zwei, die am gleichen Strang ziehen: Stolz präsentiert Robert Franck die Filmerfahrungen seines Sohnes mit szenischen Sequenzen am Laptop . Foto: Hettich

Harlaching/Giesing · Er zählt erst zarte dreizehn Lenze alt, Gymnasial-Schüler im »Hauptberuf« und vor allem ein recht hoffnungsvoller Jungschauspieler:…

Philipp Franck aus Harlaching/Giesing hat schon bei Regisseuren der Kategorie Urs Egger und Christian Lerch gedreht und in seinen jungen Jahren ein umfangreiches Repertoire an Kinofilm- und Fernsehrollen absolviert, dazu in den beiden namhaften Theaterproduktionen »Tommy« am Deutschen Theater und »Im weissen Rössl« (Staatstheater am Gärtnerplatz) mitgewirkt. Aktuell steht er für eine Folge von »Aktenzeichen XY« vor der Kamera. Wir haben den talentierten Nachwuchsmimen zuhause besucht.

Philipp Franck sitzt mit seinem Vater Robert im Wohnzimmer des elterlichen Anwesens an der Weyarner Straße. Während der erfolgreiche Jungschauspieler dem Reporter beim Eintreten freundlich zulächelt und einen Platz anbietet, hackt der Papa noch in das Laptop, um aktuelle szenische Arbeitssequenzen seines Filius` für das anschließende Pressegespräch herauszuarbeiten. Viel zu fragen braucht man den 13-jährigen Blondschopf erst einmal gar nicht. Die Informationen über seine schauspielerischen Ambitionen strömen wort- und gestenreich. »Man weiß ja von vielen Kinderschauspielern, die den Absprung nicht geschafft haben und irgendwann keine Rollen mehr bekommen haben« und weiter »Ein zweites berufliches Standbein braucht man einfach«. so Philipp.

Angefangen hat die noch junge Schauspielhistorie des Münchners vor fünf Jahren an dafür prädestinierter Stelle in den nahen Bavaria-Filmstudios. Für den Rosenmüller-Film »Sommer in Orange« waren Komparsen gesucht worden. Die ganze Familie Franck hatte sich daraufhin zum Bewerbungs-Vorsprechen aufgemacht. Am Ende hatte die Produktion nicht nur Philipp, sondern auch seinen Vater engagiert. »Mit 50 Jahren in die Schauspielerei«, schmunzelt Robert – studierter Pädagoge und Lehrer. Der Sohnemann hatte offenbar am Set nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Mittlerweile in der Kartei der renomierten Agentur Walcher gelandet, purzelten die Filmangebote in der Folge immer häufiger gen Harlaching. Unter Christian Lerch wurde die Rolle für Philipp als einer von drei Brüdern im Roadmovie »Was weg is, is weg« schon ungleich größer. Philipp überzeugt in einem herrlich gegen den Strich gebürsteten Heimatfilm-Verschnitt als Rollenfigur des kleinen Florian. Der Anfang war gemacht.

Philipp hatte Blut geleckt und Lust auf weitere Engagements bekommen. »Das geht natürlich nicht ohne viel organisatorischen Aufwand«, weiß der Vater zu berichten. »Die Schule muss da schon mitspielen«, erläutert der Vater mit ernstem Blick und der Sohn nickt beifällig. »Doch Philipp ist ein guter Schüler, sonst wären die Unterrichtsbefreiungen gar nicht möglich.« Das weiß auch Philipp. Trotz Entgegenkommens kann es bisweilen auch zeitlich richtig eng werden. In dem Historiendrama »Die Seelen im Feuer« unter Urs Egger waren aufwändige Drehs in Wien an der Tagesordnung. »Wir haben bis in den späten Abend gedreht und erst um ein Uhr morgens war ich wieder in München – Weil ich an diesem Tag in die Schule musste«, beschreibt Philipp sein mitunter schon rastloses Leben eines erfolgreichen Teilzeit-Mimen. Doch er bereut den Stress keine Sekunde lang. »Tolle Regisseure und Schauspieler, spannende Einstellungen – und auch tolles Essen«, strömt die Begeisterung aus Philipp. Schließlich begleiten die Eltern Franck wechselnd oder gemeinsam den Sohn zu den Dreharbeiten. »Viel Zeitaufwand, aber gesetzlich vorgeschrieben und auch sehr spannend«, meint der Vater.

Für Philipp war die aufwändig inszenierte deutsch-österreichische Produktion vor allem auch mit spannenden Kulissen und Drehorten verbunden. »Ob in Wien, im Waldviertel oder in Bamberg – es war schon klasse«, schwärmt Philipp. Die Härten seines Jobs hat er auch schon kennengelernt. Zuletzt auch im Rahmen der Drehs für den dokumentarisch unterlegten Fernsehfilm »Wir waren Geiseln der SS«, der bei Arte gezeigt worden war. Vor der herrlichen Kulisse des Pragser Wildsees in Südtirol spielen sich dabei die filmischen Endsequenzen eines hochdramatischen Werkes ab. Hintergrund: In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zwingt die SS Prominente und selbst deren Kinder als Faustpfand zu einem Gewaltmarsch vom KZ Dachau in Richtung der legendären Alpenfestung. In der Rolle des kleinen Hans-Dieter Schröder werden die Dreharbeiten für Philipp Franck auch zum intensiven Mix aus großer schauspielerischer Herausforderung und flankierendem Einblick in die Tiefen deutscher Geschichte. »Die aufheulenden Schäferhunde haben einem schon Angst gemacht«, gesteht er. »Man lernt in diesem Beruf auch sehr viel und in die Welt hineinzuschauen«, zwischenbilanziert Philipp.

Die Gesetze der Branche hat Philipp ebenfalls bereits inhaliert. Auch im wahrsten Sinne Ein-«Schnitte« ins Persönliche hat Philipp schon erlebt. In »Schwarzbach 23« spielte der Harlachinger 2014 den Sohn einer an Krebs erkrankten Mutter. Laut Drehbuch begleitete der Protagonist den von Haarausfall und Chemotherapien seiner Filmmutter begleiteten Krankheitsverlauf nachdrücklich, in dem der Junge sich eine Glatze scheren ließ. »Das war schon heftig«, erzählt Philipp. »Es sind aber im Gegenzug auch durchaus üppige Honorare für einen 13-jährigen«, hat der Papa nachgerechnet. Und der Filius bleibt bodenständig. »Sparen und Anlegen« werde er seine Honorare auch weiterhin. Der Vater nickt erneut zufrieden. Bei künftigen Rollenangeboten hofft Philipp auch auf »Action«. Serien wie »Alarm für Cobra 11« begeistern ihn. Auch in Serien würde er gerne mitwirken. »Viel gezeigt hat mir beim gemeinsamen Drehen der Friedrich von Thun«, nennt Philipp den Mimen-Granden als eines seiner Vorbilder.

Richtig leuchtende Augen jedoch bekommt der Jung-Schauspieler, wenn er von seinem Idol Christian Tramietz aus der bajuwarisch-augenzwinkernden Vorabend-Krimiserie »Hubert und Staller« erzählt. »Die Serie ist jede Woche bei mir Pflichttermin«, strahlt Philipp. Dann wird die junge Schauspielhoffnung schnell wieder zum jugendlichen Fan. Irgendwann will Philipp seine schauspielerischen Ambitionen ohnehin noch auf ein breiteres Fundament stellen. »Bislang habe ich nur bei einem Logopäden Sprachunterrichte bekommen«. Ein Ziel sei natürlich eine fundierte Schauspielausbildung – etwa an der renommierten Münchner Otto Falckenberg Schule in München. Diese Ambitionen liegen für ihn noch in ferner Zukunft. Erst einmal will Philipp das Gymnasium abschließen. »Das zweite Standbein eben«, schmunzelt er. »Der Junge ist geerdet geblieben und spielt noch am liebsten mit seinen Freunden«, erzählt der Vater stolz. Dann ist der »Set«-Besuch bei Francks auch schon beendet. Schließlich schreibt Philipp morgen eine Französisch-Schularbeit. Schaupielerei hin oder her. Harald Hettich

Artikel vom 12.04.2015
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