Kastner lässt nicht locker

München · Künstler macht aus Kriegerdenkmal ein Friedensmahnmal

Mit einfachen Mitteln hat Wolfram Kastner das Kriegerdenkmal in ein Friedensmahnmal umgestaltet.	Foto: Kastner

Mit einfachen Mitteln hat Wolfram Kastner das Kriegerdenkmal in ein Friedensmahnmal umgestaltet. Foto: Kastner

München · Wolfram Kastner ist ein unermüdlicher Kämpfer für den Frieden. Seine letzte Kunstaktion ging dann aber doch einigen zu weit.

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Artikel vom 18.11.2015: So starben Ruhm und Ehre

Vom Kriegerdenkmal an der Dachauer Straße nahmen er und sein Mitstreiter Hans-Peter Berndl die Buchstaben R, U, H, M und D ab. So wurde aus der aufgesetzten Inschrift »Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre« schließlich »Sie starben für Deutschlands un Ehre« – an der Teilnahme an bewaffneten Konflikten kann Kastner nichts Ehrenvolles finden. Die abgeschraubten Buchstaben schickte er per Post an die Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, ihres Zeichens Hausherrin des Geländes, auf dem das Denkmal steht, nämlich auf Bundeswehrgelände.

Die Aktion hat dem provokanten Künstler eine Anzeige eingebracht. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer (CSU) verurteilte die Aktion, wenngleich auch nicht die Botschaft. »Jede Form von Krieg ist abzulehnen«, schrieb er in der Münchener Nord-Rundschau. Gleichzeitig betonte er, das Denkmal verherrliche nicht den Krieg, sondern erinnere an die Toten. Daher sei das Denkmal in seiner bisherigen Form wiederherzustellen. Dies habe ihm die Verteidigungsministerin auch zugesagt.

In einem offenen Brief attackiert Kastner den Bundestagsabgeordneten und Vizepräsident des Parlaments. Darin wirft er Singhammer vor, kein Nachdenken und keinen Dialog zuzulassen. Kastner fordert einen sensibleren Umgang mit dem Thema und eine Erklärung an dem Denkmal, das im Kontext der Zeit gesehen, aber kommentiert werden müsse. Dass die Soldaten für »Deutschlands Ruhm und Ehre« gefallen seien, sei damals schon falsch gewesen, heute umso mehr.

Inzwischen hat Kastner seine Aktionskunst an dem Denkmal erweitert. Nachdem der veränderte Schriftzug mit einer dunklen Plane abgedeckt worden war, hat Kastner ganz plakativ das Wort »FRIEDEN!« daraufgeschrieben.

Kastner provoziert mit seinen Aktionen. Im Jahr 2011 war er anlässlich des Papstbesuchs in Deutschland selbst als Papst verkleidet Arm in Arm mit einem als Adolf Hitler verkleideten Künstler in mehreren Städten aufgetreten, auch in München. Damit wollte er auf den Staatsvertrag zwischen Deutschland und dem Vatikan von 1933 hinweisen, der noch immer Gültigkeit hat. Kastner setzt sich außerdem gegen das Vergessen ein mit der Aktion »Brandfleck«, bei der aus Büchern vorgelesen wird, die von den Nazis einst verbrannt wurden.

Artikel vom 09.04.2015
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