Die Heimat bleibt Heimat

Giesing/Harlaching · Wichtige Anlaufstellen für Senioren: »Wohnen im Viertel« und ASZ

Offene Tür für die Senioren im Stadtteil und ein tolles Programm: Das Team vom ASZ Harlaching mit den Pädagoginnen Monika Weigl, Christine Gasteiger, Leiterin Jasmin Koch und Sonja Pejhan (Verwaltung). 	Foto: HH

Offene Tür für die Senioren im Stadtteil und ein tolles Programm: Das Team vom ASZ Harlaching mit den Pädagoginnen Monika Weigl, Christine Gasteiger, Leiterin Jasmin Koch und Sonja Pejhan (Verwaltung). Foto: HH

Giesing/Harlaching · Ob »Wohnen im Viertel« oder das Alten- und Servicezentrum (ASZ): Die Senioren in Giesing und Harlaching verfügen über wichtige soziale Schnittpunkte in ihren Quartieren.

Im ASZ Harlaching, an der Rotbuchenstraße 32, präsentierte jetzt Pflegedienstleiterin Slavica Bilajac das Modell »Wohnen im Viertel« – das älteren und behinderten Menschen einerseits den Verbleib im eigenen und vertrauten Wohnumfeld garantieren und andererseits mit einem umfangreichen Angebot an Betreuungsleistungen »rund um die Uhr« abfedern soll.

Das Sozialprojekt »Wohnen im Viertel« nach dem sogenannten Bielefelder Modell: Seit 2008 ist es auch im Münchner Südosten fest etabliert. Zunächst mit einer Station und Geschäftsstelle an der Harlachinger Rotbuchenstraße 46 – seit 2011 auch im Bereich des Walchenseeplatzes in Obergiesing. »Wohnen im Viertel«, das bedeutet gleichermaßen Sozialarbeit und ambulante Pflege – Beratung, Vermittlung und Hilfeleistung für die Bewohner der eigens ausgewiesenen Projektwohnungen im Einzugsgebiet der Stützpunkte wie auch für die älteren und / oder behinderten Bürger im Umkreis bis zu einem Kilometer.

Bei diesem ganz speziellen Versorgungskonzept soll die Versorgungssicherheit im eigenen Haushalt gewährleistet sein – gerade bei alten und gebrechlichen Menschen. »Die Sicherheit der eigenen vier Wände in Form von zumeist 1,5- bis Zweizimmerwohnungen, gepaart mit der Sicherheit der Versorgung im Bedarfsfall und in der eigenen Wohnung – rund um die Uhr und mit eigenem Notrufdienst« soll es sein, wie Slavica Bilajac bei ihrem Vortrag zum Thema im Alten- und Service-Zentrum Harlaching, nah dem eigenen Stützpunkt verdeutlichte. Eine ganze Reihe interessierter Senioren war der Einladung des örtlichen Seniorenbeirats gefolgt, um sich über die Vorzüge detailliert informieren zu lassen. Bei Bilajac waren sie an der richtigen Adresse.

Die erfahrene Pflegedienstleisterin wirkt seit über 20 Jahren für die Sozialstation Berg am Laim + Trudering, welche auch die beiden Einrichtungen in Giesing und Harlaching betreibt. »Wohnen im Viertel ist aber noch mehr«, erklärt Bilajac. Denn neben dem Dauermodell und der »Pflegewohnung auf Zeit« für die befristete Aufnahme von pflegebedürftigen Menschen schließt auch der sogenannte »Nachbarschaftstreff« eine wichtige Bedarfslücke: Hier können die Menschen aus dem Viertel sich austauschen und unterhalten, unterschiedlichste Bevökerungsgruppen werden integriert, die Menschen gestalten hier ihr soziales Leben entscheidend selbst mit. Selbstbestimmtes Leben und notwendige Unterstützung und Handreichung: Ein Modell mit Zukunft und großem Wachstumspotenzial – blickt man nur auf die demografische Entwicklung einer immer älteren Gesellschaft. »Und auch bitter nötig«, mahnt die erfahrene Pflegedienstleisterin Bilajac. »Denn während in anderen, gerade südeuropäischen Gesellschaften das generationenübergreifende Füreinander da sein selbstverständlich ist und im Alltag in den Familien und der jeweiligen Nachbarschaft selbstverständlich gepflegt wird, sind hierzulande viele Senioren und Behinderte auf Hilfe von außen und professionelle Hilfe angewiesen.« Unterstützung und Zuwendung wolle man bieten, konstruktive Betreuung und ein offenes Ohr.

Fachkräfte und Ehrenamtliche wirken im Projekt zum Wohle der Bedürftigen, den rechtlichen und finanziellen Anspruch wie Rahmen regelt das Sozialgesetzbuch. Aber die Senioren lauschten nicht nur dem interessanten Sachvortrag, sondern hatten auch jede Menge Fragen. »Sitzen die Menschen nur in ihrer barrierefreien Senioren- und Behindertenwohnung und werden versorgt, oder gibt es auch Programmpunkte wie Ausflüge oder ähnliches?«, wollte ein älterer Herr wissen. »Jede Menge an Aktivitäten« gebe es, so Bilajac. Die Palette reiche von Tierpark bis Kino, vom Sidestep zum Botanischen Garten bis zum Besuch auf der Auer Dult. Dazu gebe es in Nachbarschaftstreffs wie etwa am Walchenseeplatz eine breite Programmpalette. »Greift Wohnen im Viertel auch für wohlhabende Senioren?«, wollte jemand wissen.

Auch da gebe es Leute, die es ohne Hilfe in den eigenen vier Wänden »nicht mehr packen« würden. »Zudem sind die Mieten in München auch für finanziell besser gestellte Senioren oft gar nicht mehr zu bezahlen«, ergänzte eine ältere Dame. Viel zu häufig kollidiere der Satz vom alten »Baum«, den man nicht verpflanzen solle auch für weniger Einkommensschwache mit den Realitäten am überreizten Münchner Wohnungsmarkt. Doch hier musste Bilajac klare Grenzen vermelden. »Die Ämter ziehen hier nach dem Sozialgesetzbuch klare Grenzen«, die nur Bedürftigen eine Teilhabe an diesem Projekt ermöglichen würden. Bei den notwendigen Anträgen an die Behörden und Sozialträger würden die Menschen aber auch Unterstützung erfahren. Weitere Seniorenwünsche vor Ort: Gerade in Giesing gelte es, das Projekt möglichst mit weiteren Stützpunkten weiter auszubauen.

Zudem sollten die Verantwortlichen darauf achten, dass vorrangig für Senioren avisierte Wohnbereiche nicht durch andere Bevölkerungsgruppen »fehlbelegt« würden. Das passiere viel zu oft, meinte eine Diskussionsteilnehmerin. Insgesamt sei das Angebot für betreutes Seniorenwohnen zu knapp. Slavica Bilajac war hier aber wohl die falsche Adressatin. Das wegweisende Projekt »Wohnen im Viertel« leistet immense Arbeit – kann aber nachvollziehbarer Weise nicht alle sozialpolitischen Lücken schließen. HH

ASZ als Hochfrequenz-Anlaufstelle
Stolze 107 Besucher pro Tag laut aktueller Statistik, ein Programm- und Kursangebot enormen Umfangs vom Kochen bis zum Ausflug in Münchner »Unterwelt« mit Exkursionen etwa in die Gruft der Asamkirche, Hausbesuchen, Malkursen und Kinoabenden, Frühstückstreffen und Spielenachmittagen – Die Liste der Aktionen und Aktivitäten sowie umfangreichen Beratungsleistungen ließe sich fast beliebig fortsetzen. Demnächst will man die einzigartige Giesinger Zimtschneckenfabrik besuchen, schmunzelt Koch mit eigener Vorfreude. Sozialpädagogin Jasmin Koch und ihr insgesamt vierköpfiges Team bewältigen einen enormen Umfang an sozialer Betreuung. »Dazu kommt noch die übliche Gremienarbeit und Vernetzung im Stadtteil«, betont die junge Dame, die seit 2008 im ASZ Harlaching das Zepter schwingt. »Allerdings zusammen mit dem Team und mit vielen Ehrenamtlichen – ohne die wäre unser Programm einfach nicht zu bewältigen«, betont die Sozial-Werklerin.

Insgesamt sei man gut vernetzt im Stadtteil und vom eigenen Träger, dem Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuzes, auch gut versorgt. Freilich gibt es in einer pulsierenden Einrichtung wie dem ASZ auch stete Baustellen. »Das Case-Management nimmt in letzter Zeit deutlich zu«, so Koch mit Blick auf die umfangreichen Hilfen des Hauses für Menschen, etwa mit beginnender Demenz. Sogar aufsuchend tätig ist das ASZ hier vor Ort bei den Senioren zuhause: Beratungshilfen in Fragen der Grundsicherung, bei Behörden oder mit Blick auf den hauswirtschaftlichen Dienst inclusive. Selbst beim notwendigen Umbau der eigenen vier Wände beraten die Kräfte des ASZ. Hier werde irgendwann auch ein Ausbau der personellen Ressourcen notwendig sein. Mehr Ressourcen, welche sich die ansonsten sehr zufrieden wirkende Leiterin des ASZ Harlaching auch noch mit Blick auf ein weiteres Problemfeld wünscht. »Der öffentliche Personen-Nahverkehr in Harlaching ist schon verbesserungswürdig – vor allem mit Blick auf die Senioren.« Es könne doch nicht sein, dass viele der Senioren häufig bei den Fahrten von und ins ASZ auf ein Taxi angewiesen seien. Recht hat sie, sei den Verkehrsplanern ins Stammbuch geschrieben. HH

Artikel vom 24.03.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...