Ganz schön schnell

Grünwalder Schülerin will ganz vorne mitfahren

Sophia Flörsch (14 Jahre) aus Grünwald will ganz vorne mitfahren im Rennbetrieb. Fotos: VA

Sophia Flörsch (14 Jahre) aus Grünwald will ganz vorne mitfahren im Rennbetrieb. Fotos: VA

Grünwald · Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wünscht sich seit Jahren eine Frau in der Königsklasse des Motorsports. Aber nicht irgendeine, sondern eine, die vorne mitfahren kann. Die den Vettels, Hamiltons und Alonsos dieses Zirkusses die Stirn bieten kann. Gefunden hat er bisher keine. Vielleicht wird sich das in ein paar Jahren ändern.

Wenn die Entwicklung von Sophia Flörsch so weitergeht wie bisher, könnte bald eine Grünwalderin für Furore sorgen. Heuer startet die 14-Jährige erstmals in einem Auto in der britischen »Ginetta«-Serie, zudem testet Sophia für ein renommiertes Formel-4-Team. Sophia Flörsch besucht derzeit das Gymnasium in Oberhaching, die 9. Klasse wird sie so souverän meistern wie all die Stufen zuvor. Die Schule ist für Grünwalds schnellsten Teenager ohnehin eine große Hilfe. Die Lehrer stellen sich häufig auf Sophias viele Termine ein, schreiben Prüfungen dann, wenn sie nicht gerade an einer Rennstrecke weilt. Nach drei Jahren im Kartsport (da war die Grünwalderin vor allem in Italien unterwegs) heißt es nun erstmals »Dach über dem Kopf«. Sophia ist begeistert: »Ich darf endlich Auto fahren. Das ist so toll.« Die Ginetta-Serie ist die einzige, die es 14-Jährigen derzeit erlaubt mitzufahren, in der Formel 4 wurden die Regeln dahin geändert, dass man erst ab 15 starten darf - Sophias Geburtstag ist erst im Dezember.

Der Schritt ist für die Schülerin auch deshalb so wichtig, weil sie zuletzt gegen die Kart-Konkurrenz keine wirkliche Siegchance mehr hatte. Nicht etwa, weil sie zu schlecht war. »Ich war zu groß, da kannst du im Kart nicht mehr mithalten«, erklärt Sophia. Trotzdem sei das vergangene Jahr kein schlechtes gewesen, auch wenn am Ende sogar Verletzungen dazwischen kamen. Doch selbst von einer Knöchel- und Achillessehnenverletzung ließ sich Sophia nicht aufhalten und stieg wenige Tage später wieder hinters Steuer. Seit einiger Zeit ist Sophia Flörsch »Förderpilotin der ADAC Stiftung Sport«, seit 2013 auch Teil eines Nachwuchsprogramms von Red Bull, dort darf sie im Simulator testen, kommt den Stars der Szene wie Daniel Ricciardo ganz nahe. Und in der Ginetta, wo sie für das britische Topteam »HHC Motorsport« fahren wird, sind alle begeistert. Noch nie zuvor hatte ein Talent an seinem ersten Testtag solch schnelle Zeiten hingelegt wie Sophia. Ihr Ziel: »Bisher lief alles sehr gut. Ich will jetzt schnell dazulernen, vor allem im Nassen, und dann möglichst oft aufs Podium fahren. Und ich will die Rookie-Wertung gewinnen.«

Die Ginetta-Serie startet im Rahmen der britischen Tourenwagen-Meisterschaft (quasi das Pendant zur DTM hierzulande). Somit ist auch TV-Aufmerksamkeit garantiert. Der Plan für die kommenden Jahre ist klar: 2016 soll es in die Formel 4 gehen, ein Jahr später in die Formel 3 – und dann möglichst bald in die Formel 1. Sophia, die sich aufgrund ihres Aussehens sicherlich auch abseits der sportlichen Schiene vermarkten ließe, setzt dabei voll auf Qualität. »Alles andere würde keinen Sinn machen«, betont Vater Alexander Flörsch, der seine Tochter seit Jahren begleitet und unterstützt. Er selbst war früher begeisterter Rennfahrer. Auf dem langen, schwierigen Weg in Richtung Formel 1 – das ist das große Ziel von Sophia Flörsch – fährt die Grünwalderin heuer wie erwähnt zweigleisig.

In den Testfahrten für das Formel-4-Team »Motopark« (für das einst der mehrfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel startete) wird sich Sophia auch an Formel-Autos gewöhnen können. Und wer weiß, vielleicht dringt da ja schon zu Bernie Ecclestone durch, dass er den Blick mal auf diese 14-Jährige richten sollte, die einst seinen Wunsch nach einer starken Frau in der Formel 1 erfüllen könnte.

Jahn Lüdeke

Artikel vom 17.03.2015
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