14 Quadratmeter neue Heimat

Garchings Flüchtlingsunterkunft erwartet im März 100 Asylbewerber

Hauptsache ein Dach über dem Kopf: Die Flüchtlingsunterkunft in Garching bietet Platz für 100 Menschen. Foto: Pressestelle Landratsamt München

Hauptsache ein Dach über dem Kopf: Die Flüchtlingsunterkunft in Garching bietet Platz für 100 Menschen. Foto: Pressestelle Landratsamt München

Garching · Am Ende des Echinger Weges stehen jetzt drei Reihen von Containern, in denen ab März 100 Asylbewerber einziehen werden. Die Anlage ist jedoch nur eine Notlösung, wird voraussichtlich nur ein Jahr genutzt werden. So lange wird der Landkreis brauchen, um eine feste Unterkunft für Flüchtlinge, auch wieder aus Fertigteilen, zu errichten.

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Dieser Neubau, der nach Darstellung von Garchings 1. Bürgermeister Dr. Dieter Gruchmann vielleicht sogar dreistöckig und damit so hoch wie die Umgebungsbebauung werden könnte, wird dann Platz für 150 Menschen bieten und optisch ganz sicher ansprechender sein als die übergangsweise aufgestellten Container. Jetzt war aber erst einmal Ortsbesichtigung für interessierte Bürgerinnen und Bürger und gut 300 folgten der Einladung von Landrat Christoph Göbel. Die 50 Doppelzimmer und Gemeinschaftsräume, die insgesamt eine Fläche von 1.400 Quadratmetern einnehmen, sind bereits fertig eingerichtet: Zwei Betten, zwei abschließbare Spinde, ein Tisch, ein Kühlschrank, Geschirr, drei Kochtöpfe, zwei Bratpfannen, zwei Handtücher, Bettwäsche, das ist die Ausstattung.

Die Wände sind hell, die Fenster groß, die Heizung funktioniert. »Stell‘ einen Fernseher rein, dann ziehe ich ein«, meinte ein Gast scherzhaft. Landrat und Bürgermeister brauchten für ihre offiziellen Reden gerade mal elf Minuten, dann war alles gesagt, vor allem der Dank an die katholische Kirchengemeinde für die Bereitstellung des Grundstückes, an den Helferkreis, der sich bereits formiert habe. Tatsächlich war dieser unter der Führung von Ingrid Stanglmeier, der Beauftragten für soziales Bürgernetz stark vertreten und stellte die meisten Fragen. Sie waren durchweg von ganz praktischer Natur: Deutschunterricht war das zentrale Thema. »Kommt hier auch eine Tafel rein?« Diese Containereinheiten haben nämlich etwas, was beispielsweise die Helferkreise im Kreis Erding schmerzhaft vermissen: Einen Gemeinschaftsraum für jede der drei Einheiten, wo Kreisbaumeister Christian Dauer in die bautechnischen Details ging. Damit ist der Unterricht sogar technisch möglich, auch wenn Landrat Göbel sich beeilte, klar zu stellen, dass der Landkreis mit Leistungsanbietern wie den Volkshochschulen im Gespräch sei.

Weitere Fragen betrafen die noch zu erstellenden Außenanlagen. Ob ein Bolzplatz her komme oder Einrichtungen für kleinere Kinder. Das konnte selbst der Landrat nicht sagen, denn er wisse nicht, wer komme. Aber sollten kleine Kinder dabei sein, werde es sicher möglich sein, dann auch einen Sandkasten oder kleinere Spielgeräte aufzustellen. Fernsehanschluss? Technisch möglich, aber derzeit noch nicht installiert. Reinigung? Machen die Flüchtlinge selbst, wobei die Reinigung der Gemeinschaftsanlagen Ein-Euro-Jobber übernehmen sollen. Sicherheit? Es wird einen »Objektbetreuer« geben, der tatsächlich einen eignen Raum hat. Hausmeisterdienste? Werden teilweise über Fremdfirmen getätigt und über den Landkreis organisiert. Die Menschen fragten die Politiker regelrecht aus und bekamen auf tatsächlich alle Fragen konkrete und zufriedenstellende Antworten.

Entsprechend war die Stimmung in der Runde, und Sigrid Singer, Gruppenleiterin Sozialhilfe und Wohnungswesen beim Landratsamt konnte die Gelegenheit nutzen, einige konkrete Bitten anzubringen: »Bitte nicht aus ehrlich gemeinter Hilfsbereitschaft irgendwelche Elektrogeräte in die Einrichtung bringen!« Das habe mit dem Brandschutz zu tun und der Leistungsfähigkeit der elektrischen Anlage. Wer hier helfen wolle sei eingeladen, sich über die zentralen Dienststellen mit den Betreuern in Verbindung zu setzen. Warum der später zu errichtende feste Bau 50 Plätze mehr aufweisen werde, erläuterte Garchings 1. Bürgermeister Gruchmann auf Nachfrage der Münchener Nord-Rundschau so: Die jetzige Interimslösung biete keinen Platz für sogenannte »Fehlbeleger«. Das sind solche Flüchtlinge, deren Verfahren abgeschlossen sind, die aber aufgrund der extrem angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt keine Wohnung finden können. Landrat Christoph Goebel wurde hier vor den Gästen auch ganz deutlich: Es dürfe nicht passieren, dass diese bedauernwerten Menschen dann auch noch obdachlos würden und dann doch wieder der Kommune zum Problem werden könnten. Kommune und Landkreis würden in diesem Punkt eng zusammenarbeiten.

kw

Artikel vom 18.02.2015
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