Auf Eisenwegen Richtung Himmel

München · Was sollte ich bei einer Klettersteig-Tour alles bedenken?

Klettersteige wie hier im Wilden Kaiser sind landschaftlich ungemein reizvoll und für jeden routinierten Berggeher ein Genuss. Dennoch sollte einiges bei der Planung beachtet werden. 	Foto: Stefan Dohl

Klettersteige wie hier im Wilden Kaiser sind landschaftlich ungemein reizvoll und für jeden routinierten Berggeher ein Genuss. Dennoch sollte einiges bei der Planung beachtet werden. Foto: Stefan Dohl

München · Auch wenn momentan noch die Skifahrer die Alpen bevölkern. Die nächste Bergsaison kommt definitiv. Dabei ist schon seit längerem beim Bergsteigen ein regelrechter »Boom« zu beobachten: das Klettersteig-Gehen ermöglicht auch dem Nicht-Kletterer auf gesicherten Routen den Zugang zu spannenden und exponierten Gipfelzielen.

Mittels Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern und Stahlseilen wird der Bergfex durch nicht selten ausgesetzte und luftige Passagen geleitet. Somit bietet das Klettersteigen dem bergerprobten, konditionsstarken und trittsicheren Wanderer einen attraktiven und reizvollen Zugang in die »wilde« alpine Bergwelt. Und zwar jenseits von breiten und ausgetretenen Wanderpfaden, Almstraßen und Bergbahnen. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewesen, dass jeder Klettersteig ein gewisses Maß an Kondition, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie alpiner Erfahrung stellt. Dazu gehört auch die Fähigkeit einer kritischen Selbsteinschätzung. Denn nicht selten überschätzen viele Bergsportler ihre individuellen Fähigkeiten, was an Klettersteigen zu gefährlichen Situationen führen kann.

Wenn Stefan Dohl seine Wanderstiefel schnürt

So warnt auch der Deutsche Alpenverein in seiner aktuellen Unfallstatistik vor einer ansteigenden Zahl von »Blockierern« auf Klettersteigen, sprich Personen die am Steig weder vor noch zurück kommen, und dementsprechend aus dem Steig »geborgen« werden müssen. Dabei ist in den letzten Jahren ein exponentieller Anstieg zu verzeichnen. Die Tendenz ist weiter steigend. Bei der »Klassifizierung« von Klettersteigen wird zur allgemeinen Orientierung nach objektiven Schwierigkeiten, sowie technischen bzw. physischen Anforderungen unterschieden. Diese reichen von der Kategorie A (wenig schwierig) bis hin zur Kategorie E (extrem schwierig), wobei der Übergang zum Freiklettern bei den höheren Schwierigkeitsgraden nahezu fließend ist. Für alle die eine Klettersteig-Tour planen, sollten die technischen und objektiven Schwierigkeiten, und natürlich die eigene Form und Kondition bei der Planung immer mit größter Priorität einbezogen werden. Außerdem wirken sich die äußerlichen Bedingungen gerade bei Klettersteigen besonders gravierend aus.

Dies gilt für Niederschläge und Nebel ebenso, wie für besonders sonnenausgesetzte Steige, die nicht selten zu Hochöfen werden. Wie bei allen Bergunternehmungen sollte deshalb penibel auf die Wettervorhersagen Obacht gegeben werden. Häufig lassen sich »brenzlige« Situationen auch durch die Beherrschung und Verwendung des entsprechenden Sicherungsmaterials entschärfen. Deswegen gilt: Für alle Steige sollte gerade für wenig erfahrene Berg-Geher ein Steinschlaghelm und ein Klettersteig-Set obligatorisch sein. Klettersteighandschuhe schützen des Weiteren vor Schnittverletzungen durch das Drahtseil.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der »Faktor Mensch« trotz der immer professionelleren und besseren Ausrüstungsmöglichkeiten das größte Risiko auf Klettersteigen darstellt. Gerade bei stark frequentierten Steigen, bildet der Steinschlag durch Vorausgehende eine nicht zu unterschätzende und erhebliche Gefahrenquelle. Mit einer kritischen Selbsteinschätzung, der ausreichenden und gewissenhaften Vorplanung, sowie die Kenntnis der Schwierigkeiten und des Geländes, können diese Risiken allerdings erfolgreich minimiert werden. Einem spannenden und aussichtsreichen Klettersteig-Tag in der kommenden Bergsaison steht somit nix mehr im Wege. Also nix wie ran an die Tourenplanung für dieses Jahr.

Stefan Dohl

Artikel vom 09.02.2015
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