Fit sein für jede Situation bei der Geburt

Kreißsaalteam Ebersberg absolviert Nothilfe-Sicherheitstraining

Oberarzt Dr. Stephan Hasmüller (li.) und Assistenzärztin Dr. Julia Paulus proben den Notfall an einer Babypuppe.	Foto: Kreisklinik Ebersberg

Oberarzt Dr. Stephan Hasmüller (li.) und Assistenzärztin Dr. Julia Paulus proben den Notfall an einer Babypuppe. Foto: Kreisklinik Ebersberg

Ebersberg · Die Geburtshilfe der Kreisklinik Ebersberg hat Grund zur Freude: Seit einigen Jahren steigen die Geburtszahlen kräftig an: 2014 kamen in Ebersberg 597 Babys zur Welt, über 10 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, welches mit 12 Prozent Zuwachs auch schon ein gutes war.

Und dies nicht nur quantitativ, sondern weil auch bei den Qualitätsdaten wie Infektionsvorbeugung, Kaiserschnittrate oder Dammrissvermeidung Vorbildliches erreicht wurde.

Diese Ergebnisse kommen nicht von allein, sie fußen auf Ausbildung und Erfahrung, auf Achtsamkeit bei den Abläufen und auf Training für das Handeln in besonderen Situationen.

Für die Sicherheit von Mutter und Kind unterzog sich das gesamte Kreißsaal-Team der Kreisklinik zum zweiten Mal dem so genannten »Simparteam-Training«. Das Konzept wurde ursprünglich für andere Hochrisikobereiche wie die Luftfahrt entwickelt und 2012 auf die Geburtshilfe übertragen.

Gynäkologen, Hebammen und Anästhesisten übten in einem improvisierten Kreißsaal an lebensgroßen, computergesteuerten Mutter- und Baby-Puppen das richtige Verhalten in Notfällen. Was ist zu tun, wenn bei der Mutter ein starker Blutverlust auftritt oder eine Schulterdystokie des Kindes, also eine ungünstige Stellung des Schultergürtels, die den Geburtsvorgang behindert? Dann kommt es auf jede Sekunde an, auf optimales Zusammenwirken, welches nur durch Training vorbereitet werden kann. Neben medizinischem Know-how stehen hier vor allem die sogenannten non-technical-Skills wie situationsgerechtes Bewusstsein, Entscheidungsfindung, Teamwork, Management und Organisation sowie Kommunikation im Mittelpunkt. Denn Untersuchungen haben ergeben, dass - wenn Fehler passieren - deren Ursache am häufigsten in diesen Bereichen zu suchen sind.

Mit Hilfe einer Audio-Video-Anlage verfolgen diejenigen, die gerade nicht aktiv beteiligt sind, das Geschehen in einem Nebenraum mit. Die Aufzeichnungen dienen später der gründlichen Nachbesprechung für jede Trainingseinheit.

Vor rund zwei Jahren war die Geburtshilfe der Kreisklinik Ebersberg Teilnehmer des Simparteam-Pilotprojekts, das in Zusammenarbeit mit der Technischen München, dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen und verschiedener Krankenhäuser getestet wurde.

»Ich fand das Training schon damals toll«, sagt Oberarzt und Organisator der Veranstaltung, Dr. Stephan Hasmüller. Es spiegele sehr realitätsnah die Situation im Kreißsaal wieder. Die Babypuppe atmet, strampelt, schreit und ihr Gesicht läuft blau an, wenn der Sauerstoff knapp wird. Alle Vitalparameter wie Herzschlag, Blutdruck und Sauerstoffgehalt des Blutes können auf einem Monitor abgelesen werden, ebenso bei der Mutterpuppe. Größte Herausforderung ist eine deutliche Verständigung nach dem Motto: »Gedacht ist nicht gesagt, gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht gemacht«. »Vor zwei Jahren haben wir den Erfolg von Simparteam deutlich im Klinikalltag wahrgenommen«, erinnert sich Dr. Hasmüller. Anweisungen werden seitdem klarer gegeben und von den Teamkollegen bestätigt.

Die Wiederholung des Trainings sei absolut sinnvoll, nicht zuletzt, weil in der Abteilung neue Mitarbeiter hinzugekommen und die medizintechnische Ausrüstung erweitert worden wäre. »Es ist auch ein guter Test für uns, wie weit wir beim Thema Kommunikation gekommen sind«, ergänzt Chefärztin Prof. Cornelia Höß.

Artikel vom 26.01.2015
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