Zweiter Weltmeistertitel

Feldmochinger Kickboxerin holt im kanadischen Richmond das Double

So sympathisch wie erfolgreich: Antigona Sopi zählt zu den besten Kampfsportlerinnen der Bundesrepublik.  Ort des Kickbox-Triumphes: Das »Richmond Olympic Oval« in Kanada.		 	Fotos:  J. Schütt/Verein

So sympathisch wie erfolgreich: Antigona Sopi zählt zu den besten Kampfsportlerinnen der Bundesrepublik. Ort des Kickbox-Triumphes: Das »Richmond Olympic Oval« in Kanada. Fotos: J. Schütt/Verein

München/Feldmoching · Kickboxerin Antigona Sopi hat wieder zugeschlagen. Und wie! Bei den diesjährigen »World Martial Arts Games « in Richmond (Kanada) konnte sie ihren letztjährigen Weltmeister-Titel in der Kategorie »Leichtkontakt« verteidigen.

Antigona Sopi, Kickboxerin

Der diesjährige Gewinn macht die sympathische 37-Jährige noch mehr stolz als der vom letzten Jahr, zog sie sich doch erst im Frühjahr eine schwere Verletzung am rechten Daumen zu.
Diagnose: Wintersteinfraktur, Bruch des Daumengelenks.
Die Folgen: Operation, Trainingspause für zehn Wochen und Teilnahmeverbot an den »German Martial Arts Games« in Schwäbisch Gmünd, was normalerweise das Aus für die WM bedeutet hätte.

Doch als Titelverteidigerin hatte das Mitglied des in Feldmoching ansässigen Kampfsportclubs München das Ticket sicher. »Wirklich beruhigend war das jedoch nicht«, gesteht Antigona im Interview mit der Münchener Nord-Rundschau. Denn: »Ich wusste ja, die WM würde bereits im September stattfinden. Da blieb nicht mehr viel Zeit, um einen zehnwöchigen, kompletten Trainingsausfall wettzumachen. Jeder Hochleistungssportler kann da wohl ein Lied davon singen.« Doch Antigona Sopi hätte ihr Leben seit fast sieben Jahren nicht dem Kickboxen gewidmet, wäre sie nicht auch als Privatperson eine echte Kämpferin. Mit eiserner Disziplin meisterte Antigona das fast Unmögliche, brachte sich wieder in meisterliche Höchstform. Trotz Metallplatte im Daumen. Eine sieben Zentimeter lange Narbe zeugt noch von der zurückliegenden OP.

Doch nicht nur mit unvorhergesehenen Trainingsunfällen müssen sich die im Kampfsport Aktiven herumschlagen, ihr ganzes Leben folgt tagtäglich einem strikten Plan.
Aktuelles Beispiel: Das Oktoberfest.
Ozapft is natürlich auch für die erfolgreiche Sportlerin – doch bitte alkoholfrei. Statt Hendl, Brezn oder Steckerlfisch sieht Antigonas täglicher Speiseplan viel Obst und Gemüse, Backwaren aus dunklem statt Weißmehl und Eiweißspender wie Hüttenkäse, Quark und Eierspeisen vor. Dazu Säfte und viel Wasser. »Zum Glück habe ich eine sehr verständnisvolle Familie«, freut sich die Doppel-Weltmeisterin ,»die mich in jeder Hinsicht vorbildlich unterstützt.«

Apropos Unterstützung: Wie sieht die finanziell aus?
So ein Kanada-Tripp kann das private Budget ja schon mal schwer belasten, unabhängig von den Kosten für das nötige Sportgerät.
Antigona schnauft tief durch: »Dazu muss man wissen«, klärt sie auf »dass wir Kampfsportler ein Team von Individualisten sind, die sich, wenn man so will, ehrenamtlich engagieren. Bei Kampfsportarten wie Boxen oder Judo mag das schon anders sein. Doch Kickboxen, wie auch Tae Kwon Do, Sanda (chinesisches Boxen, Anmerkung der Redaktion), Karate oder Muay Thai (besser bekannt als Thaiboxen, Anmerkung der Redaktion) sind eben eher noch Randsportarten. Sogar im deutschen Kampfsport-Dachverband, dem National Martial Arts Committee e.V. findet man nur ehrenamtlich Tätige.«

Dennoch: Es gibt hoffnungsvolle Zeichen, die das Kickboxen mehr ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rücken dürfte. Denn zum ersten Mal stand eine »World Martial Arts Games« unter der Schirmherrschaft des IOC, des Internationalen Olympischen Komitees.

Inwieweit allein dieser Umstand Kampfsportarten generell zu mehr Popularität verhelfen wird, ist zwar offen, doch ein Anfang ist gemacht. Mit steigender Popularität wäre dann möglicherweise auch das Suchen nach Sponsoren um einiges einfacher. Antigona hätte natürlich gern einen Sponsor, da sie schon genügend Entbehrungen in Kauf nehmen muss. Würde die gelernte Mediensachbearbeiterin nicht einem 40-Stunden-Fulltimejob nachgehen, wären ihre Reisen, auch zu innerbayerischen oder bundesdeutschen Wettkämpfen kaum möglich. Nicht nur Geld, auch Zeit ist knapp. So trainiert sie in den Räumlichkeiten des Kampfsportclubs München oder absolviert ihre Laufeinheiten immer dann, wenn der Normalbürger sich längst auf der heimischen Couch räkelt.

Ist das nicht ein wenig unwürdig für eine Doppel-Weltmeisterin?
Antigona Sopi ist so bescheiden wie erfolgreich. »Wer diesen Sport so leidenschaftlich betreibt wie ich, muss damit leben«, entgegnet sie allen Zweiflern und streichelt ihre zwei WM-Medaillen, die um ihren Hals baumeln. Man sieht es in diesem Moment ihrem Gesicht an. Hierfür lohnt sich die ganze Mühe. Und so erscheint die Frage, ob sie nächstes Jahr im britischen Norwich wieder dabei sein wird, fast überflüssig.

Obwohl: Gehört eine Frau mit 37 Jahren nicht schon längst zum »alten Eisen«?
»Phillip Pochmann, mein Trainer, meint zumindest«, so Antigonas diplomatische Antwort, »ich solle mit meiner Fitness ruhig noch ein paar Jahre ranhängen, zumal es bei den Kickboxerinnen keine Veteranenklasse wie bei den Männern ab 40 Jahren gibt.«
Demnach wird sie sich im August nächsten Jahres nach Großbritannien aufmachen. Mission: Titel-Triple. Also: Daumen drücken – gaaanz vorsichtig. J. Schütt

Artikel vom 24.09.2014
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