Von früh bis spät?

Sind die Münchner Ladenschlusszeiten noch zeitgemäß?

Claudia und Caro beim Shoppen in der Innenstadt. Bei den Öffnungszeiten haben sie unterschiedliche Meinungen.	Foto: scy

Claudia und Caro beim Shoppen in der Innenstadt. Bei den Öffnungszeiten haben sie unterschiedliche Meinungen. Foto: scy

München · Man kennt die typischen Lautsprecherdurchsagen um kurz vor 20 Uhr: »Liebe Kunden, wir schließen in wenigen Minuten.« Und die lieben Kunden müssen sich nun natürlich beeilen, ruckzuck hin zur Kasse.

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Anders in der langen Shopping-Nacht am Freitag, 12. September. Da heißt es dann für alle Shopping-Freunde: Einkaufen bis Mitternacht. Hierzulande allerdings die große Ausnahme. Aber: Soll das so bleiben? In der so genannten Ladenschluss-Debatte wird weiterhin kontrovers diskutiert. »Viele Touristen schütteln über unsere Ladenschlusszeiten den Kopf«, berichtet Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Besonders von den Oktoberfestbesuchern, die aus aller Welt anreisen, höre er immer wieder: »Das darf doch nicht wahr sein«.

Die Händler selbst, so Ohlmann, seien in zwei Lager gespalten: »Die einen wollen es belassen, wie es ist, die anderen plädieren für eine Änderung.« Vor allem Discounter und Supermärkte würden eine Lockerung des Ladenschlussgesetzes begrüßen. Was vielen Händlern grundsätzlich schwer aufstoße, sei laut Ohlmann, dass sie keine freie Hand hätten, ihre Läden zu öffnen, wann sie es für richtig halten. Der Bedarf sei schließlich nicht überall gleich. Problematisch seien die längeren Öffnungszeiten allerdings vor allem für die »Kleinen«, die einen Wettbewerbsnachteil haben könnten, da sich eine Öffnung bis 22 oder 24 Uhr im Grunde nur für die »Großen« rentiere, so Ohlmann weiter. »Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen jedoch, dass längere Öffnungszeiten nicht automatisch mehr Umsatz einbringen«, so ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi, der außerdem darauf hinweist, dass längere Arbeitszeiten nicht zu mehr Beschäftigung, sondern zu mehr Teilzeit und mehr geringfügigen Anstellungsverhältnissen führen.

Die 18-jährige Ivona hat bereits in einem Klamottengeschäft in der Münchner Innenstadt gejobbt. »Aus Sicht der Kundschaft mag es toll sein, lange einkaufen zu gehen, aber ich kenne die andere Seite und für mich wäre es die Hölle, wenn ich bis 22 Uhr oder länger im Laden stehen müsste«, sagt sie. Freundin Lissi hingegen befürwortet längere Öffnungszeiten, bis 22 Uhr würde es ihr jedoch reichen: »Vor allem bei Lebensmitteln wäre das toll. Dann muss man nach der Arbeit nicht wie verrückt zum Supermarkt hetzen.« Auch die Freundinnen Caro und Claudia, die gerade auf einer Shopping-Tour durch die Fußgängerzone unterwegs sind, würden gerne nach 20 Uhr noch in den Läden shoppen. »Nur eine lange Shopping-Nacht im Jahr, das reicht auf keinen Fall«, so Claudia. »Wenn ich daran denke, wie oft wir schon um fünf Minuten vor acht in einen Laden rein sind, weil wir es anders nicht geschafft haben, und dann im Eiltempo die Sachen durchgeschaut haben«, berichtet Caro. »Da wäre es wesentlich entspannter, wenn länger offen wäre.« Das Ladenschlussgesetz regelt seit dem Jahr 1957 in der Bundesrepublik Deutschland die Öffnungszeiten von Geschäften durch das Festlegen von Zeiten, zu denen kein Geschäft öffnen darf. Seit dem 7. Juli 2006 ist das Ladenschlussgesetz Ländersache. Das Ergebnis: In 14 Bundesländern kann man werktags bis 22 Uhr oder länger einkaufen.

In Bayern aber ist weder eine gänzliche Freigabe der Verkaufszeiten von Montag bis Samstag noch an eine eingeschränkte Liberalisierung der Ladenschlusszeiten bis 22 Uhr geplant. Die bayerischen Geschäfte dürfen an Werktagen von 6 bis 20 Uhr geöffnet haben. Am 24. Dezember muss um 14 Uhr Schluss sein. Für vier Sonntage im Jahr dürfen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden – außer im Dezember. Nur einmal, unter der CSU-Regierung von Ministerpräsident Edmund Stoiber, wäre fast einmal Bewegung in die Sache gekommen. Eine Abstimmung über die Lockerung und Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes endete unentschieden. Derzeit aber ist an der Ladenschlussfront so lange Ruhe, so lange Horst Seehofer im Amt ist. Der wurde bisher nicht müde, besonders zu betonen, so lange er Ministerpräsident sei, werde sich am Ladenschluss nichts ändern. Von Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 04.09.2014
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