Albrecht Ackerland im Münchner Samstagsblatt zum Thema: Überall gemeinsam Schauen

Da schau her! Zum Thema Publik Viewing

München · Ich gebe es offen zu: Ich bin eher so der Event-Fußballer. Ich habe einige Freunde, die es vorziehen, unbedingt ohne mich zu schauen, dann redet wenigstens keiner dazwischen.

Ich mag Fußball sehr, sportliche und taktische Finessen habe ich nie verstanden, ich mag das Drumherum – und finde, die Art von Fan-Sein hat ihre Berechtigung.

Drumherum wird bald wieder so einiges los sein, ich finde es wunderbar, dass Kneipen, so sie denn Fußball zeigen, teils sogar bis in die Nacht offen haben dürfen. Es wird ein fantastischer Münchner Monat. Ich freue mich aber noch aus einem anderen Grund auf die WM: Ein Spezl aus der Boazn ist erklärter Technik-Heini, und im vergangenen Jahr hat er sich einen kleinen Beamer angeschafft, der mit Akku läuft, dazu eine Leinwand zum Transportieren und einen gescheiten Kofferradio. Wir haben an der Oper abends »Monaco Franze« geschaut, im Hofgarten »Kir Royal«, am Viktualienmarkt »München 7«, an der Isar ein paar Folgen Pumuckl. Es war zum Gänsehaut-Kriegen schön.

Und nun bald WM, unser mobiles Public Viewing, überall. Mit jedem, der Lust hat, sich dazuzusetzen. Die Flasche Weißwein schön gekühlt aus der Kühltasche.

Die nötigen Gerätschaften sind so erschwinglich, dass ich hiermit fordere, jeden Münchner mit so einem netten Kasterl auszustatten, München wird bekannt als Social-Crowd-generated-Public-Viewing-City, was für ein schöner neuer Titel für die Weltstadt mit Herz, was wäre das für eine erste Amtshandlung mit Paukenschlag für unseren neuen Wirtschaftsreferenten Seppi Schmid. Es gibt kein Fleckerl in der Stadt, keine halbdunkle Hausmauer, wo kein Fußball läuft, das kurbelt die Wirtschaft weiter an – und ich kann dazwischenreden, bis die Kehle trocken ist.

Artikel vom 05.06.2014
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