Großer Festbetrieb am Flughafengelände

100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn

Vorstand Klaus Ortmeier (links) und Kommandant Eduard Klas. 	Foto: Kurt Paulus

Vorstand Klaus Ortmeier (links) und Kommandant Eduard Klas. Foto: Kurt Paulus

Ottobrunn · Früher und heute – viel hat sich geändert, manches aber auch nicht. Klaus Ortmeier, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn, und Kommandant Eduard Klas erzählen ihre persönliche Geschichte der Wehr und informieren über das große Jubiläumsfest.

Herr Klas, wie lange sind Sie schon bei der Feuerwehr?

Mit 15 Jahren bin ich 1988 in die Jugendfeuerwehr eingetreten. 1999 wählten mich die Kameraden zum Stellvertretenden Kommandanten, 2003 wurde ich ihr Kommandant, 2009 wurde ich wiedergewählt. 2006 habe ich zusätzlich das Amt des stellvertretenden Vereinsvorsitzenden übernommen. Als Kommandant bin in die Fußstapfen meines Großvaters getreten, der als einer der Gründer bereits von 1914 an dabei war. Während des 2. Weltkriegs war er stellvertretender Kommandant. Die Gemeinde Unterhaching setzte ihn von 1946 bis 1949 als Kommandant ein. Man könnte also sagen, dass die Familie Klas durch ihre Mitgliedschaft 76 der 100 Jahre der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn abdeckt.

Wie viel Zeit verbringen Sie, Herr Klas, mit Ihrem Hobby »Feuerwehr«?

Der Zeitaufwand ist enorm, aber er belastet mich nicht. Meine Frau weiß, dass sie mit einem Vollblut-Feuerwehrmann verheiratet ist. Meine Kinder ziehen voll mit. Die Tochter ist in der Jugendfeuerwehr. Grob geschätzt sind es rund 15 Stunden pro Woche. Die Übungen und Sitzungen finden abends statt. Das ist planbar. Ab und zu muss ich mir auch zu Besprechungen tagsüber Zeit freischaufeln. Dafür ein großer Dank an meinen Arbeitgeber, die Firma Airbus Defence and Space. Sie akzeptiert und unterstützt mein Engagement für die Gemeinde und die Mitbürger. Was nicht planbar ist, das sind die Feuerwehreinsätze und die Alarme als First Responder. Da kann tagelang Ruhe herrschen, aber auch zwei, drei oder vier Alarme an einem Tag sind möglich. Das betrifft auch alle unsere Einsatzkräfte. Daher hier der große Dank an deren Arbeitgeber und ihre Familien!

Welche Feuerwehr-Karriere haben Sie, Herr Ortmeier, hinter sich?

Spätberufen, nämlich erst als 18-jähriger, bin ich vor genau 30 Jahren zur Feuerwehr hinzugestoßen. Ich durchlief die Grundausbildung und qualifizierte mich zum Atemschutzgeräteträger und Maschinisten. Mein Tätigkeitsschwerpunkt lag zuerst im Feuerwehrverein. Die kaufmännische Ausbildung gab mir das Rüstzeug, 1996 das Amt des Kassenwartes zu übernehmen. Als zwei Jahre später der Vereinsvorsitzende zurücktrat, wählten mich die Mitglieder auf diesen Posten. Eine aufregende, aufreibende, aber begeisternde Aufgabe, in der man viel mit den Kameraden für die Gemeinschaft innerhalb der Wehr bewirken, aber auch das Gemeindeleben mitgestalten kann. Seit 16 Jahren mache ich das mit Elan und Leidenschaft.

Herr Ortmeier, Sie sind nicht nur Vorstand, Sie sind auch stellvertretender Kommandant.

Da ich mich bestens mit Eduard Klas verstehe, lag es einerseits nahe, dass er mich zur Kommandantenwahl 2003 fragte, ob ich sein Stellvertreter werden wolle. Andererseits gehörte ich damals überhaupt nicht zur Wehrführung. Die Kameraden sprachen mir das Vertrauen aus, und ich habe innerhalb kurzer Zeit in mehreren Führungslehrgängen an der Feuerwehrschule die erforderlichen Qualifikationen erworben. Für mich als selbstständigen Versicherungsunternehmer war die Doppelbelastung von Beruf und Hobby ziemlich hart. Aber es hat sich gelohnt.

An welche Einsätze erinnern Sie sich?

Klas: Es sind nicht nur die Einsätze, von denen Sie am nächsten Tag in der Zeitung lesen. Unvergessen ist das heftige Feuer im Haus für Wohnungsnotfälle am Haidgraben im April 2009, denn es gelang mir, dort eine Frau aus dem dichten Rauch zu holen. Sie überlebte dank der schnellen Rettung. Zu nennen sind auch der Brand des Hallenbades, die Hochwasserhilfen in Dessau, Eschenlohe und dieses Jahr in Baar-Ebenhausen. Aber auch die vielen Unfälle auf der Autobahn mit Toten beschäftigen mich immer wieder. Das waren markante Ereignisse. Aber auch vor meiner Zeit hatte es Brände in der Gemeinde gegeben, die die Mitbürger stark bewegten: etwa die beiden Brandstiftungen am Gymnasium 1974 und 1976 sowie die dreimalige Brandlegung im Jahr 1985 in der Großtiefgarage unter der Ortsmitte. Ortmeier: Wenn man in der Chronik der Feuerwehr blättert – sie kann auf dem Fest für 12 Euro gekauft werden -, dann waren unsere Vorgänger stark mit Wald- und Wiesenbrände beschäftigt. Bis in die 1960er Jahre hinein gab es in Ottobrunn Waldgebiete oder größere unbebaute Flächen, auf denen das letztjährige trockene Gras an warmen Frühlingstagen wie Zunder brannte. Erst als die junge Gemeinde Ottobrunn 1958 ein Tanklöschfahrzeug anschaffte, konnte man endlich wirkungsvoll löschen. Denn es hatte 2400 Liter Wasser mit dabei. Vorher verging viel Zeit, um Schläuche bis zum nächsten Hydranten zu legen; oder man brauchte viel Personal, um mit Feuerpatschen das Bodenfeuer auszuschlagen.

100 Jahre Feuerwehr in Ottobrunn – was hat sich verändert?

Klas: Vor 100 Jahren machte die Feuerwehr genau das, was ihr Name sagt: Feuer löschen. Deshalb gründeten die ersten Siedler am 14. Juni 1914 die Wehr. Der Brand der Kegelbahn am Waldschlösschen hatte sie aufgeschreckt und sie schlossen sich zur Selbsthilfegruppe zusammen. Heute heißen wir immer noch „Feuerwehr“ aber Feuer löschen wir nur noch selten. Im vergangenen Jahr war dies nur noch bei acht Prozent der Einsätze so. Wir werden gerufen, wenn geregelte Abläufe außer Kontrolle geraten, wenn Menschenleben in Gefahr sind, wenn man in unserer hochtechnisierten Welt nicht mehr weiter weiß. Unsere 134 Einsatzkräfte sind nicht nur Experten in Brandbekämpfung – so wie es unsere Gründer waren. Sie sind zu Allroundern geworden. Was sich aber nicht geändert hat, ist die selbstlose Bereitschaft, anzupacken und dem Anderen in der Not zu helfen. 134 Frauen und Männer sind der Beweis. Und alle zwei Jahre kommen junge Mitbürger hinzu, wenn eine neue Ausbildung in der Jugendfeuerwehr startet.

Wo findet das Fest statt?

Ortmeier: Es war nicht leicht, eine Lokation zu finden, auf der ein Festzelt für 4000 Personen und ein Vergnügungspark Platz haben. Ottobrunn ist weitgehend zugebaut und der Schutz der Anwohner vor Lärm ist ein wichtiger Punkt bei der Planung. Aber auf dem ehemaligen Flughafengelände haben wir den optimalen Platz gefunden. Er ist über die Rosenheimer Landstraße verkehrsgünstig zu erreichen. Zum S-Bahnhof Neubiberg ist es ein kurzer Spaziergang und noch näher liegt die Haltestelle der Buslinien 210/212, von wo aus man zur U-Bahn nach Neuperlach oder in Richtung Ottobrunn bzw. nach Putzbrunn fahren kann.

Wie kommt man auf die Idee, das Jubiläum so groß zu feiern?

Ortmeier: Das frage ich mich manchmal auch, ist es doch ein enormer Organisationsaufwand. Nein, im Ernst. Unsere Mannschaft packt mit großer Motivation mit an, sonst wäre es gar nicht möglich. Wir haben das Knowhow und wir haben Spaß daran, unseren Mitbürgern etwas ganz Besonderes zu bieten. Von unserer Fahnenweihe 2005 spricht man heute noch. Das war das bislang größte Fest in der jungen Geschichte Ottobrunns. Wir haben die Chance, das mit der 100-Jahr-Feier zu toppen.

Wer kommt auf das Feuerwehrfest?

Klas: Alle Ottobrunnerinnen und Ottobrunner – hoffentlich! Wir laden unsere Mitbürger, die Nachbarn und Freunde ganz herzlich ein! Es wird für jeden Geschmack etwas geboten, für Alt und für Jung. Für den Fan der fetzigen Unterhaltung – ich sage nur Spider Murphy Gang, Südtiroler Spitzbuam, LaBrassBanda – und für den Klassik-Fan: Die Münchner Philharmoniker freuen sich schon darauf, erstmals in einem Festzelt bekannte Märsche, Ouvertüren und Walzer zu spielen. Zum Festtag erwarten wir viele Gäste. Es kommen die Feuerwehren aus dem Landkreis und unsere Freunde von den Feuerwehren aus Börwang im Allgäu, Friedrichsdorf im Taunus, der Südtiroler Partnergemeinde Margreid und von der französischen Jugendfeuerwehr aus dem Departement, wo unsere Partnergemeinde Mandelieu-La Napoule liegt. Auch die Kameraden aus Griechenland, denen die Gemeinde vor zwei Jahren ein altes Löschfahrzeug geschenkt hat und die wir seitdem beim Aufbau ihrer Wehr unterstützen, kommen. Außerdem natürlich die Ottobrunner Vereine, Freunde unserer Wehr aus Politik und Wirtschaft, und, und, und. Die Liste ist lang.

Es wird auch einen Festzug geben. Wo geht der lang?

Ortmeier: Richtig, und zwar am Nachmittag von Christi Himmelfahrt, am 29. Mai. Unser Apell an unsere Mitbürger: Begleiten Sie den Festzug und feiern Sie anschließend mit uns einen festlichen Gottesdienst auf dem ehemaligen Flugfeld und im Festzelt! Der Festzug startet um 16.00 Uhr am Feuerwehrgerätehaus an der Ottostraße. Wir gehen die Pestalozzistraße entlang, am Rathaus vorbei. Wir queren die Putzbrunner Straße auf dem Weg zur Kirche St. Otto. Dort, an der Schule I präsentieren wir viele unserer Einsatzfahrzeuge. Von der Friedenstraße biegen wir ab in die Jahnstraße und kommen am Platz unseres früheren Gerätehauses vorbei. Dort – gegenüber vom Waldschlösschen – biegen wir nach Norden auf die Rosenheimer Landstraße ab. Am Ende der Alten Landstraße wechseln wir in den Landschaftspark mit Ziel Festplatz. Am Fuß des Friedhofshügels möchten wir bei schönem Wetter unseren Festgottesdienst feiern.

Kommen besondere Gäste zum Festtag?

Ortmeier: Wir pflegen unsere Freundschaften. Daher sorgen im Festzug die Musikkapellen aus unserer Südtiroler Partnergemeinde Margreid, der Spielmannszug der Unterhachinger Feuerwehr sowie die Musikgruppe Haldenwang/Börwang – mit der Feuerwehr aus Börwang sind wir eng befreundet – für die musikalische Begleitung. Über den Festakt möchten wir noch nicht viel verraten.

Nur so viel: Durch das Programm wird ein sehr bekannter Fernsehmoderator führen. Das üb­liche Rednerpult, auf dem die Festredner ihre meist schon bekannten Redemanuskripte ausbreiten und diese ablesen – das wird es bei uns nicht geben!

Auf welchen Programmpunkt darf man sich freuen?

Ortmeier: Auf jeden! Wir haben ein tolles Programm zusammengestellt. Die Festwirtsfamilie Stiftl verwöhnt unsere Besucher mit bayerischen Volksfest-Schmankerln. Zu den Highlights zählen mit Sicherheit die Auftritte der Spider Murphy Gang und von LaBrassBanda. Toll wird die Kubanische Nacht. Eine Premiere stellt das Frühschoppenkonzert der Münchner Philharmoniker dar. Für diese vier Veranstaltungen brauchen Sie Eintrittskarten. Zu erhalten bei MünchenTicket. Verkaufsstellen in Ottobrunn sind »Lottobrunn« in der Ortsmitte und das Schuhgeschäft Nadler in der Mozartstraße. Die vielen anderen Musikdarbietungen sind frei. Wir freuen uns auf den Seniorennachmittag am Freitag, 30. Mai, den großen Aktionstag am Samstag oder den Südtiroler Abend am Sonntag, 1. Juni. Zum Vatertagsausflug am 29. Mai sorgen bayerische Liedermacher für Gaudi. Eine ganz besondere Attraktion wird natürlich unser prächtiges Jubiläums-Feuerwerk am 29. Mai um 22.00 Uhr sein.

Worauf freuen Sie sich zum Fest?

Klas: Auf die Ottobrunner Mitbürger, die Nachbarn und Freunde – also auf ganz viele glückliche Besucher, die an unserem Fest Spaß und Freude haben. Ortmeier: Ich freue mich auf das Treffen mit unseren Freunden von den Feuerwehren aus Nah und Fern. Ich freue mich auf die Mitwirkung meiner Kameraden und der vielen fleißigen Helfer im Hintergrund, die ein solches Fest erst möglich machen. MO

Artikel vom 07.05.2014
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