Wärme aus der Tiefe

Stadtwerke planen Geothermie-Anlage in Neuperlach

Geothermie-Anlage Riem für die Messestadt: Seit 2004 in Betrieb und sehr leistungsfähig. Eine ähnliche Anlage könnte für Neuperlach entstehen. 	Foto: SWM

Geothermie-Anlage Riem für die Messestadt: Seit 2004 in Betrieb und sehr leistungsfähig. Eine ähnliche Anlage könnte für Neuperlach entstehen. Foto: SWM

Ramersdorf/Perlach · Für den zügigen Bau einer Geothermie-Anlage als Wärmeversorger für den bevölkerungsreichsten 16. Stadtbezirk hat sich der Bezirksausschuss (BA) eingesetzt. Man wollte wissen, wie schnell ein solches Projekt anlaufen kann.

Ziel ist, das Fernwärmenetz in Neuperlach durch Heißwasser aus dem Münchner Untergrund aufzuheizen. Der BA will so schnell wie möglich auf diese regenerative Energie umsteigen. Das möchten auch die verantwortlichen Stadtwerke München, SWM.

Im Münchner Südosten besitzen die SWM das Aufsuchungsfeld Neuperlach, das sich über den 16. Bezirk und angrenzende Stadtteile erstreckt. Hier dürfen nur die SWM nach Geothermie suchen. München und das südliche Umland sind dank ihrer günstigen Lage im bayerischen Molassebecken privilegiert. Hier sind die Voraussetzungen für Erdwärme so gut wie in kaum einer anderen Region Deutschlands. Unter der Erdoberfläche befindet sich in einer Tiefe von 2.000 bis 3.000 Metern ein großes Heißwasservorkommen mit Temperaturen von 80 bis zu über 140 Grad Celsius. Die Wärme dieses Thermalwassers lässt sich zum Heizen nutzen, bei hohen Temperaturen, wie in Sauerlach, auch zur Stromgewinnung. Die Sauerlacher Anlage ging diesen Januar in den Regelbetrieb und nutzt 140 Grad heißes Thermalwasser aus rund 4.200 Metern Tiefe. Damit lässt sich neben Heizwärme auch Strom für 16.000 Haushalte erzeugen.

So weit ist die Entwicklung in Neuperlach noch nicht. Seit 2007 wird hier das Gelände erkundet, neue Messkampagnen sind geplant. Ehrgeizig und langfristig ist die Vision des Versorgungsunternehmens: »Bis 2040 soll München die erste deutsche Großstadt werden, in der Fernwärme zum größten Teil oder vollständig aus Erneuerbaren Energien gewonnen wird«, sagt Stephan Schwarz, SWM-Geschäftsführer Versorgung und Technik. »Zur Realisierung setzen wir überwiegend auf die Geothermie, also die weitere Erschließung der Erdwärme.« Bisher betreiben die SWM in München die Geothermie-Anlage Riem, nach der Methode der hydrothermalen Geothermie. Zur Nutzung wurden dazu zwei Bohrungen über 2.746 und 3.020 Meter tief in den Malm-Karst abgeteuft. Das in dieser Schicht lagernde Tiefengrundwasser mit einer Temperatur von 94 Grad wird mittels einer Pumpe nach oben gefördert, gibt seine Wärme über Wärmetauscher an das Nahwärmenetz ab und wird durch die zweite Bohrung wieder zurückgeführt.

Versorgt werden die bestehende Messestadt und die kommenden Bauabschnitte. Die Wärme soll zukünftig auch überwiegend für die Neue Messe reichen. Ganz ohne größere Kinderkrankheiten läuft das zukunftsweisende Wärmekonzept in den Haushalten der Messestadt noch nicht. Teilweise werden Heizungen und Warmwasser zu niedrig geregelt. Allerdings sind technische Lösungen in Sicht. Strom kann hier nicht erzeugt werden. Grundsätzlich gilt: »Wegen der hohen Baukosten können Geothermie-Anlagen nur in Zusammenhang mit ausreichend großen Fernwärmenetzen wirtschaftlich betrieben werden«, so die SWM.

Michaelibad wird kein Thermalbad

Auch wenn man es sich als BA und Bürger sehr wünschen würde, müssen die SWM zum Thema Thermalbad Michaelibad abwinken. Die Geothermieanlagen seien zur Versorgung eines kleineren Objekts wie des Schwimmbades ungeeignet und unwirtschaftlich. Außerdem lädt das Thermalwasser unter München nicht wirklich zum Bade. Es enthält Spuren von Öl und Gas und müsste erst aufwendig gereinigt werden.

Im Augenblick soll die nächste, zweite Münchner Geothermieanlage für das Neubaugebiet Freiham im Westen in das dortige Heizwerk integriert werden. 2014 / 15 will man hier die Geothermie-Bohrungen durchführen. Im Münchner Südosten ist mindestens eine Anlage geplant, um Wärme für das Neuperlacher Fernwärmenetz zu liefern. Weil die Planungsprozesse laufen, wollen und können die SWM im Augenblick keine konkreten Termine oder möglichen Standorte nennen. »Wir kommen so bald wie möglich auf die Öffentlichkeit zu, wenn wir Fakten haben«, verspricht Pressereferent Michael Soli. bus

Artikel vom 08.04.2014
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