Spur der Geschichte

Haidhausen · Mit Johann Baier unterwegs durch das Franzosenviertel

Der Haidhausener Stadtteilexperte Johann Baier zeigt am Weißenburger Platz eine alte Karte des Franzosenviertels.	Foto: js

Der Haidhausener Stadtteilexperte Johann Baier zeigt am Weißenburger Platz eine alte Karte des Franzosenviertels. Foto: js

Haidhausen · Wie kam das Franzosenviertel zu seinem Namen? Woher stammt der Brunnen am Weißenburger Platz? Woran erkennt man die verschiedenen Baustile der Häuser? Fragen wie diese hat der Stadtteilexperte Johann Baier vom Verein »Freunde Haidhausens e.V.« kürzlich bei einer Führung durch das Franzosenviertel beantwortet.

Gekommen sind zu der Veranstaltung mehr als 40 Besucher. Stadtgeschichte stößt bei den Münchnern immer wieder auf reges Interesse: Bürger jeden Alters hatten sich am vergangenen Samstag am Weißenburger Platz versammelt, um Baiers Ausführungen über das Franzosenviertel zu lauschen. Doch weshalb heißt das Gebiet zwischen der Preysingstraße und der Balanstraße überhaupt Franzosenviertel? »Das lag nicht daran, dass hier so viele Franzosen gewohnt haben«, erklärte Baier. Vielmehr seien die Straßen nach Schlachtorten des deutsch-französischen Krieges von 1870 bis 1871 benannt worden. Finanziert worden sei der Bau des Stadtteils nämlich aus Reparationszahlungen, die der Verlierer Frankreich an Deutschland zahlen musste.

Weitere Artikel zum Thema

Entstanden sei das Viertel am Reißbrett, die Platzgestaltung und symmetrische Straßenführung sei Versailles nachempfunden worden, berichtete Baier. Eine weitere Besonderheit: Nach dem Gärtnerplatzviertel entstand in Haidhausen das zweite Areal in München, in dem es ausschließlich Mietshäuser gab.

Ausgesehen hat damals jedoch alles ganz anders als heute. Der bei den Anwohnern so beliebte Brunnen stand noch nicht am Weißenburger Platz. Der Brunnen sei ursprünglich in einem Glaspalast an der Stelle des Alten Botanischen Gartens errichtet worden, erzählte Baier. Ende des 19. Jahrhunderts sei er dann an den Ostbahnhof verlegt worden. Erst zu den Olympischen Spielen Anfang der 1970er Jahre sei er aufgrund des U-Bahn-Baus an seinen derzeitigen Standort gekommen: »Hier ist er mit seinen Blumenrabatten eine Augenweide«, sagt Baier.

Typisch für das Franzosenviertel sind außerdem die Häuser aus der Gründerzeit. Streng symmetrische Fassaden seien dem Baustil des Neu-Barock zuzuordnen, verspielter Stuck dem des Neu-Rokoko, erklärt Baier. Erkennen könne man zum Teil auch, wann die Gebäude renoviert wurden. In den 1970er-Jahren sei dann der Denkmalschutz verschärft worden, sagt der Stadtteilexperte. Wo Häuser mit Stuck oder Ornamenten an der Fassade nicht mit Sprossenfenstern ausgestattet seien, wie es zum Beispiel in der Metzstraße oft zu sehen sei, habe die Sanierung vorher stattgefunden. Johann Baier ist Vorsitzender des Vereins »Freunde Haidhausens e.V.«. Er sammelt schon seit mehr als 30 Jahren historisches Material aus verschiedenen Stadtteilen und veranstaltet Rundgänge. Die Führung durch das Franzosenviertel findet am Samstag, 1. März, erneut statt. Der Treffpunkt ist dann um 10.30 Uhr am Weißenburger Platz. js

Artikel vom 04.02.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...