»Vertretbare« Mängel

Garching · Neues Gymnasium in der Kritik: Durch kurze Bauzeit muss nachgebessert werden

Bernhard Lautner, Peter Schwinde, Bürgermeister Franz Schwarz, Landrätin und Johanna Rumschöttel, Erster Bürgermeister Michael Sedlmair und der Zweite Bürgermeister Peter Riedl beim Baubeginn des Schulhauses.	js/Stadt Garching

Bernhard Lautner, Peter Schwinde, Bürgermeister Franz Schwarz, Landrätin und Johanna Rumschöttel, Erster Bürgermeister Michael Sedlmair und der Zweite Bürgermeister Peter Riedl beim Baubeginn des Schulhauses. js/Stadt Garching

Garching · Wegen seiner Baumängel ist das im September erst neu in Betrieb genommene Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching kürzlich in die Kritik der Medien geraten. Doch wie schlimm ist die Lage wirklich?

Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching

Man habe unter großem Zeitdruck gearbeitet, erklärt der Architekt Peter Schwinde. Von Pfusch könne keine Rede sein, beschwichtigt Hans-Martin Weichbrodt von der Stadtverwaltung. Der Schulleiter Martin Eidenschink hüllt sich in Schweigen. Fest steht jedoch eines: Es muss nachgebessert werden. In Rekordzeit ist am Professor-Angermair-Ring ein neues Schulhaus hochgezogen worden. Gerade einmal 16 Monate Zeit waren vom ersten Spatenstich bis zur Eröffnung des rund 50 Millionen teuren Gebäudes vorgesehen. Der Grund: Die Schüler mussten in der Zeit, in der das alte Schulhaus abgerissen und das neue gebaut wurde, in Containern untergebracht werden. Und dort sind die Lernbedingungen nicht optimal.

Doch nun tritt zutage, was in der Eile alles nicht geschafft wurde. Der Sichtbeton in den Fluren zeigt Verfärbungen von Rost, Beschichtungen an den Treppen lösen sich und die Leittechnik für den Sonnenschutz funktioniert nicht – die Liste der Mängel ist lang. »Der Bau ist noch nicht ganz fertig«, räumt selbst Schwinde ein. Dies liege jedoch in der Natur der Sache, so der Architekt. Wenn ein solches Großprojekt in nur zweieinhalb Jahren inklusive Planung und Bau abgewickelt werden müsse, sei mit Nachbesserungen zu rechnen: »Das war allen Beteiligten von Anfang an klar.«

In so knapper Zeit sei ein derartiges Vorhaben nur dann reibungslos realisierbar, wenn es keine unvorhergesehenen Störungen im Bauablauf gebe. Probleme bereitet habe beim Bau des Garchinger Gymnasiums jedoch unter anderem der Konkurs der Rohbaufirma. Der Sichtbeton sei nicht in der geforderten Qualität geliefert worden. Auf den Treppenstufen seien die Winkel für die Beschichtung nicht fachgerecht angebracht worden. Der Sonnenschutz könne zwar individuell über die einzelnen Klassenzimmer eingestellt, aber noch nicht zentral gesteuert werden.

»Unter diesen Umständen hätten wir ein Jahr mehr Zeit gebraucht«, sagt Schwinde. Zwar habe man den Termin für die Inbetriebnahme der Schule einhalten können: »Aber es ist eben noch nicht alles so, wie es sein soll.« Mit der Rohbau- und der Beschichtungsfirma stehe man jedoch bereits in Verhandlungen, Ziel sei, die Mängel in den Faschings- und den Osterferien zu beheben.

Hans-Martin Weichbrodt, Leiter des Büros der Garchinger Bürgermeisterin Hannelore Gabor (CSU) sieht die Situation indes entspannt. Er will nichts »schönreden« und räumt daher ein: »Es gibt Mängel.« Jedoch seien diese in vertretbarem Rahmen. Bei Großprojekten wie einem Schulbau sei es normal, dass nach der Eröffnung noch nicht alles fertig sei. Manchmal könne man Defizite auch erst im laufenden Betrieb feststellen. »Katastrophen« seien aber nicht passiert: »Es wurden keine Türen vergessen und es regnet nicht durch das Dach.«

Die Schule sei benutzbar und die Sicherheitsbestimmungen seien erfüllt. Eine Gefahr für die Schüler habe es nie gegeben, betont Weichbrodt. Auch seien durch die Mängel keine Mehrkosten entstanden: »Wir sind im Budget und im Zeitplan geblieben.« Die nötigen Nachbesserungen würden nun so schnell wie möglich durchgeführt, versichert er. Nicht zu dem Thema äußern wollte sich der Schulleiter Martin Eidenschink. Er werde keine öffentliche Stellungnahme abgeben, ließ er durch eine Mitarbeiterin der Schule ausrichten.

Einen ähnlichen Termindruck wie in Garching hat Schwinde übrigens beim Bau der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) am Münchner Ring in Unterschleißheim. Auch dort werden die Schüler derzeit in Containern unterrichtet. Bislang habe es aber bei diesem Projekt noch keine Störungen gegeben, berichtet Schwinde. Auch die Stadtverwaltung hat einen positiven Eindruck. »Das ist anscheinend eine reibungslose Baustelle«, sagt Sprecher Thomas Stockerl. Man gehe davon aus, dass die Schule wie vorgesehen im kommenden Herbst eröffnet werden könne. In Garching soll im September dieses Jahres der zweite Bauabschnitt des Gymnasiums fertig werden. Schwinde zufolge kann dieser Termin auch eingehalten werden. Julia Stark

Artikel vom 04.02.2014
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