Fürsorge individuell

Haidhausen · Spielgruppe bei Acilim: Spiel, Spaß und Prävention

Erzieherin Eva Wäls (3. v. l.) ist hier mit ihrer Spielgruppe und den Müttern in den Räumen von Acilim. 	Foto: Julia Stark

Erzieherin Eva Wäls (3. v. l.) ist hier mit ihrer Spielgruppe und den Müttern in den Räumen von Acilim. Foto: Julia Stark

Haidhausen · Bis zu 15 Mütter besuchen montags bis donnerstags mit ihren Kindern die internationale Spielgruppe der Organisation Acilim in der Orleansstraße 13. Doch geboten ist hier nicht nur Spiel und Spaß. »Migranten gehören zu den Verlierern des deutschen Bildungssystems«, sagt Serdar Yolcu, der das Projekt leitet.

Seit 2001 versucht Acilim, dem Verein »Aktiv für interkulturellen Austausch« (AKA) mit Sitz in der Rosenheimer Straße angegliedert, durch Präventionsarbeit gegenzusteuern.

Vergnügt tummelt sich eine Gruppe von Jungen und Mädchen im Alter von acht Monaten bis zu vier Jahren zwischen Luftballons. Manche singen die Kinderlieder, welche die Erzieherin Eva Wäls anstimmt, laut mit. »Mit ihren Kindern können die Teilnehmerinnen in ihrer Muttersprache reden«, erklärt Yolcu. Das Spielprogramm finde jedoch auf deutsch statt. Die kleine Emilia, die im Februar zwei Jahre alt wird, profitiert davon. Mit ihrer Mutter Tamila Altun, die aus der Ukraine stammt und in Thalkirchen lebt, besucht sie die Gruppe seit rund einem Jahr. »Bei uns zuhause wird nur russisch und türkisch gesprochen«, berichtet Altun. Bei Acilim habe ihre Tochter deutsch gelernt. »Meine Tochter wiederholt daheim alles, was sie hier gehört hat«, sagt auch Münevver Sahin, gebürtige Türkin und Anwohnerin aus der Welfenstraße, die mit der zweieinhalbjährigen Elif in die Einrichtung kommt.

Ziel des Projekts ist aber nicht nur die Vermittlung von Sprachkenntnissen. Auch die Erziehungskompetenz der Eltern soll verbessert werden. Gegründet worden sei Acilim als Reaktion auf Studien, die belegen, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund schlechter in der Schule abschneiden als deutsche, erklärt Yolcu. Grund dafür sei unter anderem eine unterschiedliche Auffassung von Erziehung. In südlichen Ländern werde diese von der Gemeinschaft übernommen und sei weniger individualistisch geprägt: »Das passt nicht zum deutschen Bildungssystem.« Dieses werde man jedoch nicht ändern können: »Deshalb müssen wir den Eltern klar machen, dass sie sich mehr um jedes einzelne Kind kümmern müssen, sonst kommen sie hier nicht weit.«

Dabei arbeitet Acilim mit den Münchner Moscheen und Vereinen wie dem Bund der türkischen Frauen in Bayern (BTKB) in der Rosenheimer Straße zusammen und veranstaltet Vorträge zu Themen wie Jugendgewalt, Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen und Zwangsehen, aber auch Schlaf bei Babys und Kleinkindern. Vom Erfolg der Präventionsarbeit ist Yolcu überzeugt. Dies zeige auch die Spielgruppe, sagt er. Zunächst verschlossene Kinder seien schon nach wenigen Monaten bereit, sich zu öffnen und aktiv teilzunehmen: »Ich glaube, das hier zu machen ist sehr sinnvoll.« js

Artikel vom 21.01.2014
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