Asiatische Immigranten

Feldkirchen · Aufforstung des Tucherwäldchens nach Borkenkäferbefall

Mit Feuereifer setzten die Schüler der Klasse 3c unter Anleitung des Landschaftsplaners Johannes Gnädinger und mit Unterstützung durch Bürgermeister Werner van der Weck junge Sträucher ein. Foto: Sybille Föll

Mit Feuereifer setzten die Schüler der Klasse 3c unter Anleitung des Landschaftsplaners Johannes Gnädinger und mit Unterstützung durch Bürgermeister Werner van der Weck junge Sträucher ein. Foto: Sybille Föll

Feldkirchen · Das Tucherwäldchen im Feldkirchener Neubaugebiet ist dem Asiatischen Holzbockkäfer zum Opfer gefallen. Ein Hektar Wald musste im April dieses Jahres komplett gerodet werden. Bei den Anwohnern, die erst im Herbst 2012 in ihre vom Wald umgebenen neuen Häuser an der Oberndorfer Straße eingezogen waren, herrschte laut Bürgermeister Werner van der Weck Entsetzen. Trotz des einbrechenden Winters wurde daher schon im November mit der Aufforstung begonnen.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer

  • Der Asiatische Laubholzbockkäfer
    Themenseite zum meldepflichtigen, im Münchner Umland aufgetauchten, asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, abgekürzt: ALB)

Bei eisiger Kälte setzten Grundschulkinder der Klasse 3c mit Unterstützung des Försters Michael Matuschek, Klaus Pitterle vom Umweltamt und Johannes Gnädinger vom Münchner Planungsbüro PSU 1.300 junge Pflanzen in vorbereitete Löcher, darunter viele Sträucher und einige Nadelhölzer. Im Frühjahr 2014 ist eine weitere Pflanzaktion geplant, dann folgen größere Bäume. Im Mai hatte Gnädinger dem Gemeinderat ein Konzept zur Gestaltung der Fläche vorgestellt, das jedoch abgelehnt wurde. »Es war eine Parkanlage mit Bänken, fast wie der Englische Garten. Wir wollten aber den ursprünglichen Charakter des Tucherwäldchens, das über die Jahre von selbst entstanden ist, wiederherstellen«, erklärte van der Weck.

Das zweite Konzept, das der Planer im September präsentierte, überzeugte dann das Gremium. Es sieht eine Mischung aus dichter Bewachsung mit Nadelhölzern, einem lichten Hain mit Laubbäumen sowie eine Blumenwiese vor. Im Frühjahr werden 80 bis 100 etwa eineinhalb Meter große Rotbuchen, Sommerlinden, Stieleichen, Ebereschen, Birnen und viele andere Laubbäume sowie einige Nadelbäume wie Kiefern und Lärchen gepflanzt. Die Baumarten wurden sorgfältig ausgewählt: »Wir haben nur solche Sorten genommen, die der Asiatische Holzbockkäfer nicht so gerne mag«, erläuterte Pitterle. Dazu gehören unter anderem Birke, Ahorn und Pappel. Es sei trotzdem nicht auszuschließen, dass er auf andere Holzarten ausweicht. »Wichtig ist, dass die Stämme der neu gepflanzten Bäume dünn sind, damit er keinen Platz hat, seine Eier abzulegen«, so Pitterle. Das werden sie in den nächsten zehn Jahren sein, denn so lange dauert es, bis annähernd wieder ein kleiner Wald entstanden ist. »Wenn ihr dann mal als Erwachsene hier vorbeifahrt, könnt ihr sagen: Das waren wir, wir haben den angepflanzt«, motivierte van der Weck die Schüler, die sich sogleich mit Feuereifer an die Arbeit machten.

Der Wald an der Obern­dorfer Straße ist nicht der einzige, der von den Schädlingen befallen wurde. Südlich von Feldkirchen im sogenannten Brunnenwäldchen bei den Messeparkplätzen wütete der Eindringling laut Bürgermeister ebenso wie an einzelnen Bäumen entlang der Staatsstraßen Richtung Ottendichl und Riem. Da der Käfer etwa 400 Meter weit fliegen kann, wurden in diesem Umkreis sicherheitshalber alle Bäume gefällt, an Ort und Stelle gehäckselt und sofort im Hackschnitzelheizwerk verbrannt. »Eine biblische Seuche ist über uns hereingebrochen«, sagte van der Weck betrübt. Die Gemeinde sei nun Quarantänegebiet. Wie der Holzbock nach Feldkirchen kam, weiß niemand – ob er Lkws auf der Autobahn entflogen ist oder aus Messecontainern. »Möglich wäre, dass Käferlarven mit Palettenholz aus Asien eingeschleppt wurden«, so Pitterle. 70.000 Euro kostet die Gemeinde allein die Aufforstung des Tucherwäldchens. Wie viel Geld das Monitoring, also die ständige Kontrolle aller Baumbestände, verschlingen wird, könne man noch nicht abschätzen. »Die 100.000 Euro Zuschuss, die wir vom bayerischen Landwirtschaftsministerium erhalten, werden bei Weitem nicht ausreichen«, ist sich van der Weck sicher. »Aber wenn wir das Monitoring akribisch betreiben, dürfte der Schädling in vier Jahren ausgerottet sein«, hofft er.

Sybille Föll

Artikel vom 10.12.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...