Ungebetener Gast

Messestadt-Riem /Trudering · Frisst sich der Laubholzbockkäfer ins östliche Stadtgebiet?

Bildhübscher Nerver: Diesen Gast hätten die Bürger gerne wieder los. Bäume, die vom ALB befallen sind, können nicht mehr gerettet werden. Foto: LfL

Bildhübscher Nerver: Diesen Gast hätten die Bürger gerne wieder los. Bäume, die vom ALB befallen sind, können nicht mehr gerettet werden. Foto: LfL

Messestadt-Riem /Trudering · Bereits im Oktober 2012 wurde in Feldkirchen der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) entdeckt. Er hatte sich dort unbemerkt seit einigen Jahren ausgebreitet. In einer Allgemeinverfügung hat man dann eine kreisförmige Quarantänezone mit einem Radius von 2.500 Meter festgesetzt. Nach dem Fund von Eiablagestellen und Larven des Käfers in Waldflächen südlich von Feldkirchen wurde die Quarantänezone im Juli 2013 erweitert und ragt nun weiter in den Riemer Park und die Messestadt hinein.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer

  • Der Asiatische Laubholzbockkäfer
    Themenseite zum meldepflichtigen, im Münchner Umland aufgetauchten, asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, abgekürzt: ALB)

Zur Orientierung: Etwas über die Hälfte des östlichen Sees liegt in der Sonderzone. Die Kreislinie reicht vom See fast gerade nach Norden bis zur Autobahn und weiter hinauf. Somit gilt für die halbe Messestadt und ihre Laubbäume seit Sommer hohe Alarmbereitschaft. Im Winter ist der Laubbaumschädling besser aufzuspüren. Seine Eier sind wahrscheinlich mit chinesischen Holzpaletten für Granitblöcke zu uns gekommen. Der erwachsene Käfer lebt nur etwa sechs bis acht Wochen. Aber das reicht dem Weibchen zur Eiablage in runde, bis zu ein Zentimeter große Gruben in der Baumrinde. Die Eier und die kleinen Ablagestellen sind nur sehr schwer zu erkennen. »Im Winter, wenn die Bäume kein Laub haben, ist die beste Zeit für unser Monitoring«, erklärt Michael Matuschek vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg. Unter den hiesigen Klimabedingungen ist mit einer zwei Jahre dauernden Gesamtentwicklungszeit zu rechnen. Jedes Weibchen legt 30 bis 70 Eier, aus denen nach zwei Wochen die gefräßigen Larven schlüpfen. Sie können den gesamten Baum töten, weil sie bei starkem Befall den Saftstrom unterbrechen. Im zweiten Jahr nach der Eiablage erfolgt die Verpuppung im Holzkörper. Revierförster Michael Matuschek kennt den Feind von Ahorn, Rosskastanie, Birke, Weide, Pappel und anderen Laubbäumen. Entdeckt er Eier auf Bäumen, dann muss sofort im Umkreis von 100 Metern gefällt werden. »Im Wald, wo die Bäume eng stehen, haben wir keine andere Chance, auf Grasflächen gibt es Einzelfallentscheidungen. Das hängt dann auch vom Alter der Nachbarbäume und ihrer Ersetzbarkeit ab«, erklärt der Schädlingsexperte. Er weiß aber auch, wie schwer die Eierablagen besonders im Sommer, wenn die Laubbäume grünen, aufzufinden sind. »Die Bäume im Wald stehen oft eng und sehr hoch.«

»Bisher haben wir keinen Befall im Stadtgebiet.«

Die guten Nachrichten: »Der Asiatische Laubholzbockkäfer fliegt nicht viel«, so Matuschek. Deshalb darf man in der Quarantänezone kein Holz sammeln oder mitnehmen. Alles muss direkt dort vernichtet werden. »Letztes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir leider Larven in Feldkirchner Bäumen gefunden.« Seitdem sind der Förster und sein Team intensiv auf Suche nach den circa ein Zentimeter großen Ausbohrlöchern. Baumkletterer und sogar ausgebildete Hunde sind im Einsatz. »Wie Drogen- oder Sprengstoffhunde riechen die Hunde die Eier. In der Messestadt schnüffeln beispielsweise ein Dackel und ein Wasserhund. Aber, die Hunde kommen nur bis zu einer gewissen Höhe, weiter oben ist Schluss.« Die Überwachungsarbeit ist sehr mühsam und wird teilweise auch von unterrichteten Bürgern begleitet. »Wir hatten Stellen, da sind wir schon 15 Mal nachschauen gewesen und beim 16. Mal haben wir dann doch bereits geschlüpfte Larven gefunden«, beschreibt Matuschek seinen Kampf gegen den Laubbaumtöter. Eichen aber verschont der Käfer. »Besonders Pappeln, Birken und Weiden werden bei uns heimgesucht.«

BA 15 in Sorge um die Laubbäume

Der Bezirksausschuss (BA) 15 Trudering-Riem fordert die Stadt auf, besser zur Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers zu informieren. Die Parteilose Henrike Haarstick machte den Vorstoß, damit die Bürger bei der Überwachung helfen können. Sie glaubt, dass der asiatische Schädling schon in der Messestadt sitzt. Der BA möchte Flyer und eine Informationsveranstaltung für seine Bürger durch die Behörden und das für den Park zuständige Baureferat. Denn wenn der Asiatische Laubholzbockkäfer in die Messestadt und vielleicht bis zu den privaten Gärten Truderings kommt, sollen alle möglichst viel über den Nager wissen und ihn erkennen. Bis jetzt, da ist sich Pressesprecherin Dagmar Rümenapf, die auch in der Messestadt zu Hause ist, allerdings wie alle anderen Behördensprecher sicher, gibt es dort keinen gesichteten Befall.

Für alle Grünflächen ist zur Abwehr die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zuständig, die über ihre Webseite auch umfassend zur Quarantänezone informiert. Folgende Symptome können laut Angaben der Landesanstalt auf einen Befall mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer hindeuten: Rindenverletzungen, eventuell mit Saftfluss, grobe Bohrspäne am Stammfuß oder in den Astgabeln, große ovale Larvengänge im Holz und kreisrunde Ausbohrlöcher von circa 12 Millimeter (mm) Durchmesser. Der erwachsene Käfer ist auffällig durch seine Größe von 25 bis 40 mm, die schwarze Färbung der Flügeldecken mit unregelmäßigen weißen Flecken und den langen, schwarz-weiß gestreiften Fühlern. Er kann vom Aussehen her leicht mit den heimischen »Handwerkerböcken« der Gattung Monochamus verwechselt werden. Bäcker-, Schneider- und Schusterbock sind jedoch reine Nadelholzbesiedler. An Weiden und Pappeln verursachen Moschus- und Pappelbock ähnliche Symptome wie der Asiatische Laubholzbockkäfer, sie unterscheiden sich aber deutlich. Ein eindeutiger Fund ist meldepflichtig.

bus

Artikel vom 10.12.2013
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