Einsatz für Giesing

Ingrid Prager erhält für ihr Engagement den Bürgerpreis

Eine verdiente Ehrung: Ingrid Prager empfängt aus den Händen von Horst Walter den »Giesinger Bürgerpreis 2013«.	Foto: HH

Eine verdiente Ehrung: Ingrid Prager empfängt aus den Händen von Horst Walter den »Giesinger Bürgerpreis 2013«. Foto: HH

Giesing · Der Giesinger Bürgerpreis für eine echte Giesingerin: Ingrid Prager wurde am letzten Freitag in der Gepäckhalle im Giesinger Kulturbahnhof mit dem »Giesinger Bürgerpreis 2013« ausgezeichnet.

Die Ehrung wird im Zweijahresrhythmus vom Verein »Freunde Giesings« an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die für ein besonderes bürgerschaftliches Engagement in oder für Giesing stehen. Der Preis ist mit der Verleihung der »Carla-Obermüller-Stele« verbunden und mit einem Preisgeld von 500 Euro dotiert. Carla Obermüller als Namenspatronin des Preises war als entschiedene Vertreterin der Rechte kleiner Leute im Spekulantenskandal um die Kolbsiedlung und für ihr beherztes Eintreten gegen den Pflegenotstand und die schlechte Wohnsituation vieler älterer Menschen bekannt geworden. Die Stele soll deshalb auch ein sichtbares Zeichen für »Courage in Giesing« sein.

Freunde, Bekannte und Wegbegleiter sowie der eigene Ehemann als wichtiger Unterstützer ihres langjährigen Wirkens hatten es sich nicht nehmen lassen, der Würdigung Pragers einen würdigen Rahmen zu verleihen. Begleitet von der harmonischen, internationalen Musikgruppe »Salingo« umriss Horst Walter als Vereinsvorsitzender in launigen Worten, warum die Wahl der Jury zuvor einstimmig auf Ingrid Prager gefallen war. »Sie repräsentiert mit ihrem Wirken das gesamte Giesing«, so der Chef des 1979 gegründeten Vereins mit aktuell 150 Mitgliedern, der auch als Trägerverein am Giesinger Bahnhof agiert. »Als gebürtige Untergiesingerin und lange dort Lebende hat sie vor acht Jahren den Berg erklommen und in Obergiesing eine neue Heimat gefunden«, umriss Walter durchaus wichtige, geographische Giesinger Bezüge. Doch wichtiger als die bereits von Franz Beckenbauer kolportierte Rivalität »Untergiesing gegen Obergiesing« ist der Blick auf das soziale Engagement der neuen Preisträgerin, die als vierte Geehrte nach dem Mütterladen an der Rißbachstraße, dem Schulunterstützungsverein Perlentaucher e.V. und der multisozial engagierten Renate Werner ausgezeichnet wurde. Denn Ingrid Prager engagiert sich seit vielen Jahren in den verschiedensten sozialen Bereichen.

Bei der Deutschen Rentenversicherung berät und betreut die frühere hauptamtliche Betriebsrätin des Münchner Rüstungsunternehmens MBB (später EADS) ehrenamtlich Menschen, die in der schwierigen Materie von Rentenanfragen und Antragsformulierungen nicht nur hilflos und unkundig sind, sondern auch nicht über die finanziellen Mittel für eine bezahlte Beratung verfügen. »Das sind Schicksale, bei denen es um die Absicherung des Lebensabends für die Menschen geht und wo dringend geholfen werden muss«, erläutert Prager mit eindringlicher Stimme beim Gespräch mit dem Südost-Kurier im Umfeld der Ehrung. Besonderer Fokus auf Giesing gerichtet war bei einem anderen großen Sozialprojekt der Preisträgerin. Fast zwei Jahrzehnte lang organisierte und betreute die seit über 50 Jahren glücklich verheiratete Mutter einer Tochter den jährlichen großen Flohmarkt der Untergiesinger St.-Franziskus-Kirche.

Mit den Erlösen unterstützten Prager und ihr Helferteam verschiedene Alten- und Pflegeheime im Umkreis, Männerwohnheime und nicht zuletzt die Weihnachtsspeisung der Kirche für bedürftige und einsame Menschen. »Das war schon ein riesiger Aufwand mit diversen Freiwilligen am Tag des Marktes – aber in Sachen Vor- und Nachbereitung war ich dann oft mit meinem Mann allein«, erzählt Prager in der Rückschau. »Bereits vor dem Markt mussten die Sachspenden abgeholt und zwischengelagert werden, bei 500 Paketen war das schon viel Arbeit.« Mit Blick auf den Flohmarkt spricht Prager nicht zufällig in der Vergangenheitsform. »Den beliebten Flohmarkt gibt es seit zwei Jahren nicht mehr«, bedauert die Geehrte. Denn während sie in früheren Jahren die jeweils übrig gebliebene Ware an soziale Einrichtungen wie das Haus an der Teutoburger Straße, an den Verein »Weißer Rabe«, die Caritas oder andere soziale Einrichtungen weitergegeben hatte, funktionierte dieser Güterweg zuletzt nicht mehr.

»Niemand hat sich zuletzt mehr bereit erklärt, diese Sachspenden entgegenzunehmen und weiter zu verteilen«, erzählt die engagierte Dame nicht ohne Traurigkeit. »Deshalb war der Flohmarkt vor zwei Jahren nicht mehr zu bewältigen.« Doch die frischgebackene Bürger-Preis-Trägerin lässt sich von solchen Rückschlägen nicht entmutigen. Obgleich sie sich bei der Nachricht von ihrer Würdigung gefühlt habe »wie bei der Bambi-Verleihung«, verharrt Prager nicht im glücklichen Augenblick – sondern schaut bereits wieder nach vorne.

Pläne für das nächste Jahr

»Die 500 Euro an Preisdotierung brauche ich Gott sei Dank nicht für mich selbst – die werde ich sicher für eine gute Sache weitergeben«, versprach die engagierte Sozialwerklerin bereits am Abend der Preisverleihung. »Ich habe auch keine Zeit für Hobbys«, verriet sie angesichts weiterer Pläne. Denn sie strebt ein neues Projekt an. »Ich werde wieder für den Bezirksausschuss kandidieren«, verriet die überzeugte CSU-Frau im Gespräch. Eine solche Tätigkeit wäre nur regional Neuland für sie, keinesfalls inhaltlich. Denn Prager hatte bereits vor ihrem Umzug nach Obergiesing zwölf Jahre in der alten Heimat und im dortigen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching vor allem sozialpolitische Themen vertreten. Nun will sie auch in Obergiesing-Fasangarten in der neuen Amtsperiode lokalpolitische Akzente setzen. Harald Hettich

Artikel vom 19.11.2013
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