Da ist ein Trick dabei

Zauberer Laymann: »Staunen ist der Anfang aller Erkenntnis«

Mit seinen Tricks erweitert der Zauberkünstler Markus Layman die Realität seines Publikums.	Foto: Kirsten Ossoinig

Mit seinen Tricks erweitert der Zauberkünstler Markus Layman die Realität seines Publikums. Foto: Kirsten Ossoinig

Schwabing/Maxvorstadt · Markus Laymann ist schon eine Rampensau. Im »positiven Sinn«, wie er sagt. Und das muss der Schwabinger auch sein. Denn wie sonst sollte er seine zweistündige Ein-Mann-Show bewältigen?

Laymann ist nämlich Zauberkünstler und Vorsitzender des Magischen Zirkels München, dessen Mitglieder sich einmal in der Woche in der Gaststätte Rhaetenhaus, Luisenstraße 27, in der Maxvorstadt treffen. Und am Samstag, 16. November, sowie am Samstag, 7., und Sonntag, 8. Dezember, tritt er mit seinem neuen Programm »Augmented Reality« (»erweiterte Realität«) im Einstein Kultur, Einsteinstraße 42, auf.

Um Zufälle, Entscheidungen, Geheimnisse bewahren – und eine deutsch-chinesische Freundschaft auf der Wiesn geht es in Laymanns neuem Soloprogramm. Realitäten zu erweitern, sei schon von jeher Inhalt der Zauberkunst, sagt Laymann. Und dabei sei ein Kartentrick oft anspruchsvoller, »als einen Tiger verschwinden zu lassen«. Unter »Augmented Reality« versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Somit zaubert Markus Laymann quasi zeitgemäß.

Allerdings machen Internet und Co. dem Zauberer von heute in anderer Hinsicht auch einen Strich durch die Rechnung: Denn das höchste Gut der Magier, die Geheimhaltung der Tricks, wird recht transparent. Wie zum Teufel hat der Zauberer das gemacht??? Diese Frage stellt sich heute kaum mehr für jemanden, der dem Magier bei seinen Tricks auf die Schliche kommen will: Es reiche ein wenig Recherche im Internet, »dann bekommt man die Tricks frei Haus geliefert«, sagt Laymann. Er nimmt das mehr oder weniger gelassen – als Zeichen der Zeit: Obwohl der Ehrenkodex – Funktionsweisen der Tricks gehen nur von Zauberermund zu Zaubererohr und zwar nur unter den Mitgliedern des Magischen Zirkels – nach wie vor hoch gehalten werde, sagt der Schwabinger Künstler: »Wir müssen akzeptieren, dass man Dinge nicht mehr geheimhalten kann.« Die Zukunft der Zauberbranche sieht Laymann aber nicht in Gefahr. Denn natürlich gebe es zwar die Zuschauer, die nur an der »intellektuellen Herausforderung« interessiert seien, wie es funktioniert. Auf der anderen Seite gebe es aber genügend Menschen, die sich über das »Gesamterlebnis« freuen würden, nämlich einen schönen Abend mit Entertainment verbracht zu haben.

So weit es möglich ist, schützen die Zauberer aber auch heute ihre Geheimnisse. Denn wer die Mitgliedschaft im Magischen Zirkel anstrebt, wird einem strengen Aufnahmeritual unterzogen. Das Zirkelmitglied in spe muss sich bei einem der Treffen im Rhaetenhaus vorstellen und möglichst ein Jahr lang ein Mal im Monat etwas vorzaubern. Dann folgt die Aufnahmeprüfung mit einem praktischen und ­einem theoretischen Teil. Einer der Gründe für diese relativ lange Aufnahmezeremonie ist laut Markus Laymann tatsächlich der, nicht zu leicht an das Wissen um das Funktionieren der Zaubertricks heranzukommen. Denn das haben die Mitglieder des Magischen Zirkels natürlich und daher werden die Anwärter auf Herz und Nieren geprüft. Ein weiterer Grund ist der, dass die Zaubereranwärter auch gut zu den restlichen rund 70 Münchner Mitgliedern passen sollten.

Den Zusammenschluss der Zauberer gibt es übrigens nicht nur in München – die Isarmetropole ist einer von 85 Ortszirkeln des Vereins »Magischer Zirkel von Deutschland« mit bundesweit rund 2500 Mitgliedern.

Zauberutensilien im Rollator

Markus Laymann, gerade 43 geworden, ist mit 16 Jahren dem Zirkel beigetreten. Vielleicht auch durch die anspruchsvolle Aufnahmezeremonie – die meisten Zirkelzauberer bleiben laut Laymann dabei – und das bis ins hohe Alter: So erinnert sich der Schwabinger an einen 99-jährigen Magierkollegen, der im Pflegeheim seine Zauberutensilien im Rollator mit sich führte, um die anderen Heimbewohner mit seinen Tricks zu unterhalten. Laymanns erste Gehversuche in Sachen Magie fanden ausgerechnet mit gebrochenem Bein statt und sind jetzt genau 30 Jahre her: Nach einem Unfall lag der damals 13-Jährige im Krankenhaus und hatte sich statt Lesestoff Zauberutensilien mitbringen lassen. Vorgeführt hat er die Kunststücke vom Krankenbett aus: »Als Publikum musste ein Pfleger herhalten.«

Seit damals ist viel Wasser die Isar hinuntergeflossen. Die aktuelle Show hat Markus Laymann mit dem Zauberer und Coach Alexander de Cova, dem Komponisten Steffen Wick und dem Sprecher Clemens Nicol auf die Beine gestellt. Die intensive Planungsphase hat über ein halbes Jahr gedauert. Urlaub gab es daher für den Zauberer, der als Rechtsanwalt und in einem Marketingunternehmen arbeitet, nicht.

Normalerweise hält sich das Lampenfieber bei Markus Laymann vor einem Auftritt in Grenzen. Bei der Premiere Mitte November im Einstein wird das aber schon ein bisschen anders sein. Denn schließlich steht er dann statt einer Dreiviertelstunde gleich zwei Stunden lang auf der Bühne. »Die Umstellung auf abendfüllend ist eine ganz andere Kraftgeschichte.« Und auch andere Dinge gehen ihm im Kopf herum, wenn er an den 16. November denkt: Funktioniert alles? Werden die Kunststücke klappen? Und das Timing? Bin ich unterhaltsam genug? Am Abend des 16. Novembers nach der Premiere ist Markus Laymann schlauer.

Jemanden zu verzaubern ist schön

Was er aber jetzt schon weiß: »Jemanden zu verzaubern ist schön – diesen einzigartigen Moment des Staunens zu erleben. Und Staunen ist schließlich der Anfang aller Erkenntnis.« »Augmented Reality«: Samstag, 16. November, Samstag, 7./Sonntag, 8. Dezember, jeweils um 20 Uhr im Einstein Kultur, Einsteinstraße 42. Die Karten zu 18, ermäßigt 15 Euro, gibt es unter www.einstein-kultur.de.

Gemeinsam mit anderen Zauberern des Magischen Zirkels München tritt Markus Laymann am Samstag, 9. November, um 19 Uhr außerdem in der magischen Dinnershow »Das Nachtmahl zu San Gabriele« im Rosenheimer Klosterhotel »San Gabriele« auf. Karten gibt es im Vorverkauf zu 69 Euro unter Zaubernacht@magisch.info.de und unter der Telefonnummer 0 80 92/2 27 73. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 05.11.2013
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