Familienministerin in München

Im Gespräch mit Kristina Schröder

Dr. Kristina Schröder bekam zum Abschied von Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer (M.) einen bayerischen Plüschlöwen für ihre Tochter geschenkt. 	Foto: sl

Dr. Kristina Schröder bekam zum Abschied von Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer (M.) einen bayerischen Plüschlöwen für ihre Tochter geschenkt. Foto: sl

München · Dr. Kristina Schröder (CDU), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, besuchte am vergangenen Donnerstag, 29. August, zusammen mit dem stellver­treten­den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Johannes Singhammer die Stiftung Pfennigparade, das Rehabilitationszentrum in München, in der Barlachstraße in Schwabing.

Nutzen Sie Ihre Chance auf Mitbestimmung

Im persönlichen Gespräch mit den Bundesfreiwilligen, den sogenannten Bufdis, der Pfennigparade informierten sie sich über deren Motivation und Erfahrungen. Mit dabei waren auch Politiker aus dem bayerischen Landtag und Bezirkstag. In der Pfennigparade arbeiten seit der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes jährlich rund 80 Bufdis und Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres. Auch junge Menschen aus dem Ausland entdecken zunehmend den Bufdi-Einsatz als Möglichkeit, um Arbeitserfahrungen in Deutschland zu sammeln. Durchweg positiv berichteten die jungen Leute über ihre Arbeit im sozialen Bereich und über die Pfennigparade. Zum Abschied gab es für die Ministerin einen bayerischen Plüschlöwen, der ihr von Johannes Singhammer als Geschenk für ihre kleine Tochter überrreicht wurde. »Meine Tochter hat auch gerade das Wort Löwe gelernt«, schmunzelte Kristina Schröder.

Wir haben die Bundesministerin bei diesem Termin in München begleitet und haben ihr weitere Fragen aus ihrem politischen Ressort gestellt.

Münchner SamstagsBlatt: An wen können sich Eltern wenden, falls sie noch keinen Kitaplatz für ihr Kind haben?

Kristina Schröder: In München war und ist es die Aufgabe von Christian Ude, für genug Kita-Plätze zu sorgen und dafür, dass sie vernünftig über die Stadtteile verteilt sind. Wo vor Ort tatsächlich nicht sauber geplant wurde, da finde ich es auch richtig, wenn die Eltern von ihrem Klagerecht Gebrauch machen. Dafür haben wir das Klagerecht ja ins Gesetz geschrieben. Der Bund hat 5,4 Milliarden Euro für neue Betreuungsplätze dazu gegeben und er gibt dauerhaft weiter jedes Jahr 845 Millionen Euro dazu. Wir helfen den Kommunen gerne und kräftig, aber das Grundgesetz verbietet leider, dass der Bund selber Kitaplätze baut oder die Verteilung der Plätze an den Kommunen vorbei organisiert.

Welche Hilfsangebote für Senioren müssten Ihrer Meinung nach dringend ausgebaut werden?

Kristina Schröder: Viele Ältere, die sich noch fit und leistungsfähig fühlen, suchen eine Aufgabe. Für sie wollen wir vor allem mehr Möglichkeiten zu einem flexibleren Übergang vom Beruf in den Ruhestand schaffen und die Angebote zum freiwilligen Engagement in den verschiedensten Bereichen weiter verbessern. Und wer hilfs- und pflegebedürftig ist, möchte verständlicherweise so lange wie möglich selbstbestimmt und in der vertrauten Umgebung bleiben. Das wird umso schwieriger, je weiter die Angehörigen weg wohnen. Wir unterstützen deshalb bereits 45 Modellprojekte, die selbstständiges Wohnen und pflegerische Unterstützung möglich machen, indem sie Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistungen aufbauen, organisieren und koordinieren. Daraus ein flächendeckendes Angebot zu machen wird eine Herkulesaufgabe, aber da müssen wir dringend mehr Kraft hinein legen.

Gleiche Chancen für Männer und Frauen, etwa auf dem Arbeitsmarkt: Wie wollen Sie das erreichen? Sehen Sie Mittel und Wege, um auf Unternehmen einzuwirken?

Kristina Schröder: Gerade viele Frauen möchten nicht 60 bis 70 Stunden pro Woche im Büro verbringen, weil ihnen auch die Familie wichtig ist. Damit diese Frauen bessere Chancen bekommen, müssen wir weg von Arbeitsstrukturen, die nur diejenigen nach oben lassen, denen zuhause jemand den Kühlschrank füllt, den Nachwuchs versorgt und den Nachschub an frisch gebügelter Kleidung sicherstellt. Das geht am besten, wenn wir die Unternehmen dazu bringen, sich selber gleichermaßen ehrgeizige wie realistische Ziele für mehr Frauen auf allen Ebenen zu geben. Bei selbst gesteckten Zielen sind die Betriebe umso stärker unter Druck, ihre Unternehmenskultur Stück für Stück umzubauen, zum Beispiel indem Führungsaufgaben auch auf zwei Köpfe aufgeteilt werden können statt bloß auf einen, der nur für die Firma lebt. Und: Wir brauchen eine Debatte darüber, welche Rolle faire Chancen und faire Bezahlung für Frauen eigentlich in den Tarifverhandlungen spielen. Die Energie, die so mancher von der politischen Konkurrenz in die Quotendebatte legt, wäre hier besser aufgehoben. sl

Artikel vom 29.08.2013
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