Ein guter Freund von mir ist Südafrikaner, er lebt in Johannesburg. Beruflich ist er oft in München. Was er hier am meisten genießt, ist nicht etwa eine Besichtigung unserer Kulturlandschaft oder Flanieren auf der Leopoldstraße oder im Englischen Garten.
Nein. Was er am liebsten hier bei uns macht, ist S-Bahn-Fahren nach 22.30 Uhr. Warum? Ganz einfach: Weil er es hier KANN. Geht er in Johannesburg um diese Uhrzeit auf die Straße, spielt er mit seinem Leben. Das beeindruckt mich zutiefst denn Freiheit wie bei uns gibt es nicht überall. Wir nehmen sie als selbstverständlich und sind uns dessen nicht einmal bewusst.
Todesangst im Alltag das kennen auch die Flüchtlinge von »On Stage«, viele andere Flüchtlinge in München und überall sonst. Lassen Sie sich dieses Szenario für München einmal auf der Zunge zergehen: Auf dem Weg zum Marienplatz erschossen, vor dem Bayernspiel in der Allianz Arena ausgeraubt und niedergestochen, an der roten Ampel auf der Leopoldstraße mit vorgehaltener Schusswaffe das Auto unter dem Hintern weggeklaut. Unsere Probleme können da schon mal in ein anderes Licht rücken, schließlich ist alles relativ. Deswegen freuen Sie sich doch einfach mal auf die nächste Fahrt mit der S-Bahn. So seh ich das.
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