Gut besuchter Bürgerdialog zum Thema Bahnlärm in Trudering

Trudering · Fünf-Punkteplan gegen den Bahnlärm

Alexander Pawlik von der DB ProjektBau erläuterte umfassend die Lärmsituation in Trudering. Foto: Abgeordnetenbüro Markus Blume, MdL

Alexander Pawlik von der DB ProjektBau erläuterte umfassend die Lärmsituation in Trudering. Foto: Abgeordnetenbüro Markus Blume, MdL

Trudering · Früher Abend, Biergartenwetter, eigentlich perfekt zum draußen sitzen. Doch genau dabei fühlen sich zahlreiche Truderinger vom Lärm der vorbeiführenden Bahntrasse gestört und kamen deshalb lieber zum »Bürgerdialog Bahnlärm«, den Markus Blume als örtlicher Landtagsabgeordneter im Pfarrsaal von St. Peter und Paul initiiert hatte. Mit dabei waren über 50 Bürger, Alexander Pawlik von der DB ProjektBau und Berhard Weisser als Chef der S-Bahn München.

Nach fast dreistündiger Diskussion stand ein Fünf-Punkteplan, der Hausaufgaben für die Deutsche Bahn wie auch die Stadt München enthält und in den nächsten Monaten abgearbeitet werden soll. Alexander Pawlik als verantwortlicher Projektleiter der Bahn erläuterte zunächst die aktuell laufende Lärmschutzbaumaßnahme in Trudering und stellte den Unterschied zwischen Lärmvorsorge und Lärmsanierung dar. Dieser besteht im Wesentlichen darin, dass es sich bei der Lärmsanierung, wie sie in Trudering der Fall ist, um eine freiwillige Maßnahme des Bundes handelt. Förderfähig sind danach aktive Maßnahmen, beispielsweise Schallschutzwände, und passive Maßnahmen wie Lärmschutzfenster gleichermaßen. Darüber, welche zum Zuge kommen, entscheidet das Kosten-Nutzen-Verhältnis, eine aktive Maßnahme muss zudem vom Eisenbahnbundesamt (EBA) genehmigt werden. Genau an dieser Stelle hängt momentan die Lärmschutzwand im Bereich Waldtrudering/Gronsdorf. Sie liegt dem EBA vor, muss aber noch beschieden werden.

Passive Maßnahmen wiederum setzen voraus, dass die betroffenen Häuser vor dem Stichtag 1.1.1974 errichtet wurden. Und um diesen Punkt entbrannte Streit, denn die Kartierungen, die die Bahnvertreter dabei hatten, erweckten den Eindruck, dass beinahe jedes Haus in Kirchtrudering nach 1974 erbaut worden wäre – dem widersprachen mehrere Anwohner. Sofern tatsächlich ein Kartierungsfehler vorliegt, hätten weit mehr Häuser Anspruch auf Fördergelder für passive Maßnahmen. Diese könnten den Bewohnern vor allem ruhigere Nächte verschaffen, denn gerade der nächtliche Güterverkehr ist ihr Hauptärgernis. Er stört noch mehr als die am Wochenende abgestellten S-Bahnen, deren Aggregate mitunter weithin hörbar surren. All den Problemen, die trotz der aktuell laufenden Baumaßnahmen bestehen, soll nun mit einem Fünf-Punkteplan abgeholfen werden, so jedenfalls fasste Markus Blume die Diskussion und die »Hausaufgaben« für die Beteiligten zusammen:

Erstens soll versucht werden, beim EBA das Genehmigungsverfahren für die Lärmschutzmaßnahmen im Bereich Gronsdorf / Waldtrudering zu beschleunigen.

Zweitens sollen die Lärmkartierungen der Bahn hinsichtlich der Baudaten der Häuser nochmals überprüft werden.

Drittens wird mit der für das Gleisnetz verantwortlichen DB Netz AG die Trassenbelegung dahingehend überprüft, wie viele Güterzüge Trudering nachts passieren sowie ob und gege-benenfalls wie man diese Belastung verringern kann.

Viertens will man die Landeshauptstadt München anhalten, eine Machbarkeitsstudie bei der Deutschen Bahn anzuregen, die aufzeigen soll, wie zwischen Schatzbogen und Schmu-ckerweg trotz der schwierigen baulichen Situation vor Ort Lärmschutzmaßnahmen realisiert werden können. Hintergrund ist, dass eine Lärmschutzwand, die notwendigerweise nahe an den Gleisen stehen müsste, vermutlich nur unter Herausnahme eines Gleises (Gleis 7) umgesetzt werden könnte.

Fünfte Punkt betrifft die S-Bahn und setzt auf die Mithilfe der Anwohner: Sie sollen zu Störmeldern qualifiziert werden, die lärmende S-Bahnzüge im Abstellbereich melden. Denn lärmt eine S-Bahn im Abstellbereich, liegt meist ein technischer Fehler vor. Die S-Bahn Mün- chen will darüber hinaus alle Möglichkeiten zur Optimierung der Betriebsabläufe und Schutz der Anwohner ausnutzen, so S-Bahnchef Weisser.

Der Abgeordnete zeigte sich am Ende einer intensiven Diskussion zufrieden: »Es war klar, dass wir keine Lösungen herbeizaubern können, aber wir haben alle Probleme angesprochen und suchen nun gemeinschaftlich nach Lösungen. Gerade hinsichtlich der Kartierungsüberprüfung und der Betriebsabläufe bei der S-Bahn bin ich sehr zuversichtlich. Was aktive Lärmschutzmaß-nahmen angeht, sieht Blume die Stadt am Zug: »Das mindeste ist, dass sie als zuständige Kommune nun die Machbarkeitsstudie für bauliche Maßnahmen anstößt. Darüber hinaus ist es ihr nach dem Beispiel von Haar selbstverständlich auch unbenommen, selbst Geld in die Hand zu nehmen und Lärmschutzmaßnahmen zu finanzieren.« In diesem Zusammenhang freute sich Blume über die Aussage von Alexander Pawlik, wonach der Bund derzeit prüfe, das Budget für Lärmsanierungsmaßnahmen aufzustocken. »Es darf nicht sein, dass heute jede Aus- oder Neubaustrecke untertunnelt wird, aber an Bestandsstrecken der Verkehr und damit die Lärmbelastung immer weiter zunimmt, ohne dass es Abhilfe gäbe» so der Landtagsabgeordnete. Eine wichtige, mittelfristig wirksame Neuerung ist bereits beschlossen: Der Bundesgesetzgeber hat den Schienenbonus – der Lärm von der Schiene bisher »begünstigt« hat – abgeschafft und lärmabhängige Trassenentgelte eingeführt. Veraltete, laute Güterzüge zahlen so mehr als leisere.

Artikel vom 16.07.2013
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