Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Von Brettern, die die Welt bedeuten

Bei den Dorf-Festspielwochen wird das Markus Wasmeier Freilichtmuseum zur Kulisse. Das Freilichttheater findet vom 28. Juni bis 20. Juli jeweils freitags und samstags statt. Spielbeginn: 20.15 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Fotos: Dieter Schnöpf

Bei den Dorf-Festspielwochen wird das Markus Wasmeier Freilichtmuseum zur Kulisse. Das Freilichttheater findet vom 28. Juni bis 20. Juli jeweils freitags und samstags statt. Spielbeginn: 20.15 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Fotos: Dieter Schnöpf

München/Schliersee · Die Bretter, die die Welt bedeuten, das waren für mich lange Jahre hinweg zwei Stück. Eines am linken und eines am rechten Fuß. Doch bin ich auch ein sehr großer Freund des Theaters und das habe ich eigentlich damit gemeint, denn gerade bei uns in Bayern hat es sich vielfältig entwickelt. Das Theater war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Wesentlichen den besser gestellten Bürgern und den Adeligen vorbehalten.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

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Gezeigt wurden klassische Werke, beispielsweise von Shakespeare, Dante oder Molière. Oft spielte die Handlung bei Hofe und die Stücke waren in lateinischer Sprache oder der jeweiligen Hofsprache, sodass das einfache Volk schon allein sprachlich ausgegrenzt wurde. Man redete auch vom Hoftheater. Erst Johann Wolfgang von Goethe sprach vom Theater für das Volk, dem Volkstheater. Die Stücke spiegelten mehr und mehr das Alltagsleben der einfachen Bevölkerung wider und wurden zunehmend kritischer gegenüber der adeligen Obrigkeit. Neben den ausgebildeten Schauspielern, über die das Hoftheater verfügte, begannen außerhalb der Städte immer mehr Laien mit dem Theaterspiel. Anfangs beschränkten sich die Aktivitäten auf Zeiten, in denen in der Landwirtschaft wenig Arbeit zu verrichten war, wie zum Beispiel im Fasching. Doch im Laufe des 19. Jahrhunderts gründeten sich immer mehr Laienbühnen, die das ganze Jahr über Theater spielten und sogar auf Gastspielreisen gingen.

Auf dem Land wurden Stücke, deren Handlung in der direkten Umgebung spielte, immer beliebter, wodurch sich neben dem Volkstheater das Bauerntheater entwickelte. Man erkannte den Dialekt und die teils ungehobelten Figuren als etwas Eigenes und präsentierte das nicht ohne Stolz. In den Städten rümpfte mancher die Nase, doch der Erfolg gab den Laienbühnen recht. Allein das Schlierseer Bauerntheater spielte zwischen 1892 und 1910 neben vielen anderen Geschichten über 750 Mal „Jägerblut“ von Benno Rauchenegger. Die Handlung der Stücke, meist Komödien, drehte sich um Wilderer, Jäger oder unerwünschte Liebschaften verschiedener Stände, eben die Themen, die die Menschen

direkt betrafen. Auch hier im Freilichtmuseum können wir schon auf einige Theatererfahrung zurückblicken und ich freue mich sehr, Sie auch dieses Jahr wieder zu unseren Dorffestspielwochen unter dem Motto „Freilichttheater im Freilichtmuseum“ einladen zu dürfen. Ganz in der Tradition des Volkstheaters zeigen wir in unserem altbayerischen Dorf vor atemberaubender Kulisse eine Wilderergeschichte. Die Komödie „Jennerwein – Bluat vo da Gams“ von Sebastian Schlagenhaufer nimmt Sie mit auf die Pirsch und führt Ihnen die Lebensumstände um das Jahr 1870 vor Augen. Georg Jennerwein war als Wilderer bekannt und doch wurde er nie auf frischer Tat erwischt. Ein ums andere Mal schoss er den Jägern das Wild aus dem Revier, was diesen schnell den Spott der Bevölkerung einbrachte. Dies befeuerte die Wut der Jäger. Bei den Frauen war der Wildschütz mindestens genauso erfolgreich und so kreuzten sich die Wege von Jennerwein und dem Jagdgehilfen Johann Pföderl nicht nur im Revier. 1877 wurde Jennerwein am Rinnerspitz von Pföderl hinterrücks mit zwei Kugeln erschossen. Zeugen hörten allerdings noch einen dritten Schuss.

War Pföderl also vielleicht doch nicht der Täter? Wie es wirklich war lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen. Aber bilden Sie sich doch selbst eine Meinung und besuchen Sie eine unserer Aufführungen. Bereits im Eingangsbereich des Museums können Sie sich in der liebevoll gestalteten Ausstellung „Heimatfilm und Wilderergeschichten¡ einen Überblick über das Genre verschaffen. Und das Gastronomie-Team verwöhnt Sie im Biergarten vor unserem altbayrischen Wirtshaus „Zum Wofen“ mit bayerischen Schmankerln, selbstgebrautem Museumsbier und passend zum Theater mit frischem Wild. Wenn dann langsam die Dämmerung hereinbricht, werden unsere historischen Höfe zur Kulisse des Dramas um den Tod von Georg Jennerwein. Um den Biergarten herum wird gepirscht, geschossen und gefensterlt, sodass Sie als Zuschauer mitten im Geschehen sind. So können Sie Heimatgeschichte mit Humor und äußerst eindrucksvoll erleben.

Ich freu mich auf Sie!

Artikel vom 21.06.2013
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