Umziehen oder bleiben, Sanierung oder Neubau, eine Kostenexplosion: Das Hin und Her um die Zukunft des Ottobrunner Gymnasiums zehrt an den Nerven der Betroffenen. Für die Schüler, Eltern und Lehrerschaft der Schule zeichnet sich nun zumindest eine Marschrichtung ab.
Das ergab die jüngste Sitzung des Zweckverbands Weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München.
Als richtungsweisend in der beinahe fünfstündigen Debatte erwies sich der Entscheid der Verbandsräte, von einer Generalsanierung des 44 Jahre alten Gymnasiums abzusehen. Grundlegend für diesen Entschluss war eine Kostenrechnung, die Peter Ries, Bautechniker im Zweckverband, aufmachte. Ries bezog sich auf eine Studie von 2009, die er hochgerechnet hatte. Dabei kam der Techniker heuer auf einen Betrag von etwa 33 Millionen Euro. Die Neubaukosten waren im Gegensatz dazu ursprünglich nur mit 28 Millionen beziffert worden. Aber bereits auf der Mai-Sitzung des Zweckverbands wurde dieser Betrag seitens der Projektsteuerer auf 41 Millionen Euro korrigiert, Abriss inklusive. Diese Kostenmehrung um 13 Millionen Euro löste nun erneut eine Grundsatzdiskussion aus. Aber wie zuvor gab es auch in der aktuellen Sitzung keine hinreichende Erklärung für das Zustandekommen der Kostenexplosion. Nur eines zeichnete sich wohl ab: »Der Zeitplan für den Neubau ist nicht mehr zu halten, der Einzugstermin im September 2015 wird nicht mehr möglich sein«, kündigte Projektsteuerer Helmut Grepmair an.
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Gespannt verfolgte das Gremium unter Leitung der Vorsitzenden Johanna Rumschöttel die Präsentation einer möglichen Einsparungsliste.
So brächte beispielsweise der Verzicht auf die Lüftungsanlage 3,2 Millionen Euro. Weitere 1,8 Millionen würden eingespart, wenn die Schule auf die Einhaltung des vergleichsweise hohen Energiestandards verzichtete. Diese Möglichkeit hatte zuvor auch Verbandsrat Thomas Loderer vorgeschlagen. Ottobrunns Bürgermeister betonte darüber hinaus, die Solidarität innerhalb des Verbandes dürfe jetzt nicht aufgekündigt werden, weil langsam das Geld ausgehe. »So frei nach dem Motto: Den letzten beißen die Hunde«, sagte Loderer. Landrätin Johanna Rumschöttel bekräftigte, dass Ottobrunn als letztes Schulprojekt nicht unter den vorangegangenen leiden werde.
Verbandsrat Josef Hornburger brachte die derzeitige Lage auf einen bildhaften Nenner: Man hätte sich sein Lieblingsrestaurant gewählt, nach der Streichliste aber eine Imbissbude erhalten. »Wir sollten wieder zu einer vernünftigen Dorfwirtschaft kommen«. Dafür gab`s Applaus und Zustimmung aus der Zuhörerschaft. Verbandsrat Günter Heyland, Neubibergs Bürgermeister, fügte hinzu, dass eine vernünftige Kostenaufstellung nun die Hausaufgabe bis zur nächsten Sitzung des Verbands sei. Dann werde auch über die weiteren Bauphasen entschieden.
Im Punkt der Interimslösung für das Gymnasium machte die Versammlung sofort Nägel mit Köpfen. Geplant war, die Schüler für die Zeit des Bauprojekts in Containern auf dem Gelände des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu unterrichten. Nach Angaben des beauftragten Gutachters Peter Aschendorf sind diese unzumutbar mit Schadstoffen belastet. Die zuständige Firma sei der zeitnahen Aufforderung zur Sanierung nicht oder höchst unprofessionell nachgekommen.
Verbandsrat Edwin Klostermeier (Putzbrunns Bürgermeister) forderte, jetzt müsse endgültig die Reißleine gezogen werden, man sei gezwungen, sofort zu handeln. Nach Rücksprache mit Ottmar Fuchs, dem Rechtsanwalt des Verbands, entschied das Gremium, der Firma mit sofortiger Wirkung zu kündigen. Jetzt sollen dort neue Container bis zum 1. September errichtet werden. Somit zieht das komplette Gymnasium wie geplant ab dem Schuljahr 2013/14 an den Standort Höhenkirchen-Siegertsbrunn. K. Kohnke