Flachdach-Bungalow missfällt der Mehrheit im Bezirksausschuss

Oberföhring · »Schuhschachtel-Bau«

Das wäre ein großer Schritt von der »Ludwig-Thoma-Hütte« jetzt (unten) zum »Porsche-Cayenne-Stil« dann (oben): Zu groß für die Mehrheit im Bezirkausschuss Bogenhausen.	Visualisierung und Foto: privat

Das wäre ein großer Schritt von der »Ludwig-Thoma-Hütte« jetzt (unten) zum »Porsche-Cayenne-Stil« dann (oben): Zu groß für die Mehrheit im Bezirkausschuss Bogenhausen. Visualisierung und Foto: privat

Oberföhring · Passt ein ultramoderner, dunkler Flachdach-Bungalow statt eines Wohngebäudes mit ländlichem Charme aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in der Straße St. Emmeram am Hang zur Isar, unweit der denkmalgeschützten Gaststätte Emme-ramsmühle und der Kapelle Sankt Emmeram, in die Umgebung? Der Bezirksausschuss jedenfalls lehnt – im Gegensatz zur Stadtgestaltungskommission – mit den Stimmen von Schwarz-Gelb-Grün und Andreas Nagel von David contra Goliath gegen die Sozialdemokraten nach heftigen verbalen Streitereien einen geplanten Neubau ab.

Das Kommunalparlament fordert auf Initiative der CSU die Stadt auf, den Vorbescheidsantrag für das Objekt St. Emmeram 43 nicht zu erteilen. Gleichzeitig wird mit dem 20-gegen-10-Votum den Verantwortlichen im Rathaus »zum Schutz des Bestands im Umfeld ein Aufstellungsbeschluss für ein Bebauungsplanverfahren empfohlen«. Stadtrat und CSU-Fraktionschef Robert Brannekämper begründete gestenreich die Ablehnung: »Das Vorhaben liegt inmitten des Landschaftsschutzgebiets Isarauen, einem wichtigen Erholungsraum, in einem Bereich, der zu den schönsten landschaftlichen Gebieten Münchens gehört.« Er verwies auf das idyllische Ortsbild mit seiner großen geschichtlichen Bedeutung. »Veränderungen der aktuellen Bausubstanz sind daher besonders kritisch zu prüfen.« Vor Ort indes wird klar, dass der Zahn der Zeit stark an den Anwesen genagt hat.

Brannekämper ätzte im Plenum: »Der Neubau ist ein skulptural gestalteter zweigeschossiger Staffeldampfer. Der Bungalow im Porsche-Cayenne-Stil passt nicht an diese sensible Stelle.« Nicht minder deftig argumentierte Nagel: »Man muss schon abartig veranlagt sein, solch einen Klotz, so eine hässliche schwarze Schuhschachtel hier hinzustellen. Es ist hanebüchen, wie man mit unserer Geschichte umgeht.« Und Xaver Finkenzeller (CSU) warnte vor einem Präzedenzfall, sprach von einem »Bunker mit Flachdach«.

Das Paradoxe im Stadtteilparlament: Die SPD-Lokalpolitiker sehen die Sache anders, befürworten das Millionen-Projekt. Laut Frank Otto, Vorsitzender des Ausschusses Planung, passt der Neubau an diese Stelle, er trete vom Volumen her im Vergleich mit der bestehenden Bebauung zurück. Außerdem seien die meisten der Gebäude in der Umgebung moderne Gebäude, das bestehende Haus sei nicht prägend für die Umgebung. Im Untergremium hatte Fraktionssprecher Peter Scheifele erklärt, das jetzige Haus habe »den eher zweifelhaften Charme einer Ludwig-Thoma-Hütte, nur eben auch nicht gerade schön«. Grundsätzlich stellte sich bei den Beratungen die Frage, ob der Neubau auch dem Paragraphen 34 des Baugesetzbuchs entspricht. Dabei wird in Gebieten, für die kein Bebauungsplan besteht, geprüft, ob sich Neubauten in die Umgebung einfügen.

Diesbezüglich konterte Wolfgang Helbig seinem Gegenüber Finkenzeller wegen dessen »Bunker-mit-Flachdach«-Schmähung: »Geschmack ist kein Kriterium des Paragraphen 34.« Helbig meinte, dass in München äußerste Zurückhaltung bestehe, was architektonische Neuerungen betrifft. »Es sollte mehr Mut gezeigt, nicht immer alles historisierend gebaut werden. Jede Zeit hat eben ihre Baukultur und Architektur.« Helmut G. Blessing

Artikel vom 14.05.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...