Uneinigkeit im BA über die Bebauung des Hüllgrabens

Daglfing/Johanneskirchen · Gegen Beton-Schredderwerk

Daglfing/Johanneskirchen · Den Bebauungsplan hat der Stadtrat vor einem Jahr verabschiedet, die Straßenanbindung wurde überarbeitet, die ersten Maßnahmen zur Erschließung laufen und im Sommer soll der Baubeginn für das Gewerbegebiet am Hüllgraben erfolgen.

Doch dem Bezirksausschuss (BA) ist die Gewerbeansiedlung weiter ein Dorn im Auge. Mit 18 Stimmen von CSU und FDP sowie Andreas Nagel (DacG) gegen zwölf von SPD, der BA-Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser und Paula Sippl (beide Grüne) votierte das Kommunalparlament gegen die geplante Bebauung. CSU-Fraktionschef Robert Brannekämper wetterte in der Debatte: »Wir lehnen das ab, bis das Beton-Schredderwerk vom Tisch ist.«

Der Hüllgraben ist ein künstlich angelegter Wasserlauf. Er führt als Fortsetzung des zugeleiteten Hachinger Bachs vom Gleisdreieck Zamdorf in einen Abfanggraben und weiter in den Mittlere-Isar-Kanal, durchfließt dabei die Stadtteile Daglfing und Johanneskirchen. Von daher wird das Areal als »Hüllgraben« bezeichnet.

Die 150.000 Quadratmeter große Fläche grenzt unmittelbar an die A94 nach Passau, die Bahnlinie nach Mühldorf und die S-Bahnstrecke. Auf 50.000 Quadratmetern wird Industrie angesiedelt, zwei Drittel bleiben Grünzone und naturschutzrechtlich bedingte Ausgleichsfläche. Das Gebiet wurde vor allem in Pasing ansässigen Betrieben als Ersatzstandort angeboten, wobei sich bis dato offensichtlich nur wenige Geschäftsleute mit einem Umzug anfreunden können.

Noch im Unterausschuss Verkehr hatten die Bogenhauser Politiker mit lediglich einem ablehnenden Votum Zustimmung signalisiert. Doch im Plenum kam es anders, flammte einmal mehr Wahlkampf auf, verpuffte die Bitte von Pilz-Strasser: »Bitte beschimpfen Sie sich nicht.« Xaver Finkenzeller erklärte für die CSU: »Wir pflanzen das Gebiet mit Blumen-, Baumarkt und Schredderanlage massiv zu, wir sind gegen die Umsetzung des Bebauungsplans und die Straßenerschließung, die die Verkehrsprobleme verschärft.« Nagel assistierte: »Ein Beton-Schredderwerk mitten in München ist hirnrissig.«

Die CSU-Wende kommentierte Vize-SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Helbig knallhart: »Es ist immer wieder verblüffend, wie schnell die CSU ihre Meinung ändert, heute so, morgen so, übermorgen anders«, und verwies auf das Abstimmungsergebnis im Untergremium. »Ich war nicht dabei«, entgegnete Brannekämper, bei dessen Redeschwall Helbig raunzte: »Stellen Sie Ihr Geschwätz ein.« »Das ist eine Frechheit«, empörte sich Finkenzeller, um Minuten später nach der Abstimmung übers ganze Gesicht zu strahlen. hgb

Artikel vom 01.05.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...