Was passiert mit dem »ungeliebten Denkmal« im Olympiazentrum?

Milbertshofen · Streitpunkt Busbahnhof

Die Zukunft des alten Busbahnhofs Olympiazentrum ist weiter ungewiss.	Foto: ws

Die Zukunft des alten Busbahnhofs Olympiazentrum ist weiter ungewiss. Foto: ws

Milbertshofen · In nächster Nähe liegen Prachtbauten wie die BMW-Welt und der Olympiapark – und daneben ein »Schandfleck«: der ehemalige Busbahnhof Olympiazentrum.

Konzepte für die Fläche des einstigen Busbahnhofs?

Die Dachkonstruktion ist so marode, dass die Stadtwerke München (SWM) als Eigentümer des Areals das Dach über den U-Bahn-Eingängen in diesem Frühjahr reparieren lassen. »Der Zustand hat sich verschlechtert. Es war Gefahr in Verzug«, so SWM-Mitarbeiter Jan Koppelmann im Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart. Die alte Buswendeschleife ist abgesperrt und wird mit Stützen vor dem Einsturz gesichert. Am liebsten würden die Stadtwerke den mittleren Teil abreißen und dann den alten Busbahnhof vorübergehend in einen »besseren Zustand« versetzen – langfristig wollen sie aber das Hotelprojekt weiter verfolgen. Der Hamburger Projektentwickler ECE sei nach wie vor daran interessiert, berichtete Koppelmann. »Die ECE ist nicht abgesprungen. Es gibt wieder Bestrebungen.«

Das Vorhaben sei nur wegen der Olympia-Bewerbung Münchens für 2018 ausgebremst worden. »Unser Wunsch ist die Umsetzung des Hotelprojektes«, betonte Koppelmann. Vor ein paar Jahren war es schon weit gediehen, auch ein Architektenwettbewerb fand statt. Pikanterweise sind die Denkmalschutzbehörden von Freistaat und Stadt München aber gegen den Abriss. Das Landesamt für Denkmalpflege erachtet den Busbahnhof als Teil des Ensembles Olympiapark für erhaltenswert. Die Stadtwerke wären zwar »in den Startlöchern, um das Dach wegzunehmen«, so Koppelmann. Doch für dessen Rückbau sei ein Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern notwendig. Sie sei zuständig für die Entscheidung, ob das Dach bleiben kann oder nicht. »Wir hoffen, dass die Regierung von Oberbayern auf Abriss entscheidet«, so Koppelmann.

Die Bürger sind mit der jetzigen Situation höchst unzufrieden. »Da geschieht doch seit etlichen Jahren nichts«, empört sich ein Anwohner in einem Leserbrief an die Münchener Nord-Rundschau. Es seien mittlerweile »schlanke sechs Jahre vergangen«. Mit einer gesunden Gleichgültigkeit und einer nicht zu übertreffenden Ignoranz werde dieses Problem ja eigentlich gar nicht behandelt, stattdessen gebe es nur »geballte Inkompetenz und allgemeines Alibi-Blabla von Ignoranten«.

Auch die Stadtteilpolitiker kritisieren die Haltung der Denkmalbehörden auf das Schärfste. »Der Denkmalschutz hat in vielem recht, aber nicht in allem«, erklärte die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD). Im Fall des Busbahnhofs handele es sich um ein »ungeliebtes Denkmal«. CSU-Sprecher Erich Tomsche sah das genauso. Es sei zu befürchten, dass die Wendeschleife »über kurz oder lang eine Schmuddelecke wird«. Jeder Besucher des Olympiaparks, der mit der U-Bahn kommt, sehe als erstes den Busbahnhof. »Wir müssen eine kurzfristige Lösung finden«, forderte Tomsche. Auch Wolfgang Lippstreu von der Einwohner-Interessen Olympisches Dorf (EIG) plädierte für eine Verschönerung der Fläche. Man müsse am Ausgang der U 3 »ein attraktives Entree in das Olympiagelände schaffen«. Ferner schlug Lippstreu vor, auf dem Areal ein Museum der Olympiageschichte zu errichten sowie eine Gedenkstätte an das Olympia-Attentat.

Ideen für die ausrangierte Wendeschleife gibt es derzeit also genug. Der Bezirksausschuss beschloss auf Initiative von Henrik Vej-Nielsen (SPD) die Einberufung eines Runden Tisches, »damit Bewegung in die verfahrene Sache kommt.« Wally Schmidt

Artikel vom 23.04.2013
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