Geht Bogenhausen bei S-Bahn-Planungen leer aus?

Bogenhausen · Ruf nach dem Tunnel

Am Zustand vom Daglfinger-Bahnhof wird sich so bald nichts ändern. Das liegt auch an Minister Zeil. Fotos: hgb, Bayr. Wirtschaftsministerium

Am Zustand vom Daglfinger-Bahnhof wird sich so bald nichts ändern. Das liegt auch an Minister Zeil. Fotos: hgb, Bayr. Wirtschaftsministerium

Bogenhausen · »Sollte nicht bald etwas vorangehen, haben wir ein Stuttgart 21 am Hals. Es gilt jetzt, in die Pötte zu kommen, wir brauchen den S-Bahn-Tunnel zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen«, wetterte Robert Brannekämper, CSU-Fraktionschef im Bogenhauser Bezirksausschuss (BA) und Stadtrat.

Gemeinsam mit den Liberalen im Kommunalparlament fordern die Christsozialen die Landeshauptstadt jetzt in einem Antrag auf, den Tunnel endlich zu planen. Mitte März wurde ein Zwischenbericht im städtischen Bauausschuss vertagt und schließlich im Stadtrat sogar von der Tagesordnung gestrichen. Und auch der Traum, dass die Stationen Daglfing und Johanneskirchen bald barrierefrei ausgebaut werden, ist trotz vielfacher Forderungen von Bürgern und Lokalpolitikern geplatzt. Das bayerische Kabinett hat jetzt nämlich ein Programm von Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) verabschiedet, demzufolge in Bayern 26 Bahnhöfe bis 2018 entsprechend ausgebaut werden. Die beiden Bogenhauser Stationen sind nicht darunter.

Die Vision Tunnel, vor mehr als einem Jahr im Rathaus beschlossen, sieht vor: Die vergammelten Bahnhöfe in Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen werden im wahrsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleich gemacht. Die S8 zum Flughafen und die Güterzüge kommen unter die Erde, genauso wie die drei Stationen. Tausende Anwohner, die seit Jahrzehnten eine Unterführung zwecks Lärmschutz fordern, könnten dann endlich wieder ruhig schlafen. Allerdings ist laut Experten frühestens 2023 mit der Fertigstellung des Tunnels zu rechnen.

Gebaggert wird aber erst, wenn der Freistaat seine Entscheidung zur viergleisigen Lösung – für S-Bahn, Güterzüge und Express-Verbindung zum Airport – getroffen hat. Die oberirdischen Kosten von geschätzten mehr als 200 Millionen Euro würde Bayern tragen, die Stadt München müsste etwa 500 Millionen Euro für die Unterführung aufbringen. Ist der Baubeschluss erst einmal gefällt ist, kann auch die städtebauliche Entwicklung im Bogenhauser Osten für das 540-Hektar-Areal entlang der Bahntrasse angepackt werden.

Seit der städtischen Zustimmung zum Tunnel laufen Verhandlungen zwischen Bund, Bayern und Bahn zur Planung. »Im Prinzip ist aber nichts vorangegangen«, konstatierte Brannekämper. Seine Forderung, »München schafft durch eine detaillierte Vorplanung des Tunnels die Voraussetzungen für die Realisierungs- und Finanzverhandlungen zwischen Bahn, Freistaat und Landeshauptstadt«, segneten die BA-Mitglieder unisono ab. »Ich will wissen, was das genau kostet, denn bislang gibt’s nur Pi-mal-Daumen-Schätzungen. Nur mit Transparenz können Kostenexplosionen vermieden werden«, begründete er den Antrag. Für all das gab Brannekämper auch einen Zeitrahmen vor: »Das muss noch in dieser Amtsperiode erfolgen«, also bis zu den Kommunalwahlen im März 2014. 32 bayerische Bahnhöfe wurden seit 2001 mit einem 100-Millionen-Euro-Aufwand modernisiert. In den kommenden fünf Jahren wollen die Bahn und Bayern weitere 60 Millionen Euro in den barrierefreien Ausbau unter anderem für Aufzüge und höhere Bahnsteige von 26 Stationen investieren. Auf der Liste stehen etwa Poing, Heimstetten, Feldkirchen sowie in der Stadt Riem, Perlach und Giesing. Daglfing und Johanneskirchen sind außen vor. Mütter mit Kinderwagen, Senioren mit Rollator und Rollstuhlfahrer aus Bogenhausen müssen weiterhin – absehbar eben mindestens bis 2023 – weite Umwege in Kauf nehmen, um die S8 nach Herrsching oder zum Flughafen nutzen zu können. Helmut G. Blessing

Artikel vom 02.04.2013
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