Veröffentlicht am 26.03.2013 00:00

Bogenhausen · Villa droht Abriss

Die 1923 erbaute Walmdachvilla an der Kolbergerstraße 5 am Rand des Nobelviertels Herzogpark ist vom Abriss bedroht. Noch vor Kurzem hatte eine Berliner Immobilienfirma das Anwesen für neun Millionen Euro im Internet feilgeboten.

Jetzt ist das Haus auf einem mehr als 1.300 Quad­ratmeter großen Grundstück verkauft. Besitzer ist eine Gesellschaft aus Grünwald, die sich auf Luxus-Eigentumswohnungen spezialisiert hat. Das Unternehmen will die Villa abreißen und ein Mehrfamilienhaus mit 15 Wohneinheiten bauen. Doch der Bezirksausschuss (BA) und die Initiative »Kulturgut Herzogpark« wehren sich vehement.

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Laut Planungsgremium im Bogenhauser Kommunalparlament liegt ein Abrissgenehmigungsantrag bereits vor und wird derzeit von der Unteren Denkmalschutzbehörde geprüft. Die Lokalpolitiker lehnen aber den Antrag auf Vorbescheid mit drei Begründungen ab: Der BA hält das Gebäude zum ersten für ein erhaltenswertes Denkmal, zweitens widerspricht der vorgeschlagene Baukörper der städtebaulichen Konzeption des Herzogparks und drittens vermutet der Bezirksausschuss, dass die beantragte Baumasse auch ohne Berücksichtigung der Denkmaleigenschaft geltendes Baurecht bezüglich der Abstandsflächen verletzt.

Bereits im Februar hatte das Gremium auf Initiative der sozialdemokratischen Fraktion die Stadt aufgefordert, den 1981 erlassenen Denkmalschutz für das elf Zimmer umfassende Anwesen mit 458 Quadratmeter Wohnfläche umgehend »wieder herzustellen«. Wiederherstellung heißt es deshalb, weil das Juwel Anfang des Jahres vom Landesamt für Denkmalpflege – ohne Einschaltung der Unteren Denkmalschutzbehörde – wegen Veränderungen im Inneren an Decken und Fußböden aus dem Denkmalschutz entlassen worden war.

Die Maßnahme wurde bekannt, Nachbarn waren entsetzt und gründeten die Initiative »Kulturgut Herzogpark«. Sie fordert in einer fachlich fundierten und juristisch ausgefeilten, sieben Seiten umfassenden Petition an den Bayerischen Landtag, die Villa zu erhalten und den Denkmalschutz wieder herzustellen.

Originalzustand mit Hühnerstall und Biberschwanz

In der Petition wird erklärt: »Die Villa, die in den Originalbauplänen als ›Veranda-Aufbauhaus‹ geführt wird, ist im Wesentlichen bis heute im Originalzustand erhalten, gemeinsam mit einer Garage und einem gemauerten Hühnerstallgebäude, die beide schon im Katastereintrag von 1923 erwähnt sind.« Aus der Bauzeit erhalten ist die originale Haustür. Das Dach wurde mit originalgetreuen Biberschwanz-Dachziegeln neu gedeckt. Zusammenfassend heißt es, dass »eine sofortige Aussetzung des laufenden Abrissgenehmigungsverfahrens und die Errichtung eines Ensembleschutzes für die Villa gemeinsam mit den umliegenden historischen Gebäuden in der Mauerkircher­straße beantragt« wird. Dreistöckiger Neubaublock plus Dachgeschoss oder Erhalt der Walmdachvilla? Zu Letzterem enthält die Petition einen ergänzenden Hinweis: Es gibt mindestens einen Kaufinteressenten, der die Villa als denkmalgeschütztes Objekt im derzeitigen Zustand erwerben und erhalten möchte. Helmut G. Blessing

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