Veröffentlicht am 07.02.2013 00:00

München · Zum Thema der Woche: Schiedsrichter

Als ich neulich mitbekommen habe, dass den Münchner Schiedsrichtern die Schiedsrichter ausgehen, da wurde mir erst klar: Uns fehlen im ganzen Leben die Schiedsrichter. Eigentlich sollte es oberste, nein, edelste und freilich selbstverständliche Bürgerpflicht sein, sich als Schiedsrichter zu verpflichten.

Gewiss nicht nur im Fußball gibt es doch kaum einen Lebensbereich, wo nicht gestritten wird. Wie schön wäre doch am Boazntresen oder am Marktstandl eine Kraft, die ein Machtwort spricht, das dann auch alle akzeptieren. Und danach haben's alle eingesehen und umarmen sich. Und Rosenblüten schneien vom Himmel.

Wenn sie in der Nachbarwohnung streiten: Schiedsrichter. Wenn eine gestresste Mutter auf der Straße partout nicht einsehen will, dass das Kaugummipapierl von selbst auf die Straße gefallen ist: Schiedsrichter. Wenn die Suppe salzig schmeckt: Schiedsrichter. Wenn die Kruste auf dem Schweinsbraten nicht rösch, sondern derart zäh-klebrig beschaffen ist, dass sie einem das gute, alte Amalgam aus den Zähnen zieht: Schiedsrichter. Wenn der Hausmeister zu wenig räumt oder zu früh oder zu spät oder zu oft oder zu selten: Schiedsrichter.

Weitere Artikel zum Thema

München · Die mit der Pfeife Artikel vom 07.02.2013: Schiedsrichtergruppe München sucht neue Referees

Umfrage zum Thema „Schiedsrichter“ Umfrage vom 09.02.2013: Können Sie sich vorstellen, Schiedsrichter zu sein?

München · „Gut gemacht, Schiri!” Artikel vom 07.02.2013: So seh ich das! Kommentar von Carsten Clever-Rott, Redaktionsleiter des Münchner SamstagsBlatts, zum Thema der Woche: Schiedsrichter

All diese Unparteiischen zu finden, wo sie doch allein schon in ihrem natürlichen Biotop, dem Fußball, fehlen, dürfte schier ein Ding der Unmöglichkeit sein.

Lediglich eine Sache erscheint an meinem Schiri-Traum noch weniger von dieser Welt zu sein: Der Glaube, man fände Menschen, die den Straßen-Schiri gäben, und die dabei völlig ohne Gschaftlhuberei oder Chef-Getue auskommen, wo das doch schon bei der Polizei nicht hinhaut. Wenn für eine Aufgabe Menschen gebraucht werden, die so etwas wie das Sagen haben, dann finden sich garantiert keine Lässigen, die dafür exakt geschaffen wären, sondern immer nur die, die gerne etwas zu sagen haben. Für mehr reicht's dann oft schon nicht mehr, noch nicht einmal das Reden funktioniert manchmal flüssig.

Da hat's der Fußball gut, es reicht ein Pfeiferl.

north