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Verein kämpft für Lebensqualität rund um den Hauptbahnhof
Zentrum · Am Flair arbeiten
Am Image des Viertels feilen, etwa hier an der Goethestraße, wollen Wickenhäuser und seine Mitstreiter im Verein Südliches Bahnhofsviertel. scy
Zentrum · Das Areal rund um den Hauptbahnhof ist nicht gerade eine Gegend mit Vorzeigecharakter. Oder anders gesagt: Münchentypischer Glamour fehlt hier völlig. Aber am Image lässt sich feilen. Deshalb engagiert sich der Verein Südliches Bahnhofsviertel seit Oktober 2010 dafür, den deutlich angeschlagenen Ruf zu verbessern.
Mit Erfolg: Bereits 51 Mitglieder sind mit dabei – und von der Stadt gibt es in den nächsten beiden Jahren jeweils 10.000 Euro jährlich, um neue Projekte voranzutreiben. »Diese Unterstützung tut gut«, freut sich Fritz Wickenhäuser, Vorsitzender und Gründer des Vereins. »Das Viertel leidet unter vielen Vorurteilen.« Umso wichtiger sei es, zu zeigen, dass es viel mehr zu bieten hat als man gemeinhin glaube. »Münchens Puls in die Welt«, das ist das Motto des Vereins. Dieser Pulsschlag bleibe durch den kompetenten Beschluss des Stadtratsausschusses für Stadtplanung und Bauordnung nachhaltig und lebendig, so Wickenhäuser. Denn damit habe der Verein fachlich und personell die Möglichkeit, wichtige Programme der Quartiersentwicklung zu initiieren, fortzusetzen oder zu begleiten.
Insbesondere die Bereiche Verkehr, Wohnen und Gewerbe würden zunehmend eine zeitintensive Bearbeitung erfordern. Und die kann man laut Wickenhäuser ehrenamtlich kaum leisten. Unter anderem Umfragen unter Bewohnern, Eigentümern und Geschäftstreibenden seien ein wichtiger Baustein der Vereinsarbeit. »Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Uns ist es wichtig, vor Ort genau nachzufragen und herauszufinden, wo ist Verbesserungsbedarf.« Und wer wisse das nicht besser als die Betroffenen selbst. Im Jahr 2012 etwa gab die privat organisierte Fotoaktion »Das südliche Bahnhofsviertel steht Kopf« Aufschluss über Wünsche und Anliegen. Beispielsweise wurde ein Mütterzentrum vorgeschlagen und regelmäßige Veranstaltungen wie Flohmärkte, Nachbarschafts- und Straßenfeste. Angeregt wurde auch ein Leerstandsmanagement für kulturelle Nutzungen und eine Aktivierung der Hinterhöfe und Passagen.
Manchmal freilich prallen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Hier gilt es, zu vermitteln, für gegenseitiges Verständnis zu werben. »Wir bringen deshalb die Menschen zusammen«, sagt Wickenhäuser: Unternehmer und Anwohner, deutsche und ausländische Mitbürger, Eigentümer und Mieter. Auch das sei ein Anliegen des Vereins, dass die Leute im Viertel zusammen-wachsen. Und dabei gleichzeitig ihre Unterschiedlichkeit bewahren. »Die Mischung macht’s«, befindet der Vereinsvorsitzende.
Eine bunte Mischung soll es sein
Dönerbuden sollen neben exklusiven Hotels existieren, innovative Start-Up-Unternehmen neben klassischen Gemüsehändlern. Das Viertel solle kein Ghetto werden. Insbesondere in letzter Zeit kämen etwa immer mehr Geschäftsleute türkischer Nationalität auf ihn zu, mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass sich vermehrt deutschstämmige Händler hier niederlassen sollen. Mehr Aufmerksamkeit sollen auch die vielen Künstler bekommen, die im Südlichen Bahnhofsviertel unter anderem Ateliers und Galerien betreiben. Das sei viel zu wenig bekannt, »wir müssen die ansässige Kultur für die Öffentlichkeit viel besser erschließen«, stellt Wickenhäuser fest. Zudem soll untersucht werden, wie der Wohnanteil im Viertel weiter erhöht werden kann: Von derzeit zwölf auf 25 bis 30 Prozent werde angestrebt, unter anderem durch die Umnutzung von nicht mehr benötigtem Büroraum.
Momentan wohnen rund 3000 Menschen im Viertel. Im Vergleich dazu: Es gibt rund 30.000 Arbeitsplätze. Weitere zentrale Anliegen sind: Verkehrsmanagement, Radverkehr, Begrünung im Straßenraum, Parken und die Gestaltung des Hauptbahnhofsvorplatzes. Vor gut zwei Jahren startete der Verein Südliches Bahnhofsviertel mit sieben Mitgliedern. Nun hat sich die Anzahl mehr als versiebenfacht – und das ohne aktive Mitgliederwerbung. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Anwohner, Einzelhändler, Immobilieneigentümer, Dienstleister, Hoteliers, Kulturschaffende und Vertreter sozialer, kultureller und schulischer Einrichtungen. Viele sind dem Viertel seit Jahren und Jahrzehnten verbunden. Wickenhäusers Familie etwa hat bereits seit über 100 Jahren ihren Unternehmensstandort im Südlichen Bahnhofsviertel: Das einstige Autohaus an der Schwanthalerstraße ist inzwischen in ein Hotel umgewandelt.
»Langweilig wird es garantiert nie«
»Ich glaube an die Strahlkraft dieses Viertels, nirgendwo in München ist es lebendiger«, so Wickenhäuser. »Hier knistert´es – und langweilig wird es garantiert nie.« Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bahnhofsviertel-muenchen.de. Die E-Mail-Adresse, auch für Anfragen zur Mitgliedschaft lautet Bahnhofsviertel@citycom-muenchen.de. Weitere aktuelle Nachrichten und Informationen zum eigenen oder zu anderen Stadtvierteln gibt es im Internet unter www.wochenanzeiger.de.
Sylvie-Sophie Schindler
Artikel vom 29.01.2013Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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