Eine studentische Abstimmung stellt nun die Weichen

München · Nächster Halt: Semesterticket?

So sieht die Karte aus, mit der Münchner Studenten derzeit vergünstigt den MVV nutzen können. Foto: ms

So sieht die Karte aus, mit der Münchner Studenten derzeit vergünstigt den MVV nutzen können. Foto: ms

München · Seit nunmehr zwanzig Jahren läuft sie nun schon - die Diskussion zur Einführung eines Semestertickets in München.

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Vom 21. November bis zum 2. Dezember haben die Studenten der drei großen Münchner Hochschulen nun wieder die Möglichkeit, über ein neues Angebot des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) abzustimmen. Lohnen würde sich ein derartiges Ticket in München allemal. Derzeit sind rund 95.000 Studenten in München immatrikuliert, die etwa sechs Prozent des Gesamtumsatzes des MVV ausmachen. Mit über 46.000 Studenten sind an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) knapp die Hälfte aller Münchner Studenten eingeschrieben. An der Technischen Universität (TU) studieren circa 31.000 und an der Hochschule München (HM) knapp 16.000 Studenten. Der Rest verteilt sich auf kleinere und private Hochschulen, die jedoch nicht an der Urabstimmung teilnehmen.

Das Modell, über das abgestimmt wird, ist ein Sockelmodell. Demnach sollen in Zukunft alle Studenten pro Semester den obligatorischen Sockelbetrag von 59 Euro zahlen. Mit diesem ist für die Studenten das MVV-Gesamtnetz zu Nebenzeiten, also unter der Woche von 18 Uhr bis 6 Uhr, und am Wochenende und an Feiertagen ganztags nutzbar. Zusätzlich können die Studenten ein optionales Aufpreisticket für 141 Euro erwerben, mit dem das MVV-Gesamtnetz ohne zeitliche Beschränkung nutzbar ist. Mit dem Sockelmodell, das einen Kompromiss zwischen Erleichterungen für Vielnutzer und geringerer Belastung für bisherige Wenignutzer darstellt, soll gesichert werden, dass der MVV keine Einnahmen einbüßen muss.

Stefan Liebl und Svenja Kipshagen, die Sprecher der Juso-Hochschulgruppe München, einem politischen Zusammenschluss aus Studenten aller Münchner Hochschulen, halten das Sockelmodell zwar nicht für vollkommen zufriedenstellend, weisen aber auf die Vorteile der Möglichkeit hin, das Gesamtnetz zu Nebenzeiten nutzen und somit beispielsweise an den Flughafen und den Starnberger See fahren zu können.

Auch die studentischen Vertretungen der Hochschulen, also gewählte studentische Beauftragte, die sich für die Anliegen ihrer Kommilitonen einsetzen, machen sich nun schon seit vielen Jahren für das Semesterticket stark. Im November 2004 wurde dafür an der Technischen Universität München (TUM) ein eigener „Arbeitskreis Semesterticket" gegründet, der seit dem Wintersemester 2007/08 ein hochschulübergreifender Arbeitskreis ist. Im Sommer 2011 wurde der AK Semesterticket in AK Mobilität umbenannt. Christian Briegel war Gründungsmitglied des Arbeitskreises, fünf Jahre lang dessen Leiter und Beauftragter für das Semesterticket an der TU. „Die Hochschulleitungen an TUM und HM sowie das Studentenwerk München haben unser Anliegen von Anfang an unterstützt. Im Frühjahr 2007 sind wir dann in die Verhandlungen gestartet“, so Briegel über die Anfänge. Nachdem bei der Urabstimmung 2009 ein ähnliches Angebot des MVV bereits abgelehnt wurde, hat der Arbeitskreis nun das momentan diskutierte Modell erarbeitet, das vor allem für Wenignutzer attraktiver sein soll.

Während TUM und HM das Angebot im Jahr 2009 annahmen, stimmten die Studenten der LMU mit 52 Prozent dagegen. Stefan Bschorer, stellvertretender Vorsitzender der Studentischen Vertretung der TUM und seit 2010 Mitarbeiter des AK Mobilität, geht dieses Jahr dennoch von einer Zustimmungsquote von mindestens sechzig Prozent an allen Hochschulen aus. Zum einen sei laut Stefan Bschorer die Besetzung des Audimax der LMU im Jahr 2009 einer der Hauptgründe für das Scheitern gewesen. „Dieses Thema hat das Semesterticket überschattet. Viele Studierende an der LMU haben erst ein bis zwei Wochen vor der Urabstimmung davon erfahren, was viele Studierende - zu Recht - verärgert hat“, so Bschorer. Zum anderen hält er das neue Modell durch den geringeren Solidarbeitrag für deutlich attraktiver. „Ein Freizeit- und Kulturticket für unter zehn Euro im Monat ist ein durchaus gutes Angebot", sagt auch Johannes Trischler von der Studentenvertretung der LMU. Der Gesamtpreis von 200 Euro sei seiner Meinung nach ebenfalls mittlerweile für Studenten der LMU deutlich attraktiver, da inzwischen auch diese vermehrt für ihre Vorlesungen den Standort wechseln müssen. Falls das Angebot abgelehnt wird, wäre wohl das endgültige Aus für das Münchner Semesterticket. „Es wird in München kein günstigeres Angebot geben, als das momentan diskutierte Modell, es sei denn, die öffentliche Hand erhöht deutlich die Zuschüsse“, so Stefan Bschorer. Von Ann Sophie Schlosser Stimmen Sie ab unter www.samstagsblatt.de: Ist München die ideale Studentenstadt?

Artikel vom 08.11.2012
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