So also sieht es aus, wenn man Lessings aufklärerisches Drama Nathan der Weise in die Gegenwart transportiert. Das Filmprojekt, an dem Jugendliche verschiedener Religionszugehörigkeiten mitgearbeitet haben, dient dazu, Barrieren abzubauen und das Verständnis füreinander zu fördern.
Es dient aber auch dazu, sich mit seinem eigenen Glauben auseinanderzusetzen und sich selbst zu hinterfragen: Woran glaube ich wirklich, was macht meinen Glauben aus? Diese Fragestellung schadet auch Christen nicht, denn wer weiß heute denn noch so genau, wofür der christliche Glaube steht. In Zeiten, in denen nur an Weihnachten die Kirchen voll und den Rest des Jahres über oft halbleer sind, ist der Bezug zur Christenlehre nicht selten verloren gegangen. Ein beliebter Spruch aus Pfarrerskreisen lautet da: Wer Gott in der Natur sucht, soll sich auch vom Oberförster begraben lassen. Bitte nicht falsch verstehen, natürlich kann man Gott auch in der Natur finden, aber jede Religion besteht aus einem Glaubensgerüst und Grundregeln, die man nicht nach Belieben aufweichen kann, ohne sie in ihrem Wesen zu gefährden. Religion ist im Idealfall nämlich mehr als nur Wellness für die Seele. So seh ich das.
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