Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Afrikanische Gummistiefel

Platteln mit Gummistiefeln: Am 13. und 14. Oktober zu erleben im Wasmeier Museum.	Foto: Wasmeier Museum

Platteln mit Gummistiefeln: Am 13. und 14. Oktober zu erleben im Wasmeier Museum. Foto: Wasmeier Museum

München · Es mag nicht jeder glauben, aber auch in Afrika werden Gummistiefel gebraucht und das nicht nur allein zur Arbeit. Ja, ich weiß ja, von was ich rede und muss grad sehr in mich hinein schmunzeln, weil ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn alle bayrischen Bauern, die in ihre Gummistiefel neischlupfen, das nicht nur machen, um in den Stall oder aufs Feld zu gehen, sondern um darin zu tanzen.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Ich kann sie direkt auf den Höfen springen, stampfen und auf die Stiefel hauen sehen. Und die Plattler unter Ihnen dürfen auch gerne mal ausprobieren, wie es wäre, in Gummistiefel zu platteln. Nein, ich spinne nicht, ich bin wirklich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Sie werden jetzt gleich lesen, was ich meine und mir da so vorstelle.

Es gibt nämlich einen modernen afrikanischen Tanz, der »gumboot dance«, (das hat nix mit einem knallroten Gummiboot zu tun, obwohl bei entsprechender Schuhgröße...) der ausschließlich mit Gummistiefeln getanzt wird. Dieser Tanz gilt auch als Vorläufer des Stepptanzes. Er entwickelte sich ungefähr ab 1880 unter den schwarzen Minenarbeitern in den Goldminen um Johannesburg. Den Minenarbeitern war es nämlich verboten, miteinander zu sprechen. Um sich doch miteinander unterhalten zu können, haben sie durch rhythmisches Schlagen mit den Händen auf ihren Gummistiefeln und Aufstampfen eine eigene „Sprache“ entwickelt. Man kann durchaus eine Ähnlichkeit mit hiesigen Tanzformen entdecken. In Bayern wird auch gemunkelt, dass deutsche Missionare den Schwarzen zu ihren Stammestänzen auch noch das Schuhplattln beibringen wollten, und dass es deshalb diesen Tanz gibt. Das kann aber nicht wirklich belegt werden. Der Gummistiefel-Tanz wird heute in Südafrika als eigenständiger Teil der südafrikanischen Kultur vorgeführt. Jugendliche zeigen ihn auf den Straßen, um ein bisschen Geld zu verdienen. Manchmal erinnern an die Gummistiefel gebundene Glöckchen noch an die Fußfesseln der schwarzen Arbeitssklaven. Die Gummistiefel sind auch gerne bemalt, z.B. mit Zebrastreifen.

Gell, jetzt sind‘s so richtig neugierig und haben schon ein paar Mal im Geiste mit dem gummibestiefelten Fuß aufgstampft. Dieses wirklich mitreißende Tanzerlebnis können Sie nächstes Wochenende bei uns mit der Corroboration Gumboot Dance Company erleben. Dieses Ensemble kommt aus Ratanda, einem der Townships von Südafrika. Die Tänzer sind im Alter von zehn bis zwanzig Jahren. Geprobt wird fünf Mal wöchentlich, je zwei Stunden. Es wurden bisher dreizehn Shows produziert und die Gruppe hat schon viele lokale und regionale Preise gewonnen. Ziel dieser Gruppe ist nicht nur Freude und Spaß an diesem Tanz, sondern auch ein sozialpolitisches Engagement, um Kinder von der Straße zu holen, wo Drogen und Kriminalität ihr Schicksal wären.

Apropos Straße. Wenn man mit offenen Augen durch die Straßen von Afrika geht, dann kann man auch sehr viel Müll entdecken. Das ist nicht nur ein afrikanisches Problem, das gibt es bei uns schon genauso. Oft sind es achtlos weggeworfene Kostbarkeiten. Eva Ploder ist mit offenen Augen durch die „Müllwelt“ gegangen und hat sie aufgesammelt. Ihre Schätze können Sie in der Ausstellung „Zu schön, um Müll zu sein“ in unserem Lukashof bewundern. Ich hoffe zwar nicht, dass es nächstes Wochenende regnet, aber Sie können trotzdem gerne in Ihre Gummistiefel schlupfen, zu mir ins Museum kommen, mitplattltanzen und sich Anregungen holen, was Sie aus Weggeworfenem noch alles basteln können. Weihnachten is schließlich nimmer weit!

Ich freu mich alle Fälle auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Gumboot-Tanz aus Südafrika
13. / 14. Oktober 2012
Zu Gast: Die Corroboration-Dance-Company und Ausstellung „Zu schön, um Müll zu sein“ mit südafrikanischer Recyclingkunst
Weitere Informationen unter www.wasmeier.de

Artikel vom 04.10.2012
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