»Ohs«, »ahs« und ein Kichern: Spaß im neuen Kinderchor

Zentrum · Singen ist gesund

Hände nach oben: Mit Hilfe des Körpers üben die kleinen Chorneulinge mit  Stefan Rohrmeier hohe Töne.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Hände nach oben: Mit Hilfe des Körpers üben die kleinen Chorneulinge mit Stefan Rohrmeier hohe Töne. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Zentrum · Geschwister können manchmal ganz schön nerven. Julia beispielsweise ärgert sich, wenn ihr Bruder zu ihr sagt: »Du singst schrecklich.« Doch die Neunjährige lässt sich davon nicht unterkriegen.

Heute, es ist Samstag, steht sie im Pfarrsaal der Gemeinde Sankt Anton an der Kapuzinerstraße und singt begeistert mit bei dem Lied »Hört ihr die Regenwürmer husten?«. Auch Frieda, Franz, Helena und weitere 15 Kinder sind da, sie alle sind zur Schnupperstunde gekommen, zu der Stefan Rohrmeier eingeladen hat. »Ich will Lust machen aufs Singen«, sagt der neue Kirchenmusiker in Sankt Anton.

Der Grund: Im Pfarrverband Isarvorstadt soll ein Kinderchor aufgebaut werden. Und überhaupt: »Singen ist gesund. Das zeigen Studien immer wieder«, so Rohrmeier. Kinder, die singen, seien unter anderem ausgeglichener und könnten besser mit Schulstress umgehen. Wer in die Gesichter der Nachwuchssänger blickt, der sieht sofort, mit wie viel Freude sie dabei sind. Erstmal schnellen die Arme nach oben, hoch und höher, die Mädchen und Jungen dehnen und strecken sich. Denn, so lernen sie von Rohrmeier, wer singt, sollte seinen Körper vorher lockern. Und natürlich auch die Stimmbänder. Um das zu erreichen, hilft ein bewusstes Gähnen, ein lautes »Ah«, ein lautes »Oh«, das sogleich durch den Saal schallt. Manchmal mischt sich ein Kichern darunter, man macht solche Übungen ja nicht alle Tage. Dann die ersten Lieder. »Gut den Mund aufmachen«, sagt Rohrmeier, vom Klavier aus begleitet er die »Schnupperkinder«. Auch die anwesenden Mamas singen mit, manche Texte wissen sie fast besser als ihre Kinder, etwa bei dem Paulchen-Panther-Song »Wer hat an der Uhr gedreht?«. Dabei werden sofort Erinnerungen an die eigene Kindheit wach, die Stimmung ist gut, bei den Kleinen und bei den Großen. »Der neue Chorleiter macht das richtig toll«, sagt später Gisela Brockhoff, die mit Tochter Julia da ist.

Auch von den Kindern gibt es im Anschluss viel positives Echo. »Das waren schöne Melodien«, so der sechsjährige Janis, der auch sonst von Musik begeistert ist. Als er erfuhr, es gibt da einen neuen Kinderchor, sagte er zu seiner Mama Andrea sofort: »Da will ich hin.« Klara, acht Jahre alt, hat bereits beschlossen, weiter dabei zu sein. »Ich finde, ich singe nicht so gut. Deshalb möchte ich zum Chor, hier lerne ich, wie ich eine bessere Stimme kriege«, sagt sie entschlossen. Die nächste Gelegenheit dazu gibt´es garantiert: Am Freitag, 28. September, startet der neue Kinderchor um 15 Uhr offiziell, Dauer etwa 45 Minuten.

Grundschulkinder aus allen Jahrgangsstufen sind jederzeit willkommen, auch ohne Anmeldung und unabhängig von ihrer Konfession. Denn laut Rohrmeier soll die Freude am Singen und an der ­Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Er hofft, dass sich auch Eltern, die Vorurteile gegenüber der Kirche haben, dem Angebot gegenüber öffnen können. »Wer mit dem Papst nicht zufrieden ist, das ist die eine Sache, doch das Pfarrleben vor Ort hat so viele positive Aspekte, es wäre schade, sich da zu verschließen«, so der 33-Jährige.

Rohrmeiers Traum: die Großstadt

Bisher hat Rohrmeier sein Leben vor allem in Hemau verbracht, knapp 8600 Einwohner, 30 Kilometer westlich von Regensburg. In seiner Heimatgemeinde Sankt Johannes war er seit 2005 tätig und leitete einen 50-köpfigen Kinderchor sowie einen Jugend-, Männer- und Kirchenchor. In Regensburg, an der ältesten Kirchenmusikschule der Welt, hat er neun Semester studiert, er spielt Klavier und Orgel. Nach München zu ziehen, davon hat er bereits als kleiner Junge immer geträumt.

Mit seinen Eltern war er hier manchmal zu Besuch. »Die Kirchen und alten Häuser in der Innenstadt haben mich magisch angezogen«, erzählt er. Und jetzt sei endlich der Zeitpunkt gekommen, sich seinen Traum zu erfüllen. »Ich finde, es kann nicht schaden, sich endlich räumlich zu verändern. Hemau kenne ich schließlich inzwischen gut genug«, sagt er lachend. Kinder zum Singen zu bringen, das findet Rohrmeier heute wichtiger denn je, denn auch an Schulen werde inzwischen immer weniger gesungen. Zwar gebe es Medien-Phänomene wie »Deutschland sucht den Superstar«. Doch auch wenn hier die Kandidaten zig Songs präsentieren, hat das nach Ansicht des Kirchenmusikers mit Gesang »herzlich wenig« zu tun: »Da geht es nur um die große Show, um das Theatrale.«

Bei aller Kritik heißt das allerdings nicht, dass Rohrmeier verbissen gegen Trends ankämpft und die Chorkinder ausschließlich Kirchenmusik einstudieren werden. »Wenn es Hits gibt, die die Kinder gerne singen wollen, dann bin ich offen dafür«, so Rohrmeier. Überhaupt, er wolle gerne aus dem vollen Repertoire schöpfen, das die Musik zu bieten hat: Volkslieder, Kinderlieder, weltliche und geistliche Musik, auch Liedkompositionen klassischer Komponisten wie Mozarts »Dona nobis pacem«. Und natürlich auch Advents- und Weihnachtslieder. Die nämlich stehen in ein paar Wochen garantiert auf dem Programm – in der Adventszeit und zur Kinderchristmette wird der neue Kinderchor seine ersten Auftritte haben. »Da bin ich jetzt schon ein bisschen aufgeregt«, meint Chorneuling Franz. »Aber ich glaube auch, dass das schön wird.«

Grundschüler können mitmachen

Nächstes Chortreffen ist am Freitag, 28. September, um 15 Uhr, Treffpunkt ist der Antoniussaal im Pfarrheim St. Anton, Kapuzinerstr. 36a. Weitere Informationen gibt es unter www.pfarrverband-isarvorstadt.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 25.09.2012
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