60 Jahre Südost-Kurier: Die bewegte Geschichte des Südost-Kuriers von 1952 bis heute

München · Mit Mut und Fleiß zum Erfolg

Maria und Wilhelm Schmid sen. legten den Grundstein der Geschichte des Südost-Kuriers.	Fotos: privat

Maria und Wilhelm Schmid sen. legten den Grundstein der Geschichte des Südost-Kuriers. Fotos: privat

München · Wenn am Mittwoch der Südost-Kurier und die weiteren Ausgaben der Münchner Wochenanzeiger wie die Harlachinger Rundschau oder im Landkreis Ebersberg der Kurier Ebersberg im Briefkasten liegt, dann nehmen ihn die Leser raus und »konsumieren« ihn, holen das aus ihm raus, was für sie wichtig ist.

60 Jahre Südost-Kurier

Aber wie kommt das alles da hinein? Dahinter steckt eine Menge Technik und noch mehr Erfahrung. Beim Südost-Kurier können wir jetzt auf 60 Jahre Wochenzeitungs-Tradition zurückblicken. Aber wer ahnt schon, wie alles angefangen hat? Zuallererst gilt es festzuhalten, dass die Gründung eines eigenen Geschäfts schon immer viel Mut erfordert hat. Das war früher vielleicht sogar noch wichtiger als heute. Früher, nach dem Krieg, da hatten wir in Deutschland das Wirtschaftswunder. Das war kein Selbstläufer. Die starken Säulen des Wirtschaftswunders waren Fleiß, Wissen und Qualität. Auf diesen Säulen ruht auch die bewegte Geschichte des Südost-Kuriers.

Die Druckerei im Keller

Wilhelm Schmid sen. brachte den ersten Südost-Anzeiger, wie er damals noch hieß, im Jahr 1952 heraus. Damals war er zwar neu in dem Geschäft, aber kein Jungunternehmer mehr. Bereits 1927 hatte er zusammen mit seiner Frau Maria in München in der Heideckstraße 2 die Firma Heideck-Druck gegründet. Die kleine Druckerei wurde im Keller betrieben. Es waren Anfänge, wie man sie sich vorstellt. Klein und bescheiden, getragen von Mut und Willenskraft. Das Geschäft lief und es lief mit der Zeit immer besser. Aber die Zeit selbst war nicht die beste, zumindest nicht in Deutschland. Als der Zweite Weltkrieg, der von deutschem Boden ausgegangen war, zurückkam, gehörte Familie Schmid, 1930 war Sohn Wilhelm Schmid jun. zur Welt gekommen, zu denjenigen, die immerhin ihr Leben retten konnten, doch die Druckerei war im Bombenhagel zerstört worden. In Töging erlebte die Familie das Kriegsende und schmiedete erneut mutige Pläne, die die Existenz der Familie sichern sollten.

1950 ließ sich Wilhelm Schmid sen. mit seiner Druckerei in der Kyffhäuserstraße in Neubiberg nieder, 1952 wagte er sich ans Anzeigengeschäft. 4.000 Exemplare umfasste die Auflage anfangs. Wilhelm Schmid war ein rühriger Unternehmer, doch nicht minder engagiert war seine Frau, »die Marie«. Sie hat sich mit viel Energie in das Geschäft eingebracht, hat Anzeigen verkauft und Druckvorlagen beschafft. Sogar die Verteilung hat sie anfangs selbst übernommen. Einmal im Monat lag der Südost-Anzeiger damals in den Briefkästen, schon bald konnte der Turnus auf 14 Tage verringert werden, wenig später lag nur noch eine Woche zwischen zwei Nummern. Anders als die meisten anderen Anzeigenzeitungen dieser Zeit waren im Südost-Anzeiger auch redaktionelle Inhalte zu finden. Kirchennachrichten, Aktuelles aus Sport, Vereinen und Gemeinden sollten den informativen Anzeigenteil ergänzen. Eine Wochenzeitung war der Südost-Kurier daher auch damals schon. Im Mittelpunkt standen jedoch immer die Geschäftsanzeigen, die – vor 60 Jahren genauso wie heute – die kostenlose Verteilung der lokalen Informationen überhaupt erst möglich machten.

Der Weg bis hierhin war eine Berg- und Talfahrt gewesen. Schicksalsschläge wie im Krieg trafen die Familie, die aber stets zusammenhielt und sich nie unterkriegen ließ. Ein solcher Schicksalsschlag war der plötzliche Tod von Maria Schmid im Jahr 1958. Der Verlust wog schwer und hinterließ seine Spuren.

Wilhelm Schmid jun. führt den Verlag

1965 trauerten die Familie Schmid und die Mitarbeiter des Südost-Kuriers um Firmengründer Wilhelm Schmid sen. Er hatte bereits zwei Jahre zuvor für einen reibungslosen Generationswechsel gesorgt und seinem damals 33-jährigen Sohn das Geschäft übergeben. Der wertvolle Rat des Vaters war mit dessen Tod verloren, aber Wilhelm Schmid jun. führte die Firmenphilosophie weiter und hatte Erfolg damit. »Der Schmid da draußen«, wie er auch genannt wurde, war Neuerungen gegenüber immer sehr aufgeschlossen gewesen. Schon in den 60er-Jahren wagte er den riskanten und teuren Technologiesprung vom Bleisatz zum Fotosatz. 1967 nahm er in der eigenen Druckerei die erste Rotationsmaschine in Betrieb und verlegte den Standort des Verlags schließlich Stück für Stück nach Putzbrunn. Es waren wegweisende Entscheidungen für den Südost-Kurier, aber auch im privaten Bereich gab es große Entscheidungen.

1964, noch zu Lebzeiten seines Vaters, heiratete Wilhelm Schmid jun. Ingrid Schmid war Damenschneidermeisterin, aber wie das im Familienunternehmen so ist: Sie half natürlich auch tatkräftig mit. Der Schneiderei ging sie bald nur noch nebenbei nach, dem Südost-Kurier galt stets die ganze Aufmerksamkeit.

In den 70er-Jahren rückten die Verleger der Münchner Wochenanzeiger enger zusammen, um im Wettbewerb schlagkräftiger zu sein. Diese Zusammenarbeit, so stellten sie fest, bietet den Kunden große Vorteile. Eine stattliche Gesamtauflage für München war damit ebenso leicht möglich, wie kleine, lokale Teilauflagen. Diese Flexibilität macht den Münchner Wochenanzeigern noch heute niemand nach. Der Südost-Kurier war von Beginn an eine wichtige Säule in diesem Verbund. Das Geschäft wurde weiter ausgebaut, die Auflage stieg, besonders mit den neuen Wohngebieten und dem neuen Stadtteil Neuperlach. Aber auch im Umland wurde das Verteilgebiet in den ständig wachsenden Gemeinden erweitert. Parallel dazu achtete Wilhelm Schmid stets darauf, technische Neuerungen in seinen Betriebsablauf sinnvoll zu integrieren. Das blieb ihm wichtig, genauso wie die Menschlichkeit, mit der er seinen Verlag führte.

Das Unternehmen lief gut. So gut, dass in den 90er-Jahren die Harlachinger Rundschau in den Besitz des Südost-Kuriers wechselte. Doch im Jahr 1996 erschütterte wieder ein schwerer Schicksalsschlag das Unternehmen. Der plötzliche Tod des Verlegers Wilhelm Schmid jun. traf alle Mitarbeiter tief. Aber das Geschäft musste weiterlaufen.

Seine Tochter Petra Schmid wurde Geschäftsführerin, Ingrid Schmid Gesellschafterin. Das Schiff »Südost-Kurier« steuerte in rauer See, eine Mammutaufgabe für Petra Schmid, die im Jahr 2000 auch Gesellschafterin des Verlags geworden war. Die Bedingungen wurden nicht leichter, doch im Jahr 2005 kam wertvolle Unterstützung aus dem Verbund der Münchner Wochenanzeiger. Familie Bergmaier, zu diesem Zeitpunkt schon Verlegerfamilie des Bogenhausener Anzeigers, des Haidhausener Anzeigers, der Münchener Nord-Rundschau, der Schwabinger Seiten, des Münchner Zentrums und des Moosacher Anzeigers, führte den Südost-Kurier und die Harlachinger Rundschau weiter. Petra Schmid hatte erkannt, dass der Verkauf des Südost-Kuriers die beste aller möglichen Alternativen dargestellt hatte. So blieb der Südost-Kurier im Verbund der Münchner Wochenanzeiger, der Verlag wird weiterhin von einer erfolgreichen Unternehmerfamilie geführt und – was für sie am wichtigsten war – der Name »Südost-Kurier« konnte weiter bestehen.

Einer der größten Wochenanzeiger

Die Verlegerfamilie Bergmaier hat einen ähnlichen Werdegang wie die Gründungsverleger des Südost-Kuriers. Von der Pike auf hat A. J. Bergmaier das Verlagswesen kennengelernt, zunächst als Schriftsetzer, dann als Teilhaber, dann als Verleger. Aus kleinen Anfängen mit nur wenigen Mitarbeitern machte die Familie Bergmaier – Ehefrau Brigitte half von Beginn an tatkräftig mit, Sohn Herbert Bergmaier trägt heute in zweiter Generation die Verantwortung als Geschäftsführer – einen Verlag, der als solides mittelständisches Unternehmen seinen Mitarbeitern und deren Familie im Raum München die Existenz sichert.

Gemessen an der Auflage ist der Südost-Kurier einer der größten lokalen Titel der Münchner Wochenanzeiger. Das Verteilgebiet ist so groß´– es reicht von Ramersdorf bis nach Holzkirchen und von der Isar bis nach Oberpframmern – dass der Südost-Kurier nochmals in vier lokale Ausgaben mit jeweils lokalem Inhalt unterteilt wurde.

Der Südost-Kurier kann auf eine große Vergangenheit zurückblicken. Doch nichts ist bekanntlich älter als die Zeitung von gestern. Der Blick ist nach vorne, in die Zukunft gerichtet. Gemeinsam setzen die Mitarbeiter des Südost-Kuriers alles daran, an einer erfolgreichen Zukunft zu arbeiten. Der 60. Geburtstag des Titels ist nicht mehr als ein Etappenziel. Dieses Ziel haben wir mit Einsatz und einem starken Willen erreicht. Gleichzeitig ist das 60-jährige Jubiläum ein guter Moment, um kurz innezuhalten und all jenen zu danken, die ihren Anteil am Erfolg der Münchner Wochenanzeiger im Allgemeinen und des Südost-Kuriers im Besonderen haben. Wir bedanken uns bei unseren Leserinnen und Lesern, bei unseren Kunden, Mitarbeitern und den rund 4000 Zustellern und nicht zuletzt auch bei unseren Geschäftspartnern in den Druckereien und deren Mitarbeiter.

Die vergangenen 60 Jahre sollen uns Ansporn sein, auch in Zukunft gute Arbeit zu leisten. Auf einen solchen Erfahrungsschatz kann in München keine andere Stadtteilzeitung zurückblicken. Das ist für uns eine Verpflichtung. Eine Verpflichtung, der wir gerne nachkommen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Jubiläumsausgabe!

Herzlichst Ihre Familie Bergmaier

Artikel vom 19.09.2012
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