Lesung mit Musik und Originaltönen im Münchner Stadtmuseum

Zentrum · »Das Haus der Schlangen« in Marrakesch

Die Bruderschaft der Aissaoua von Marrakesch vollziehen eine Hadra mit ihren Schlangen. 	Foto: Marion Beckhäuser

Die Bruderschaft der Aissaoua von Marrakesch vollziehen eine Hadra mit ihren Schlangen. Foto: Marion Beckhäuser

Zentrum · Am Donnerstag, 20. September, findet um 19.30 Uhr im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, in der Sammlung Musik die Lesung mit Musik und Originaltönen »Das Haus der Schlangen – Thomas Gundermann und Andreas Kirchgäßner bei den Sufi-Fakiren in Marok-ko« statt. Der Eintritt kostet 10 Euro.

Seinen thematischen Ausgangspunkt findet dieser Abend in den zahlreichen Reisen des Autors Andreas Kirchgäßner und des Musikers Thomas Gundermann zu den Sufi-Bruderschaften der Aissaoua und der Gnawa in Marokko. In »Das Haus der Schlangen« berichten sie von ihren denkwürdigen Begegnungen auf dem Marktplatz Djemaa El Fna in Marrakesch, auf dem wie im Mittelalter Gaukler und Schlangenbeschwörer ihre Kunststücke vorführen. 1978 hörte Thomas Gundermann zum ersten Mal auf diesem Platz den durchdringenden Ton einer Schalmei (Doppelrohrblattinstrument), die von Musikern der Sufi-Bruderschaft der Aissaoua gespielt wurde. Er war so begeistert, dass er dort seine erste Schalmei kaufte. Zu Hause in Deutschland entdeckte er eine Verwandte dieses Instruments: die Altdeutsche Sackpfeife, mit der er seither durch die Welt reist.

Thomas Gundermann und Andreas Kirchgäßner, die seit 2006 zusammenarbeiten, erlebten bei den Sufi-Bruderschaften in Marokko Trancerituale, die manchmal mehrere Tage dauerten. Dabei spielen Musiker polyrhythmische Musik mit Schalmeien, Rahmentrommeln, Rohrflöten und religiösem Gesang. Ein Ritual, das ihre Vorfahren, versklavte Schwarzafrikaner, aus ihrer jeweiligen Heimat mitgebracht hatten und das sich mit der Zeit transformiert hat. Dabei ist eine Musikrichtung entstanden, die unter anderem Bob Marley, Carlos Santana und Cat Stevens zu den traditionellen Gnawa-Meistern pilgern ließ, um von ihnen zu lernen.

Der Kulturraum Djemaa El Fna wurde bereits in die UNESCO-Liste zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, um Kulturformen zu erhalten, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen werden und durch Globalisierungseinflüsse verloren zu gehen drohen. Der gebürtige Stuttgarter Thomas Gundermann studierte am Münchner Richard-Strauss Konservatorium und spielt neben Percussion, Klavier und europäischen Schalmeien auch Ghaita/Rhaita (marokkanische Schalmei), Shenai (nordindische Schalmei), Benu (nordindische Ney-Flöte) sowie die Altdeutsche Sackpfeife. Die auf Studienreisen erworbenen orientalischen Spieltechniken übertrug er auf die Altdeutsche Sackpfeife und entwickelte unter diesen Einflüssen einen eigenen Improvisationsstil.

Der in Freiburg im Breisgau geborene Andreas Kirchgäßner unternahm von 1991 bis 1993 eine Reise in einem alten Bus von Hamburg über Nordafrika, durch die Sahara und dann quer durch Westafrika. Seine Eindrücke und Begegnungen mit dem afrikanischen Alltag beschrieb er in seinem Roman-Debüt »Zeitverlust«. Seit 1994 lebt er in Merdingen (Baden) als Schriftsteller und Drehbuchautor, außerdem führt er als dramaturgischer Trainer an Schulen und für Erwachsene Schreibwerkstätten durch. Für seinen Jugendroman »Anazarah – Abenteuer in der Wüste« bekam er ein Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg. Zahlreiche Afrika-Essays, Lesereisen, Hörfunkbeiträge, Reisereportagen sowie Kinderbücher ergänzen seine Autorentätigkeit.

Artikel vom 15.09.2012
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