Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Bauchsteckerl und Erdäpfezwirl

Des schmeckt! Im altbayrischen 	Wirtshaus „Beim Wofen“ im Markus Wasmeier Freilichtmuseum kann man für Leib und Seele speisen. 	Foto: Wasmeier Museum

Des schmeckt! Im altbayrischen Wirtshaus „Beim Wofen“ im Markus Wasmeier Freilichtmuseum kann man für Leib und Seele speisen. Foto: Wasmeier Museum

München/Schliersee · Lassen Sie sich bittschön von der Überschrift nicht in die Irre führen, dass es in der heutigen Kolumne um Körperkunst gehen könnte. Diese Ausdrücke verleiten Nichtbayern schon zu dieser Annahme, aber wir sind durchaus so modern, dass wir zu einem Bauchnabelschmuck auch Piercing sagen und nicht Bauchsteckerl. Erdäpfezwirl hat auch nix mit einer neuen Art der Haarkunst zu tun. Wenn ich so drüber nachdenk, dann ist das schon eine sehr lustige Vorstellung, dass diese Ausdrücke auch noch für etwas anderes stehen könnten als ihre eigentliche Bedeutung.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Obwohl um den Körper und sein Wohlbefinden geht es in meiner heutigen Kolumne schon. Dazu möchte ich Teresa von Avila (1515-1582) zitieren: „Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“. Bekannter wurde dieses Zitat wesentlich später durch Winston Churchill: „Man muss dem Körper Gutes tun, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Und so soll es auch sein. Es gibt schließlich nix bessers ois wos Guads!

In der heutigen Zeit habe ich ab und zu das Gefühl, dass Essen für viele nur noch eine schnelle Nahrungsaufnahme nebenbei ist. Schade eigentlich, weil ein gutes Essen wäre es doch eigentlich wert, dass man es genießt, oder? Schon alleine die Zubereitung darf a bisserl Zeit in Anspruch nehmen. Immerhin handelt es sich um Lebensmittel – quasi Mittel zum Leben. Unsere Großmütter haben auch die einfachsten Gerichte mit Liebe zubereitet. Bauchsteckerl zum Beispiel, man nennt sie auch Dradewixpfeiferl, sind ein ganz einfaches Gericht aus Mehl, Salz und Wasser. Bissl a Fett, Eier und Brotbrösl dazu und fertig ist ein wunderbares Essen, des man in die süße (gezuckert und mit Apfelmus), oder aber auch in die deftige Richtung (dann mit Kraut) verfeinern kann.

Nobel is es fast schon geworden, wenn a bissl a Kartoffel dabei war, aber dann waren es ja Baunkerl, ähnlich den Schupfnudeln. Diese Speisen kennt man vielleicht schon noch, aber die alten Begriffe halt nimmer. Erdäpfe­zwirl oder auch Kartoffelschmarrn. Das ist wie ein grober Kartoffelstampf, aber nochmal in Fett und Zwiebel angebraten. Unsere Großmütter hätten bestimmt auch phänomenale Pommes Frites gemacht, wenn sie die damals schon gekannt hätten. Mei, da wären diese Steckerl halt rundum aus Kartoffel gewesen und nicht nur aus hohlem Kartoffelgranulat. Jetzt in den Ferien kann man doch auch aus Kartoffel zum Beispiel mal selber Chips machen. Den nächsten Schlechtwettertag verbringen Sie einfach mal mit den Kindern in der Küche. Machen Sie das Lieblingsnaschwerk der meisten Kinder: Chips! Gemeinsamer Einkauf, gemeinsame Produktion, gemeinsamer Verzehr!

Des Chips-Selbermachen nimmt gar nicht soviel Zeit in Anspruch, aber Sie werden sehen, die schmecken so gut, dass künftig die Industrie-Tüten im Regal bleiben: Rohe Kartoffel in hauchdünne Scheiben schneiden, in der Pfanne mit wenig Fett rösten, salzen und im Rohr trocknen lassen. Fertig. Und wenn Sie schon grad das Selbermachen entdecken und die Ferien sowieso zuhause verbringen, dann ist höchste Zeit zum Einmachen. Jetzt ist die Zeit zum Hoawa und Braman brocka und auch zum Zwetschgn glauben. Ach so, nochmal für alle Leser verständlich: Blaubeeren und Brombeeren pflücken und die Pflaumen sind auch reif! Und so eine selbergemachte Marmelade auf a frische Semmel zum Frühstück – also besser kann ein Tag ja gar nicht anfangen!

Wenn jetzt das Brot auch noch selbstgemacht ist... Aber soviel Arbeit müssen Sie sich gar nicht antun, das übernehmen gerne wir für Sie! Bei uns kriegen Sie immer frisches, selbstgebackenes Brot. Es gibt zwar keine Chips aufm Tisch im Wofen, aber unsere ganzen Gerichte sind ebenfalls hausgemacht. Und wenn Sie keine Zeit haben, dann können Sie die ein oder andere kulinarische Köstlichkeit auch in unserem Museumsladen erwerben und daheim genießen.

Ich wünsche Ihnen auf alle Fälle an Guadn und freu mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 23.08.2012
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