Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München · A ruhige Kugl

Eine echte Naturkegelbahn steht im Wasmeier Museum. Am 19. August gibt es dort ein Turnier.	Foto: Wasmeier Museum

Eine echte Naturkegelbahn steht im Wasmeier Museum. Am 19. August gibt es dort ein Turnier. Foto: Wasmeier Museum

München · Man sollte im Leben ja eine ruhige Kugel schieben, sagt man. Des wär gesund und man macht sich das Leben leichter. Wenn diese Kugel aber was mit Sport zu tun hat, dann bleibt‘s nicht immer ruhig.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Also die Kugel schon, aber die Sportler eventuell nicht und hoffentlich die Zuschauer und „Anfeurer“ schon gleich gar nicht. Gell, jetzt wissen Sie nicht wirklich von was ich red bzw. schreib? Dann will ich des mal erklären: Wir werden kegeln! Ja kegeln, nicht bowlen und nicht curlen, nein, richtig kegeln. Die jüngere Generation wird das Kegeln gar nicht mehr kennen, kennen vielleicht schon, weil sie früher mit den Eltern oder Großeltern mit auf die Kegelbahn gegangen sind, oder eben daheim bleiben mussten, weil sie noch zu klein waren und deshalb nicht mitdurften. Die Älteren werden sich vielleicht sogar noch als Kegelbua das Taschengeld ein bisserl aufgebessert haben. Das war bis in die 1950er-Jahre so. Da haben die Kegelbuam die Kegel wieder aufgestellt und die Kugel zurückgerollt. Schon Karl May hat erzählt, dass er selbst bis 1854 ein Kegeljunge war. Das Kegeln habe gleich am Sonntag nach der Kirche begonnen und bis zur späten Abendstunde gedauert. Es habe zu essen gegeben und Bierreste zum Trinken, manchmal auch einen Schnaps, dazu einen guten Stundenlohn und zusätzlich was bei Ehrenrunden. Das Geräusch der rollenden Kugel auf einer Naturkegelbahn ist unvergleichlich. Da kann eine moderne vollautomatische Kegelbahn, von denen die ersten im März 1956 in Betrieb genommen wurden, gar nicht mithalten.

Ich habe es schon immer gerne mögen, weil meine Großmutter eine der wenigen Personen war, die uns Kindern keine Angst vor einem Gewitter gemacht hat. Viele ältere Leute haben das schon, indem sie immer gesagt haben: „Auweh, da Himmevater schimpft.“ Meine Großmutter hat bei heftigem Donnergroll gesagt: „Aha, da Petrus duad Kegelscheim.“ Meiner Meinung nach die viel schönere Erklärung. Ich bin ganz stolz, dass wir hier im Museum noch eine richtige Naturkegelbahn haben, mit hölzernen Kegeln. Diese sind ja bei den modernen Kegelbahnen schon seit Langem durch Kunststoffkegel ersetzt. Die fallen halt leichter um und sind langlebiger.

Kegeln ist eine der ältesten Sportarten überhaupt. Ich hab mich ein bissl erkundigt, damit ich Ihnen auch was „Historisches“ dazu schreiben kann. Vorläufer hat es schon im antiken Ägypten gegeben. Vorformen des heutigen Kegelns sind im frühen Mittelalter entstanden. Erstmals wird 1157 in der Chronik von Rothenburg ob der Tauber das Kegeln als verbreitetes Volksvergnügen geschildert. Und damit es bei uns auch zu einem Vergnügen für das Volke wird, lädt die „Museumsmannschaft“ zum 1. Altbayrischen Gaudi-Kegelturnier zusammen mit der Kegelabteilung des FC Bayern ein. Um die Kegler und Zuschauer in Schwung zu bringen und den auch zu halten spielen die fünf „Heuberg Boarischen“ mit zwei Flügelhörnern, Basstrompete, Bass und Ziach traditionelle Volksmusik in bester Qualität.

Wenn Sie diese Kolumne lesen, dann haben Sie noch genügend Zeit, dass Sie Ihre Turnschuhe suchen und Ihr bequemes „Kegelgwand“ rauslegen. Und dann kommen Sie nächsten Sonntag, 19. August, einfach zu uns ins Museum und spielen mit. Und wenn Sie nicht selbst aktiv werden möchten, dann schauen Sie einfach zu, während die anderen sporteln. Sie können ja derweil ein bisserl Brotzeit machen und dann gut gestärkt mit anfeuern: „In die Vollen! Alle Neune! Gut Holz!“ oder was immer man beim Kegeln noch so an Anfeuerungsrufen raushaut! Kegeln ist zwar nicht olympisch, aber bei uns zählt trotzdem: „Dabeisein ist alles“.

Ich freu mich auf Sie und ein unterhaltsames Turnier!

Ihr Markus Wasmeier

1. Altbayrisches Gaudi-Kegelturnier für jedermann 19. August 2012
Weitere Informationen unter www.wasmeier.de.

Artikel vom 08.08.2012
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