Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · A Gwand zum Fest

Die Schlierseer Tracht können die Besucher beim Altbayerischen Dorffest im Wasmeier  Museum am 21. und 22. Juli erleben.	Foto: Wasmeier Museum

Die Schlierseer Tracht können die Besucher beim Altbayerischen Dorffest im Wasmeier Museum am 21. und 22. Juli erleben. Foto: Wasmeier Museum

München/Schliersee · Irgendwie hat man das ganze Jahr was zu feiern. Es gibt da die persönlichen Feste, wie Geburts- und Namenstage, die Hochzeit, Jubiläen. Und dann gibt es viele Feste, zu denen man eingeladen wird, oder offizielle Veranstaltungen, die man einfach mal besucht. Egal, wie verschieden die Feste sind, sie haben doch alle etwas gemeinsam: Man zieht was Besonderes an.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Also uns Männer beschäftigt die Kleiderfrage in der Regel wesentlich weniger als das weibliche Geschlecht, was a) an der geringeren Auswahl der Kleidungsstücke liegt, und b) bekommen wir meistens sowieso gesagt, was wir anziehen dürfen/müssen. Einfach ist es ja noch, wenn man selbst einlädt und eine Kleiderordnung vorgibt, also den sogenannten Dresscode selbst festlegt. Finde ich persönlich furchtbar, wenn mir jemand sagt, was ich bei seiner Geburtstagsfeier anziehen „darf“. Ja gut, wenn es sich um eine Motto-Party, die ja immer beliebter werden, handelt, dann sollte man sich schon irgendwie dran halten. Bei einem „weißen Fest“ in wild buntem Gewand zu erscheinen ist nur dann angemessen, wenn man mit aller Gewalt auffallen will.

Ich lade Sie schon heute zu unserem Dorffest für nächstes Wochenende ein, damit Sie lange genug Zeit haben, sich zu überlegen, was Sie anziehen. Es gibt von meiner Seite überhaupt keine Kleidervorschrift, wirklich nicht. Obwohl: Den Smoking können Sie schon im Speicher lassen, auch braucht das Abendkleid nicht wirklich neu aufgerüscht werden. In unserem Landkreis werden zu den meisten Festen die Trachten angelegt. So eine Lederhose ist schon was extrem Be­quemes und ein Dirndlgwand macht eine jede Frau zum feschen Madl. Dabei muss es gar keine original historische Tracht sein. Und Sie müssen auch keine anziehen. Sie werfen sich ja auch in keinen Kaftan, wenn Sie ein Wüstenland besuchen – oder doch? Gut, jeder wie er es mag!

Was ist denn eigentlich Tracht? Ich habe mal geschaut, was das Internet über den Begriff so hergibt. Es ist gar nicht alleine immer die Kleidung, wenn von Tracht gesprochen wird. So bezeichnet man zum Beispiel auch die von Bienen eingetragene Nahrung als Tracht, ebenso die Stellung einer Fruchtart in der Anbaufolge und ein Traggestell für die Schultern zum Tragen von Körben und Eimern. Eine Tracht Prügel kennt ein jeder, ohne sie schon am eigenen Leib spüren haben zu müssen. Dieser Spruch kommt daher, dass man die verabreichten Prügel früher oft mit Gerichten, die jemanden serviert wurden, verglichen hat. Vielleicht hat sich des damals ungefähr so angehört: „Mogst no an Knödl, oder a Tracht Prügel?“

Bei unserem Dorffest ist es einfach wichtig, dass die Leute eine gute Stimmung „angelegt“ haben, miteinander feiern und lustig sind. Für das Drumrum sorgen wir schon. Ob Sie in ­Jeans, im Sommerkleid, in welcher Tracht auch immer, oder gar im Kaftan zur Musik von der „Samerberger Tanzlmusi“ Ihre Kreise drehen – völlig wurscht, Hauptsache, Sie haben eine Freude dabei. Das Originalgewand unserer Region der damaligen Zeit können Sie an unseren verschiedenen historischen Handwerkern sehen, die ihre Kunst zum Besten geben. Wenn Sie dann so beinander sitzen und a rechte Gaudi haben, dann ist es wirklich völlig wurscht, was Sie anhaben.

Des ist es übrigens auch, wenn Sie heute zu uns kommen, zur letzten Aufführung von „Jennerwein – Bluat vo da Gams“. Sie können das letzte Mal den Jennerwein in seiner original uralten Lederhosn und das wunderschöne Agerl im Dirndl anschaun, dazu brauchen Sie selber kein Festtagsgwandl anlegen! Schlupfens einfach nei in a Gwand, in dem Sie sich wohl fühlen und kommen‘S zu uns!

Ich freu mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Altbayerisches Dorffest

21./22. Juli 2012

mit der „Samerberger Tanzlmusi“ und den „Soatnpfeifern“ sowie historischem Handwerk

Artikel vom 13.07.2012
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