Ist die Stadt schuld an Hochwasserschäden?

Feldmoching · Gutachten ist da

Am Runden Tisch zur Grundwasserproblematik in der Untermühle in Feldmoching nahmen auch die geschädigten Anwohner Martin Obersojer, Hermine Feichtmaier und Rolf Deska (von links) teil. Foto: ws

Am Runden Tisch zur Grundwasserproblematik in der Untermühle in Feldmoching nahmen auch die geschädigten Anwohner Martin Obersojer, Hermine Feichtmaier und Rolf Deska (von links) teil. Foto: ws

Feldmoching · Das Gutachten der TU München zur Grundwasser-Problematik in Feldmoching am Nordwest-Sammelkanal liegt vor – allerdings erst in Form von Diagrammen, Folien und ähnlichem. Die Textversion des Gutachtens will die Stadt in ein paar Wochen den geschädigten Hauseigentümern zusenden. Ihre Keller waren im August 2010 nach starken Regenfällen und wegen des hohen Grundwasserstands überflutet worden. Die Betroffenen glauben, dass daran der nahe gelegene Kanal der Münchner Stadtentwässerung Schuld hat und hatten deshalb bei der Stadtverwaltung ihre Schadensersatzansprüche geltend gemacht.

Die Stadt München ist bei der Allianz versichert. »Unser Wunsch ist es, dass die erste Post von der Allianz im August/September in Ihrem Briefkasten liegt.« Das versprach Rudolf Fuchs vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt nun bei einem Runden Tisch den Bürgern der Untermühle im Norden Feldmochings. Die Siedlung liegt nördlich der A 99, im Bereich von Hepp-, Grashof-, Glasstraße und dem Eisenhüttenweg. Dort waren 30 bis 40 Hauseigentümer von der Kellerüberflutung im August 2010 betroffen. Dass es zwei Jahre danach nun endlich in Sachen Schadensregulierung vorangehe, dafür lobte Anwohnerin Hermine Feichtmaier die Stadt ausdrücklich. »Wir sind heute weit gekommen«, sagte die Feldmochingerin.

Grundwasser-Problematik in Feldmoching

Schuldfrage ist noch nicht geklärt

Einmal mehr betonten die Vertreter der Verwaltung, dass die Allianz jeden Schadensfall einzeln prüfen werde. Fuchs stellte zudem folgendes klar: Die nun zu erwartende erste Post der Versicherung an die Geschädigten »ist noch keine abschließende Schadensbewertung.« Der Streit zwischen Bürgern und Stadt München um die Grundwasserprobleme in der Untermühle geht also in die nächste Runde. Die Anwohner glauben, dass nach dem Starkregen im August 2010 der Aufstau des Grundwassers vor dem Nordwest-Sammelkanal verantwortlich war für die Überflutung ihrer Keller. Denn die Düker funktionierten bis heute nicht oder nicht richtig und zudem befinde sich auf dem Kanal Füllmaterial und Aufbeton. Das unterirdische Wasser könne deshalb das mächtige Bauwerk unter der Erde nicht ausreichend unter- und überströmen, werfen die Geschädigten der Stadt vor.

Umweltreferat räumt Versäumnisse ein

»Es gab sicherlich Versäumnisse in der Vergangenheit«, räumte Fuchs ein. Und weiter: »Der Kanal stellt ein gewisses Hindernis dar.« Auch Gutachter Gerhard Bräu von der Technischen Universität München betonte erneut, wie schon bei einem Runden Tisch im Frühjahr, dass der Kanal eine Aufstauwirkung habe – aber »den Riesen-Aufstau sehe ich nicht«, sagte Bräu auf Nachfrage einer Anwohnerin. Der Gutachter stellte schließlich folgendes klar: Die Beurteilung, ob die Aufstauwirkung tolerierbar sei, sei nicht seine Sache, so Bräu.

Noch lange kein Ende in Sicht

Das Rätselraten um die Rolle des Kanals beim Hochwasser geht also – fast zwei Jahre nach den Kellerüberflutungen – unverdrossen weiter: »Die abschließende Bewertung des Gutachtens steht noch aus«, erklärte Fuchs. Im Übrigen wolle man im Herbst den Stadtrat »mit der Gesamtproblematik beschäftigen«. Zugleich kündigte Robert Brenner von der Münchner Stadtentwässerung an, dass das Amt nun die Planungen zur Ertüchtigung der Düker vorantreiben wolle. Dazu müsse man prüfen, welche Möglichkeiten sich anböten, was vor Ort machbar sei und was die sinnvollste Maßnahme wäre. Denn zum Teil müssten Eingriffe in private Grundstücke erfolgen.

Wally Schmidt

Artikel vom 12.07.2012
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