Fünfziger-Jahre-Bau am Hauptbahnhof wird 2013 abgerissen

Zentrum · Heißes »Hotelpflaster«

Gegenüber des Hauptbahnhofs entsteht das neue Hotelgebäude. BA-Chef Miklosy ist skeptisch – er befürchtet eine »Monostruktur«. Foto: scy

Gegenüber des Hauptbahnhofs entsteht das neue Hotelgebäude. BA-Chef Miklosy ist skeptisch – er befürchtet eine »Monostruktur«. Foto: scy

Zentrum · Touristen kommen gerne nach München: Gut 10,5 Millionen Übernachtungen gibt es pro Jahr, Tendenz steigend. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Hotels groß ist, insbesondere rund um den Hauptbahnhof. Dort soll nun an der Ecke Bayer-/Goethestraße auch eine neue Touristenunterkunft entstehen. Das bedeutet natürlich auch: noch eine Baustelle mehr in der Innenstadt.

Der Münchner Hauptbahnhof, die Visitenkarte der Stadt

Der dort befindliche, nicht denkmalgeschützte Fünfziger-Jahre-Bau soll Anfang 2013 abgerissen werden. An dessen Stelle soll dann der achtstöckige Hotelkomplex entstehen. Noch hat die Münchner Polizei im Bestandsgebäude Büroräume gemietet, die Verträge laufen Ende 2012 aus. Nicht jeder allerdings begrüßt das geplante Vorhaben. »Das ganze Viertel ist mit Hotels bereits zugepflastert. Wir befürchten eine Monostruktur, wenn das so weitergeht«, sagt Alexander Miklosy, Chef des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2). Zudem würde die ohnehin sehr unbefriedigende, oft chaotische Verkehrssituation rund um den Hauptbahnhof mit parkenden Bussen noch verschärft. »Wenn man sich diese Ecke mal anschaut, ich wüsste nicht, wo hier noch Busse stehen könnten«, so Miklosy. Jedoch biete ein Hotel natürlich viele neue Arbeitsplätze, räumt der Stadtteilpolitiker ein. Und resümiert: »Ich sehe diese Entwicklung mit einem lachenden und drei weinenden Augen.«

Es hätte also schlimmer kommen können. Das sieht auch Fritz Wickenhäuser vom Verein Südliches Bahnhofsviertel so. »Hotels in unserem Viertel gibt es genug. Schon heute sind fast 70 Prozent aller Hotelbetten in der Bahnhofsregion«, sagt Wickenhäuser. Aber weil an der Ecke Bayer-/Goethestraße der Ausgang des Hauptbahnhofs in Richtung Süden sei, und die ankommenden Menschen als Erstes dieses Eckgebäude mit seinen Nutzungen sehen würden, »wäre es katastrophal, wenn dieser erste Eindruck durch neue Spielhöllen, Sexshops oder Ähnliches ein völlig falsches Bild von unserem Viertel gibt«. Deshalb sei er froh, wenn an dieser Stelle eine »wertige Nutzung in einem attraktiven Gebäude« stattfinde. Da biete sich ein gästefreundliches modernes Hotel gut an. Dennoch, dann solle endlich Schluss sein. »Andere Standorte in unserem Viertel für neue Großhotelnutzungen zu erschließen, lehnen wir ab, da eine Marktsättigung erreicht ist«, so Wickenhäuser.

Was nun ist zu erwarten? Inwiefern verändert sich der Komplex architektonisch? Verantwortlich für den Entwurf ist das Münchner Architektenbüro »Hild und K.«, das mit dem diesjährigen Architekturpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet worden ist. Der Entwurf wurde am 15. Mai bereits in der Stadtgestaltungskommission vorgestellt, fand dort breite Zustimmung und wird nun noch in Details überarbeitet, weshalb noch keine Grafiken zur Veröffentlichung freigegeben werden können. Erste Details jedoch gab es auf Anfrage bei Schörghubers Bayerischer Hausbau, dem Investor. Architektonisch wird sich insbesondere die Fassade ändern: Es wird eine Lochfassade, die viel lockerer sein wird als das heutige Betonraster des Bestandsgebäudes. Zudem wird die Fassade mit Profilen eine sehr feine Gliederung erhalten. Das neue Gebäude wird sich in Erdgeschoss und sieben Obergeschosse gliedern sowie Tiefgaragenstellplätze bieten. Im Mittelbereich des Gebäudes ist ein Lichthof vorgesehen.

Zum Hotel werden 184 Zimmer, Konferenzräume, ein Fitnessbereich und eine Bar gehören. Im Erdgeschoss werden voraussichtlich Einzelhandels- oder Gastronomieflächen untergebracht. Die Geschossfläche wird insgesamt gut 12.800 Quadratmeter betragen. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2015 geplant. Welche Kette das Hotel übernimmt, soll bislang noch nicht bekanntgegeben werden, auch zum Investitionsvolumen wollte man vorerst keine Angaben machen. Fest steht auf jeden Fall, dass die Zimmerpreise erschwinglich sein sollen. Die Sorge, dass schon wieder eines der vielen Luxusobjekte aus dem Boden gestampft wird, ist damit wenigstens vom Tisch. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 10.07.2012
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