Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · So ein Theater!

München · „Jetzt macht’s doch kein so ein Theater!“ Diesen Spruch hört man oft und benutzt ihn selbst auch gelegentlich, wenn jemand maßlos übertreibt. Aber ich übertreibe überhaupt nicht, wenn ich Ihnen sage: „Wir machen so ein Theater!“ Und zwar auch noch ein besonders gesundes Theater.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Nein, wir machen kein „Biostück“, aber es spielt an der frischen Luft – Freilichttheater im Freilichtmuseum. Hier ist sowieso ein ganz besonderer Platz, um Theater zu spielen. Ich verrate Ihnen auch warum: Im Jahre 1892 wurde am Schliersee das heute älteste Bauerntheater von dem seinerzeit sehr bekannten Schauspieler Konrad Dreher zusammen mit dem Geldgeber Xaver Terofal gegründet. Ja, und deshalb liegt hier immer ein bisserl Theater in der Luft. Das habe ich auch gerochen, aber welche Art von Theater? Welches Stück? Was bietet sich da an? Wer sollte spielen? Es sollte einen gewissen Schwung haben, nicht zu langweilig, ein bisserl Spannung, ein Stück, des zum Schliersee und zu den Bergen passt, ja es dürfte auch a bisserl wuid werdn... Wuid? Ja, genau – wuid! Und da war dann auf einmal die Idee – a Wuidara-Gschicht! Zum besseren Verständnis: Ein Stück über einen Wilderer! Und schon wieder hilft die Umgebung: „Ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahaaaren, er wurde weggeputzt von dieser Erd, man find ihn erst am neunten Tahaaage, bei Tegernsee am Peißenberg…“ So lautet die erste Strophe des Volksliedes über den sicherlich bekanntesten Wilderer Bayerns: Georg „Girgl“ Jennerwein.

Sie kennen ihn doch noch, den Girgl! Also sicher nicht persönlich, aber bestimmt seine Geschichte! Unehelich geboren in Holzkirchen, er hat sehr früh als Waldarbeiter rund um den Schliersee gearbeitet, muss ein hervorragender Schütze gewesen sein und war angeblich immer gerne in den Wirtshäusern. Er hat keine Rauferei ausgelassen und den Frauen war er auch nicht abgeneigt. Mit der Agathe von der Baumgarten-Alm hatte er eine Tochter, die Rosi. Ein jeder wusste, dass er ein Wilderer war, doch nachweisen konnte ihm das keiner. Gestorben ist er dann am Rinnerspitz, hier in den Schlierseer Bergen. Wenn Sie hier im Museum auf den kleinen Aussichtshügel steigen und des Wetter passt, dann können Sie den Rinnerspitz sehen, jenen Berg, an dem der arme Girgl sein Leben lassen musste. Erschossen wurde er vom Jagdgehilfen Johann Josef Pföderl. So wird die Geschichte zumindest erzählt und so kennen Sie es vielleicht auch aus anderen Theaterstücken. Aber es könnte doch auch der eifersüchtige Jäger Simon Lechenauer gewesen sein, wie das Pföderl immer behauptet hat, oder? Vielleicht hat er sich auch selbst erschossen? Nix Genau’s woaß ma ned. Oder doch? Jetzt sind S’ schon ein bisserl neugierig, gell? Dann sollten Sie es sich nicht entgehen lassen, es sich anzuschaun, wie bei uns die Gschicht von der Legende Jennerwein beginnt und aufhört. „Jennerwein – Bluat vo da Gams“, so heißt das Stück bei uns. Lassen Sie sich mitnehmen in die Zeit der Wilderer und Jager während Sie inmitten einer der wohl schönsten Bühnenbilder Bayerns sitzen und was Gutes zum Essen vor sich haben, was Sie nicht selbst gewildert haben. Auch für das Bier brauchen Sie nicht zu arbeiten. Vielleicht haben Sie ja neben sich einen echten Jaga, oder einen echten Wuidara sitzen – mei, nix Gwiß’ woaß ma ned. Gwiß woaß i aber, dass Sie bei uns noch Eintrittskarten kriegen und ich mich auf Sie und des wuide Spektakel gfrei!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 25.05.2012
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