Bahnhof Moosach: Das Oberirdische hinkt schwer dem Unterirdischen hinterher

Moosach · Nicht komplett schön

Für dringend sanierungsbedürftig hält Stadträtin Mechthilde Wittmann die alte Bahn-Unterführung am S-Bahnhof Moosach.	Foto: ws

Für dringend sanierungsbedürftig hält Stadträtin Mechthilde Wittmann die alte Bahn-Unterführung am S-Bahnhof Moosach. Foto: ws

Moosach · »Schluss mit ›unten hui – oben pfui‹. Wann kommen die dringend notwendigen Verbesserungen am S-Bahnhof Moosach, dem ehemaligen MVV-Zukunftsbahnhof?« Darüber hatte die Moosacher Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU) im Sommer 2011 Auskunft verlangt.

Tief unter der Erde hatte die Stadt München den modernen, international gelobten U-Bahnhof »Moosach« gebaut und ihn im Dezember 2010 eröffnet. Dass die Deutsche Bahn den darüber liegenden S-Bahnhof Moosach zu einem modernen »Zukunftsbahnhof« ausbaut, darauf wartet man im Stadtteil aber immer noch. Die Bahn müsse nun endlich »ihre Moosacher Hausaufgaben machen«, hatte Wittmann am 26. Juli 2011 in einer Stadtratsanfrage gefordert. Wenn schon nicht in einen Zukunftsbahnhof, dann müsse die S-Bahn-Station wenigstens in einen »kundenfreundlichen Bahnhof« verwandelt werden.

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Doch daraus wird so schnell nichts. Die Antwort der Bahn liegt nun vor. Maßnahmen wie die Erhöhung der Bahnsteige zum barrierefreien Ein- und Aussteigen in die S 1 sowie die Verlängerung der Bahnsteigdächer scheiterten an technischen und/oder finanziellen Hürden, erklärte ein Bahn-Sprecher in der vergangenen Woche auf Anfrage. Das geht jetzt ebenfalls aus einer Antwort des städtischen Referates für Arbeit und Wirtschaft hervor, veröffentlicht in der Rathaus-Umschau, dem Presseorgan der Stadt München. Die Bahn verschließe sich zwar nicht grundsätzlich den Wünschen der Landeshauptstadt, doch die Finanzierungsmöglichkeiten setzten oft sehr enge Grenzen, heißt es in der Rathaus-Umschau. Zudem könnten nach Auskunft der Bahn die Bahnsteige aus technischen Gründen nicht erhöht werden, weil auf denselben Gleisen auch Regionalzüge verkehrten. Fazit der Stadt: »Selbstverständlich wurde nie explizit die Nicht-Realisierung des Zukunftsbahnhofs Moosach beschlossen.«

Stadträtin Wittmann ist mit all diesen Ausführungen nicht zufrieden. Für die Politikerin steht fest: »Der Zukunftsbahnhof ist begraben.« Trotzdem müsse sich die Bahn etwas einfallen lassen, um den S-Bahnhof Moosach zu modernisieren. Statt die Bahnsteige komplett zu erhöhen, würde es genügen, alle paar Meter Rampen anzubringen, um den Fahrgästen das Ein- und Aussteigen bequemer zu machen, forderte die Politikerin am vergangenen Montag an Ort und Stelle. Außerdem müsse die Bahn endlich die alte Unterführung samt Treppenanlagen sanieren. »Die Stufen werden nur ausgebessert, das ist reines Flickwerk«, betonte Stadträtin Wittmann.

Der Bahn-Sprecher wies ausdrücklich darauf hin, dass »der Begriff Zukunftsbahnhof nicht von der Bahn kommt«. Fakt sei jedoch, dass die Bahn gebeten worden sei, die S-Bahn-Station in Moosach attraktiver zu machen – was eben aus Kostengründen und den genannten technischen Gegebenheiten schwierig sei. Immerhin sei wenigstens ein Teil der geforderten Maßnahmen erfüllt worden: So hat die Bahn im vergangenen Jahr mit etlicher Verzögerung die maroden Bahnsteigdächer sanieren lassen sowie den Bahnsteigbelag und die -kanten erneuert. Außerdem wurden Blindenstreifen angebracht (wir berichteten). Die Baumaßnahme war mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung finanziert worden und kostete der Bahn zufolge rund 900.000 Euro. Stadträtin Wittmann kommentiert das so: »Wenn die Bahn anderswo Geld herbekommt, dann benützt sie es. Aber Geld aus ihrem eigenen Etat nimmt sie nicht her zur Sanierung des Moosacher Bahnhofs.«

Kritik an der Bahn kommt auch von Johanna Salzhuber (SPD), der Vorsitzenden des Bezirksausschusses Moosach: Nachbesserungen am S-Bahnhof Moosach seien notwendig, darum bemühe sich das Stadtteilgremium seit Jahren. Fazit der Sozialdemokratin: »Das Oberirdische hinkt schwer dem Unterirdischen hinterher.« Stolz ist Salzhuber hingegen darauf, dass der von der Stadt München gebaute U-Bahnhof Moosach viel internationales Lob erfahren habe: So waren im vergangenen Herbst Bilder von Münchens 100. U-Bahnhof mit den riesigen Blumen des Münchner Fotografen Martin Fengel um die ganze Welt gegangen. Der U-Bahnhof Moosach war in der Internet-Ausgabe des Fluggastmagazins »En route« der Fluggesellschaft Air Canada vom September 2011 »als einer der vier schönsten U-Bahnhöfe der Welt« aufgeführt und mit Foto und kurzem Text vorgestellt worden (wir berichteten): Barcelona, Naples (Florida), Shanghai, Moosach. Voller Freude und Stolz hatte die Moosacher Bezirksausschussvorsitzende damals öffentlich verkündet, dass der U-Bahnhof Moosach momentan zu den vier schönsten U-Bahn-Stationen der Welt gehöre. Jetzt wäre es nur noch schön, wenn auch der oberirdische Bereich, sich dem unterirdischen Bereich anpassen würde. W. Schmidt

Artikel vom 15.05.2012
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