Kolumne „Philipp auf der Insel“: It’s time to say goodbye!

München · „Philipp auf der Insel” hat den Fuß in der Tür

Philipp hat in England viele neue Freunde gewonnen.		Foto: phil

Philipp hat in England viele neue Freunde gewonnen. Foto: phil

Nach drei Monaten ist das Abenteuer Großbritannien erstmal zu Ende und damit erscheint hiermit auch die letzte Folge unserer Serie: Der Giesinger Austauschschüler Philipp verlässt die Insel – und zieht Bilanz.

Goodbye Germany, England we’re coming

„It’s time to say goodbye!” Wehmut und Sehnsucht vereinen sich und verleihen den letzten Tagen auf der Insel diese besondere Aufbruchsstimmung. Selbst wenn die Stunden schon zu zählen sind bis Flug 2503 in Manchester abheben wird, ist für mich der Abschied noch unvorstellbar. Wie wird es sein, Welten zu wechseln? Wie wird es sein, wieder das vertraute Zuhause zu betreten? Wie wird es sein, wenn es keinen „Philipp auf der Insel” mehr gibt?

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf und geistig schon in der Luft nach München werde ich mit reichlich Abwechslung versorgt. Meine Umgebung trumpft noch einmal mit allem auf, was England zu bieten hat. Sogar das Wetter macht es mir schwerer, den Koffer nach drei Monaten wieder zu öffnen und eine Erinnerung nach der anderen hineinzupacken – der Koffer hat reichlich Übergewicht!

Die „Das-letzte-Mal-Phase” ist angebrochen: Noch einmal komme ich zu all den Orten zurück, die meine Englandzeit geprägt haben. Wann werde ich wohl das nächste Mal hier stehen? Ungewiss, aber ich bin mir sicher, dass es bald sein wird. Ein Freund prophezeit sogar, dass ich es nicht länger als eine Woche weg von Lancaster aushalten werde. Er war anscheinend noch nicht in München…

Jeden Abend finden Abschiedsfeiern statt, da ich bei Weitem nicht der einzige Austauschschüler bin, der am Samstag in die Heimat zurückkehren wird. Freunde, Lehrer, Mitschüler, Gastfamilie – alle sprechen über die nahende Trennung. E-Mail-Adressen und Handynummern werden wie wild ausgetauscht – daran hatte ich die ganze Zeit über nicht gedacht, denn wer sich jeden Tag sieht, braucht das nicht. Bei 1.500 Kilometer Entfernung und einigen Seemeilen zum Schwimmen gewinnt Netzwerken dann doch an Bedeutung. Erste Besuche in München werden in den Kalender eingetragen – und klar: die Oktoberfestzeit ist schon restlos ausgebucht.

Was ist es eigentlich, worauf ich mich in der Heimat so freue? Es ist das warme Gefühl, in das Abenteuer losgegangen zu sein, Erfahrungen gemacht zu haben und jetzt wieder in das Vertraute zurückkommen zu dürfen. An keinem einzigen Tag hier auf der Insel konnte ich wirklich planen, was geschehen wird – jeder Tag war ein Erlebnis für sich selbst. Nichts kam so, wie es ursprünglich zu vermuten gewesen wäre. Umso schöner nun das Gefühl, dahin zurückzugehen, wo man weiß, wie der Hase läuft.

Meine Zeit hier in England hat nicht nur meine Sprachfähigkeiten verbessert oder mir eine andere Kultur gezeigt. Sie hat mich persönlich für immer geprägt. Ich erlebe jetzt in den letzten Zügen ganz hautnah, dass alles seine Zeit hat, alles ein Ende hat, und dass in allem immer ein Wandel ist – und dass das gut ist, auch wenn es in der Praxis alles andere als leicht fällt. Ich gehe jetzt von dem englischen Zimmer zurück in das Heimatzimmer und schließe hinter mir die Tür, die die zwei Welten trennt. „Philipp auf der Insel” hat aber den Fuß in der Tür und wird diese schon bald wieder aufstoßen. Dem Flieger eilt schon jetzt ein vor Vorfreude schallendes „I‘m coming home!!” entgegen.

Artikel aktualisiert am 05.05.2012.

Artikel vom 03.04.2012
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