Von Philipp von Wachter

Bogenhausen · Das Hörgerät im Traumberuf

Bogenhausen · Ein Patent ist der Schutz geistigen Eigentums beziehungsweise der Schutz einer Idee. »Was mir nicht gefällt, ist, dass Patente oft missbraucht werden.« Das ist der einzige Aspekt, der Gregor Niewalda an seinem Dasein als industrieller Patentanwalt missfällt.

12-teiligen Reihe: Wir hinterfragen Geschichten

Gregor Niewalda wurde 1969 im Südschwarzwald geboren, ging auf eine Jesuitenschule und absolvierte zwischen 1989 und 1994 ein Physik-Studium an der Universität Erlangen. Von da an arbeitete er bei der ­Firma Biotronic (Herstellung implantierbarer Herzschrittmacher). Dort konnte er sich zunächst nicht als Physiker betätigen, sondern sollte sich um ein ­Patentproblem kümmern. Dieser Wendepunkt, den er als einen sehr positiven beschreibt, ist ausschlaggebend für seinen Werdegang zum Patentanwalt. Im Jahr 2000 bestand er die Prüfung als Vertreter des Europäischen Patentamts und arbeitet nun seit 2002 bei Siemens in Erlangen. Dort ist er Ansprechpartner für Patente rund um das Thema Hörgeräte.

Wann ist ein Patent schützenswert?

Er kümmert sich um Kunden der Firma Siemens, prüft und meldet deren Patente an. Wenn einer dieser Kunden ihm ein neues Patent vorstellt, schaut er sich verwandte Patente an und stellt in einem Gremium fest, ob eine wirkliche Neuerung beziehungsweise Verbesserung vorliegt. Daraufhin schreibt er Patentanmeldungen und schickt sie im Namen von Siemens Hörgeräte an das Patentamt. Niewalda hat viel zu tun, was man an einem großen Stapel von Patentangelegenheiten auf seinem Schreibtisch festmachen kann. Insgesamt wirkt der Arbeitsplatz aufgeräumt, selbst eine Kaffeemaschine findet noch Platz auf einem kleinen Schrank. Der Raum wird außerdem noch durch einige palmenartige Pflanzen geschmückt, die sofort für ein Wohlfühlambiente sorgen.

Auf die Frage, ob er schon mal ein außergewöhnliches Patent behandelt hat, erwähnt Gregor Niewalda die verschiedenen Programmstufen der Hörgeräte. Es ist dabei möglich, zwischen verschiedenen Programmen wie zum Beispiel dem eigentlichen Hören, dem Telefonieren oder dem Musik-Hören zu wechseln. Dies geschieht durch einen kleinen Schalter am Hörgerät im Ohr. Der eigentliche Zusatz, den das Patent lieferte, ist die Orientierung des Hörgeschädigten. Durch ein- , zwei- oder dreifaches Piepen erkennt er die Programmstufe, die er soeben gewählt hat. Dieses Patent wird seitdem bei fast allen Hörgeräten verwendet und stellt eine wichtige Verbesserung dar. Zweifel bezüglich der Zukunft oder der Rentabilität hegt Niewalda an seinem Job nicht, denn »es gibt verhältnismäßig zu wenig erfahrene Patentanwälte, sodass die Jobchancen seit vielen Jahren immer gut waren.«

Gregor Niewalda schätzt das sehr hohe Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung bei Tätigkeiten wie Lizenzverträgen, das Schreiben von Patentanmeldungen oder bei der schlichten Planung des Tages. Außerdem mag er seine Beteiligung an den wirtschaftlichen Entscheidungen und Konsequenzen, die durch Patente hervorgerufen werden. Als seine Stärken weist Gregor Niewalda Analysefähigkeit und Geduld auf. Zu seinen Schwächen fällt ihm zunächst nichts ein, doch dann meint er, er sei »ganz schwach cholerisch, also eine Ungeduld in gewissen Dingen« und »manchmal zu zielstrebig«. Er möchte immer als Patentanwalt tätig sein und träumt davon, »immer ein Unternehmen zu haben, mit dessen Zielen ich mich identifizieren kann« und »immer genügend Abwechslung zu haben«. Für Letzteres könnte er sich auch irgendwann einen Wechsel von Siemens zu einem anderen Unternehmen vorstellen.

Die Arbeit in der Medizintechnik macht ihm einfach unglaublich Spaß und motiviert ihn jeden Tag aufs Neue. Niewalda ist schlank, groß gewachsen, besitzt schwarze Haare und fährt gern Motorrad. Auf seinen Touren legt er lange Strecken zurück, sogar bis nach Italien, wie seine Nichte berichtet. Auf die Frage, ob dieses Hobby nicht gefährlich sei, meint der aufgeschlossene Patentanwalt: »Solange man Angst hat, fährt man vorsichtig.«

Mit Sinn für den Erfindergeist

In seiner Freizeit interessiert er sich außerdem für das Lesen, die Musik (»Von Klassik bis Rock«) sowie für Kino und Film. Am besten entspannen kann er in der Natur beispielsweise beim Wandern oder beim Joggen. Fußball »interessiert ihn nur alle zwei Jahre«, nämlich zu den Welt- und Europameisterschaften. Seine Freunde beschreiben ihn als konsequent, zielstrebig und eloquent. Abschließend ist zu sagen, dass Patentanwälte wie in diesem Fall Gregor Niewalda den Erfindergeist eines jeden Menschen zu unterstützen vermögen, was eine tolle Errungenschaft für die Gesellschaft darstellt und zugleich zeigt, dass man als Patentanwalt einen attraktiven und erstrebenswerten Beruf ausübt.

Artikel vom 27.03.2012
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