Rund 800 Stadtteilbewohner kamen zur Feldmochinger Bürgerversammlung

Feldmoching/Hasenbergl · Diskussion um Zubringer

Gleich mehrere Redner forderten die Stadt auf, mit den Anwohnern die verschiedenen Varianten zum Verkehrkonzept für den Münchner Norden zu diskutieren. Alexander Reissl (r.) gab ihnen Recht. 	Skizze: Planungsreferat München, Foto: ws

Gleich mehrere Redner forderten die Stadt auf, mit den Anwohnern die verschiedenen Varianten zum Verkehrkonzept für den Münchner Norden zu diskutieren. Alexander Reissl (r.) gab ihnen Recht. Skizze: Planungsreferat München, Foto: ws

Feldmoching/Hasenbergl · »Wer wohnt schon gerne an einem Autobahnzubringer?« So brachte eine Anliegerin aus der Lerchenau bei der Bürgerversammlung für den Stadtbezirk 24 Feldmoching-Hasenbergl in der vergangenen Woche kurz die ablehnende Haltung von rund 800 Stadtteilbewohnern auf einen Nenner. 29 von 41 Rednern zeigten dem Projekt der Stadt, im Münchner Norden einen weiteren Autobahnanschluss mit neuer Ausfallstraße zu bauen, die Rote Karte.

Wohin mit dem Autobahnzubringer und der vermeintlichen Vorzüge?

»Ich finde dieses Vorhaben menschenverachtend. Von Verkehrsentlastung zu sprechen, ist eine zynische Behauptung«, sagte die Anliegerin aus der Lerchenau unter großem Applaus und weiter: Die Anwohner hätten Angst vor Lärm und Verschandelung, »dann ist es nicht mehr lebenswert im Viertel, die Lebensqualität wird auf null sinken«. Die Anwesenden in der voll besetzten Mehrzweckhalle in Feldmoching in der Georg-Zech-Allee klatschten erneut. Die Rednerin wies ferner darauf hin, dass durch den möglichen Autobahnzubringer der Schulweg für die Kinder der Waldmeisterschule »deutlich komplizierter, langwieriger und gefährlicher« werde.

Ein Elfjähriger durfte sich ausnahmsweise zu Wort melden, normalerweise dürfen nur Erwachsene ans Rednerpult. Der Schüler fand klare Worte: »Mir gefällt das gar nicht, dass ein Autobahnzubringer durch unsere Siedlung gebaut werden soll.« Dann listete der Elfjährige sechs Argumente dagegen auf und bekam dafür ebenfalls Applaus. Zwei andere Buben hatten gleich zu Beginn der vierstündigen Veranstaltung vorne in der Halle ein großes Plakat hochgehalten. Darauf stand: »Auch Kinder wollen keine zusätzlichen Straßen im Münchner Norden.« Danach stürmten 28 Erwachsene nach vorne ans Mikrofon. Alle Redner bekundeten ihre Ängste und Bedenken. Auf der neuen Verkehrstrasse seien pro Tag 50.000 Fahrzeuge zu erwarten, prognostizierte ein Stadtteil-Bewohner.

Gleich mehrere Redner forderten die Stadt auf, »die Bürger umfassend, rechtzeitig und öffentlich« zum Verkehrskonzept für den Münchner Norden zu informieren und mit den Anwohnern die verschiedenen Varianten zu diskutieren. »Wir haben keine Lust, bei tiefgreifenden Entscheidungen vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden«, sagte ein Redner und erntete dafür von den Anwesenden starken Applaus und Bravo-Rufe. Eine aktive Einbeziehung der Bürger in das Verkehrskonzept für den Münchner Norden sei unerlässlich, forderte der Mann. Versammlungsleiter und Stadtrat Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, gab dem Bürger Recht: »Natürlich soll mit den Menschen im 24. Stadtbezirk diskutiert werden. Das hat niemand in Abrede gestellt.« Doch sofort setzte im Saal Gemurmel ein, was Reissl nicht verstand: »Warum regen Sie sich auf?« Denn zu Beginn der Versammlung hatte er berichtet, dass das Planungsreferat mehrere Varianten untersuche und bewerte. »Es wird eine breit angelegte öffentliche Beteiligung geben«, so Reissl und weiter: »Das Verkehrskonzept ist noch nicht fertig.« Deshalb könne er bei der Bürgerversammlung keine detaillierten Informationen dazu präsentieren. Es gebe mehrere Varianten.

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Artikel vom 20.03.2012
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