Runder Tisch zur Grundwasserproblematik in Feldmoching – Bürger verärgert

Feldmoching · Geduldsfaden gerissen

Beim Runden Tisch zur Grundwasserproblematik: Robert Brenner, Gerhard Bräu, Rudolf Fuchs (sitzend, von links) sowie Rolf Deska, Hermine Feichtmaier, Markus  Auerbach und Martin Obersojer (stehend, von links).	Foto: ws

Beim Runden Tisch zur Grundwasserproblematik: Robert Brenner, Gerhard Bräu, Rudolf Fuchs (sitzend, von links) sowie Rolf Deska, Hermine Feichtmaier, Markus Auerbach und Martin Obersojer (stehend, von links). Foto: ws

Feldmoching · »Selbstverständlich gibt es Handlungsbedarf«, das räumte Rudolf Fuchs vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) beim Runden Tisch zur Grundwasserproblematik am Nordwest-Sammelkanal in Feldmoching ein.

Grundwasser-Problematik in Feldmoching

Die Anwohner der Untermühle zeigten sich vergangene Woche verärgert, dass es nach der Überflutung ihrer Keller im August 2010 so lange dauere, bis die Stadt bauliche Verbesserungen an dem Kanal vornimmt, damit das Grundwasser ihn besser umströmen kann. Rolf Deska, einer der Sprecher von geschädigten Anwohnern, riss der Geduldsfaden: »Wir warten seit eineinhalb Jahren und jetzt kommt eine unbekannte Zeit auf uns zu.« Eine Anliegerin resümierte seufzend: »Es dauert so lange.« Bei der Stadt liegen zudem die Schadensersatzansprüche von rund 30 geschädigten Hausbesitzern aus der Untermühle. Die Siedlung in der Hepp-, Grashof-, Glas- und anderen Straßen liegt ganz im Norden Feldmochings, nördlich des Autobahnrings A 99.

Die Vertreter der Stadt versicherten den betroffenen Bürgern einmal mehr – wie so oft bei den monatlich stattfindenden Runden Tischen – ihre Unterstützung: »Unser Ziel ist es, zeitnah eine vernünftige Lösung zu finden«, betonte Fuchs. Seine Behörde, das Umweltschutzreferat der Stadt, und das bayerische Wasserwirtschaftsamt sind gemeinsam Aufsichtsbehörden für die Münchner Stadtentwässerung. Deren Mitarbeiter präsentierten in der vergangenen Woche den aktuellen Sanierungsplan für den Abwasserkanal. Zum einen werde man eine durchlässige Schicht direkt über dem Kanal herstellen und den darauf vorhandenen Aufbeton entfernen. Zum anderen wolle man die Durchflusswirkung der Düker verbessern. Das sind Rohre, die das von Süden anfließende und sich vor dem Kanal aufstauende Grundwasser unter dem Kanal herumleiten.

Zudem werde derzeit geprüft, zusätzliche Düker zu errichten, anstatt die bestehenden zu ertüchtigen, so Fuchs. Ziel aller Maßnahmen sei es, dass das Grundwasser das unterirdische Betonbauwerk künftig besser unter- und überströmen kann. Die Aufstauwirkung müsse »deutlich verringert werden«, kündigte Fuchs an. Dass »der Kanal eine Aufstauwirkung hat«, das berichtete auch Gerhard Bräu von der Technischen Universität (TU) München. Er ist von der Stadt München beauftragt, ein Gutachten zur Grundwasser-Problematik in Feldmoching zu erstellen – es ist bereits das zweite Gutachten. Es ergänze das erste des privaten Gutachters Axel Christmann, um »zu einer abschließenden Bewertung der Situation« zu kommen, erklärte Robert Brenner von der Stadtentwässerung. Das Ergebnis des zweiten Gutachtens samt allen Einzelheiten wie etwa der genauen Höhe der Aufstauwirkung soll in zirka drei Monaten vorliegen, wie Bräu nun ankündigte. Im Umweltschutzreferat habe man insgeheim früher damit gerechnet, so Fuchs.

Letztendlich geht es im Streit zwischen Hausbesitzern und Stadtverwaltung um die Frage, ob der Kanal der Stadtentwässerung schuld ist an den überschwemmten Kellern in Feldmoching nach den starken Regenfällen im August 2010 – und damit die Stadt zum Schadenersatz verpflichtet wäre. Auf Grundlage des Gutachtens der TU München werde die Stadt mit der Allianz, bei der die Stadt München versichert ist, die Detailfragen der rund 30 Geschädigten besprechen, kündigte Fuchs an. Robert Brenner von der Stadtentwässerung stellte jedoch klar, dass man bei allen Schadensfällen »das Verschulden nachweisen muss«. Für Rolf Deska, Sprecher von mehreren Geschädigten, ist jedenfalls unbestritten, dass der Nordwest-Sammelkanal schuld ist an den überschwemmten Kellern in der Siedlung Untermühle im Sommer 2010: »Die Grundwasserhochstände sind eindeutig menschengemacht durch diesen Kanal«, das sei durch die Grundwasser-Pegelstände nachweisbar.

Die Stadt müsse dafür sorgen, dass solche »menschengemachten Wasserstände« künftig verhindert werden, forderte Deska. Trotzdem blieb eine Hausbesitzerin skeptisch, ob sie für das Überflutungsereignis im August 2010 im Norden Feldmochings von der Stadt München tatsächlich eine finanzielle Entschädigung bekommen werde. Denn nach der ersten Überschwemmung der Keller in der Untermühle an Pfingsten 1999 »habe ich den Schaden an Oberbürgermeister Christian Ude gemeldet. Aber es ist im Sande verlaufen«, berichtete die Hausbesitzerin.

Die Anwohner, allen voran deren Sprecher Martin Obersojer und Rolf Deska, glauben, dass es beim Bau des Kanals Schlampereien der Baufirmen gegeben habe und dass außerdem die Düker nicht richtig funktionieren, so dass das Grundwasser den knapp sechs Meter hohen Kanal nicht ausreichend unter- und überströmen könne. »Das ist zehn Jahre lang verbummelt worden. Es muss schnellstmöglich etwas gemacht werden«, hatte Anwohner-Sprecher Deska kurz nach den Keller-Überschwemmungen der Münchner Stadtentwässerung vorgeworfen und gefordert. Deshalb werde ein höherer Grundwasseraufstau erzeugt als er sein sollte. »Die Aufstauhöhe ist mehr als im Wasserbescheid zulässig«, darauf wies Anwohner-Sprecher Obersojer beim Runden Tisch in der vergangenen Woche zum wiederholten Male hin.

Markus Auerbach (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, bestätigte die Vorwürfe der Bürger schon seit längerer Zeit. Beim Bau des Nordwest-Sammlers sei zum Teil viel zu dichtes Material über dem Kanal verfüllt und der Beton auf dem Kanal dicker aufgebracht worden als geplant. Außerdem seien Spund- und Bohrwände zum Teil in der Erde geblieben, hatte der Stadtteilpolitiker im vergangenen Juni erklärt.

Unterdessen leben die Bürger weiterhin in der Angst, dass bald starke Regenfälle einsetzen könnten und ihre Keller wieder vom Grundwasser überschwemmt werden. »Wir werden mit Notmaßnahmen versuchen, die Situation zu meistern«, Pumpen und Rohre stünden bereit, versprachen die Verantwortlichen von der Stadtverwaltung. »Da vertrauen wir euch, dass ihr dann pumpt«, sagte Anliegerin Hermine Feichtmaier und zeigte sich zumindest in diesem Punkt beruhigt. Wally Schmidt

Artikel vom 06.03.2012
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