Selbst ernannte Händler belagern Truderinger Wertstoffhof

Trudering · Dreckiger Handel

Inoffizielle Händler in der Mauerseglerstraße in Trudering belagern den Wertstoffhof. AWM geht nun mit Infokampagne dagegen vor.	Foto: bus

Inoffizielle Händler in der Mauerseglerstraße in Trudering belagern den Wertstoffhof. AWM geht nun mit Infokampagne dagegen vor. Foto: bus

Trudering · Am Wertstoffhof in der Mauerseglerstraße läuft schon lange nicht alles so, wie es sollte.

Vor der Einfahrt auf das Gelände des Abfallwirtschaftsbetriebs der Stadt München (AWM) warten osteuropäische Händler auf Elektrogeräte, heiße Ware und Schrott. Besonders auf PCs, Flachbildschirme und andere Unterhaltungselektronik haben sie es abgesehen. »Am Wochenende bekommen unsere Mitarbeiter auf dem Hof keine Computer zu sehen«, schildert der Leiter vor Ort die Situation. Auch in der Zentrale des AWM sind die Truderinger Zustände bekannt. »Bei unseren Kontrollen und Rundgängen auf den zwölf Münchner Wertstoffhöfen fällt leider die Mauerseglerstraße immer wieder unangenehm auf. Wir wollen die unerlaubten Händler vor dem Hof nicht, weil sie gefährliche Abfälle unsachgemäß behandeln und so die Umwelt belasten«, sagt der zweite Werkleiter Helmut Schmidt. Deshalb läuft jetzt eine Aktion zur Information der privaten Truderinger Anlieferer, um das inoffizielle Gewerbe zu stoppen.

Zunächst könnte man annehmen, die Sperrmüllsammler vor dem Wertstoffhof seien Menschen mit geringem Einkommen, die die Alt-Waren zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes benötigen. Ein anderer Grund, der Bürger zur Abgabe vor dem Hof bewegt, ist vielleicht auch Bequemlichkeit: man ist Dinge los, ohne sie in die vorgesehenen Container des städtischen Betriebs zu sortieren. Genau hier beginnen aber die Probleme: Die Stadt München hat ein ökologisches Abfallwirtschaftsgesetz. Dazu gehört der Service, fast alle Abfälle in haushaltsüblicher Art und Menge gebührenfrei auf den Wertstoffhöfen abzugeben. Dazu müssen die alten Artikel vorsortiert werden. Für Elektro- und Elektronikschrott, Elektrogroßgeräte, Fernseher und Monitore, Kühl- und Gefriergeräte oder Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen gibt es separate Sammelpunkte auf den Münchner Wertstoff­höfen. Auch Kleingeräte, Kunststoffe, Pappe, Holz und vieles andere wird hier getrennt und kostenlos angenommen. Die Mitarbeiter stehen den Bürgern dabei freundlich mit Rat und Tat zur Seite.

»Die professionellen Händler, die in München nur in Trudering stehen, sammeln dagegen vorwiegend Elektro- und Elektronikgeräte ein«, so Schmidt. »Anschließend transportieren sie die Waren illegal ins Ausland und verkaufen sie dort. Oder die Geräte werden unkontrolliert ausgeschlachtet und unsachgemäß zerlegt, um an enthaltene Rohstoffe wie etwa das Edelmetall Kupfer zu gelangen. Die Kunststoffreste, Außenwände und anderer Schrott landen dann oft am Straßenrand oder im Wald in Deutschland, Lettland, Polen oder sonst wo als Langzeit-Umweltlast«, so Schmidt weiter. Ganz anders läuft es beim städtischen AWM. Hier gibt man die Elektro-Altgeräte an zertifizierte Vertragsfirmen weiter, die daraus Altmetalle und Sekundärrohstoffe gewinnen. Meist sind das soziale Projekte in München wie Linus oder con-jobs, die Langzeitarbeitslosen, Benachteiligten oder ehemaligen Drogenabhängigen eine neue Chance und sinnvolle Tätigkeit geben.

Trotz eisigen Temperaturen verteilen die AWM-Mitarbeiter in der Mauerseglerstraße nun ein Flugblatt an anliefernde Bürger. Kurz erklären sie freundlich den Sachverhalt und bitten, an den nun teilweise leicht aggressiven Händler vorbeizufahren. Auf dem Flyer kann man die Details und Nachteile der unkontrollierten Sperrmüllabgabe noch einmal in Ruhe nachlesen. Beispielsweise, dass Kühlschränke und Gefriertruhen vom Wertstoffhof zu Spezialfirmen kommen, die die Kühlmittel (FCKW oder FKW) professionell entsorgen. Besonders bei Kühlgeräten können die Umweltschäden, die durch die unsachgemäße Behandlung der Geräte entstehen, gravierend sein. Für die illegalen Sammler stellen sie meist nur eine Rohstoffquelle dar. Werden die Kompressoren später schnell herausgezwickt, entweichen die Kühlmittel unkontrolliert in die Atmosphäre und schädigen die Ozonschicht. Auch deshalb ist der Export und Weiterverkauf von FCKW-haltigen Kühlgeräten in­nerhalb der Europäischen Union verboten. »Nur durch ­fachgerechte Entsorgung von Abfällen können wir ­unsere Ressourcen schonen und Umweltverschmutzung vermeiden«, so Helmut Schmidt.

Nach dem Recycling des Elektronikschrotts bei den nahegelegenen Betrieben und sozialen Projekten in München werden die sortierten Rohstoffe einer geordneten Wiederverwertung zugeführt. Ein zentrales Register in Fürth steuert diesen Prozess bundesweit und gibt vor, wohin in Deutschland die Materialen geliefert werden. Neben den teilweise gefährlichen und oftmals auch wertvollen Abfällen und Rohstoffen sortieren die Mitarbeiter der Wertstoffhöfe jedoch auch funktionsfähige Geräte und Waren aus. Im Gebrauchtwarenkaufhaus »Halle 2« in der Sachsenstraße 29 in Giesing können die Münchner günstig einkaufen. Hier werden gut erhaltene Waren, die an den Wertstoffhöfen angeliefert wurden, zu geringen Preisen wieder verkauft.

Nun erhofft sich die AWM durch die Informationskampagne in Trudering dem Ganzen ein Ende zu setzen. Sonst muss die Stadt München strafrechtlich wegen unangemeldetem Gewerbe und verbotenen Abfalltransporten vorgehen. bus

Artikel vom 14.02.2012
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