Brilmayer, Rauscher, Goldner: Wer will was in Ebersberg?

Ebersberg · Duell der Kandidaten

Langsam geht es um die Wurst: Bei einer Podiumsdiskussion am Montag äußerten sich die Ebersberger Bürgermeisterkandidaten Brilmayer, Rauscher und Goldner (v.l.) zu ihren Themen. 	Fotos: Sybille Föll

Langsam geht es um die Wurst: Bei einer Podiumsdiskussion am Montag äußerten sich die Ebersberger Bürgermeisterkandidaten Brilmayer, Rauscher und Goldner (v.l.) zu ihren Themen. Fotos: Sybille Föll

Ebersberg · Drei Kandidaten, drei Standpunkte, ein hitziger Schlagabtausch – das erwartet man bei einer Podiumsdiskussion mit drei Bürgermeisterkandidaten.

Doch wieder einmal zeigte sich am Montagabend im voll besetzten Saal der Kugleralm, dass im Ebersberger Rathaus weitgehend Einigkeit herrscht. Moderator Anton Ried, zweiter Bürgermeister und Vorsitzender der Freien Wähler (FW), hatte die Kandidaten Walter Brilmayer (CSU), Doris Rauscher (SPD) und Philipp Goldner (Grüne) zur Diskussion eingeladen. Den größten Raum bei der Diskussion nahm das Thema Verkehr ein. Bezüglich Ortsumfahrung möchte Rauscher eine Lösung im Westen. Goldner hält dagegen, dass die niemandem nutzen würde, weil der Umweg zu groß sei. Brilmayer will erst das Mobilitätskonzept für den gesamten Landkreis abwarten, das im April im Kreistag vorgestellt wird.

Auch bezüglich Rosenheimer Straße, die trotz Umgehungsstraße und Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer verkehrlich immer noch stark belastet ist, plädiert er für mehr Geduld: »Die Umgehung ist noch nicht in allen Köpfen angekommen.« Daher würden viele noch den alten Weg durch Ebersberg fahren. »Und wenn sich alle dran halten würden, wäre selbst die 30er-Zone ausreichend«, meinte Rauscher. Hilfreich wäre auch, wenn die Strecke in Navigationssystemen nicht mehr als kürzeste Route angegeben wäre, so Goldner. Bei dem neuralgischen Verkehrsknotenpunkt Einmündung Eichtal-/Dr. Wintrich-Straße fordert Rauscher eine Überprüfung der Vorfahrtsregelung. Brilmayer und Goldner sind sich jedoch einig, dass eine Rücknahme nicht wünschenswert sei, aber Vorkehrungen zum Schutz der Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden müssten. An der Dr. Wintrich-/Bahnhofstraße (Amtsgerichtskreuzung) halten Brilmayer und Rauscher einen Kreisel für wünschenswert, Goldner hält das für schwer umsetzbar und schlägt vielmehr eine Verschwenkung der Rosenheimer Straße vor.

Beim Thema S-Bahn-Taktung wurde der amtierende Bürgermeister Walter Brilmayer, der nach eigenen Worten in Kontakt mit der Bahn steht, mit Kritik seitens der SPD-Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin, Doris Rauscher, konfrontiert. Für sie ist die Verbindung nach Grafing seit Jahren schon ein Problem. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass da nichts zu machen ist.« Wenn sich alle betroffenen Gemeinden zusammenschließen und Druck auf die Bahn machen würden, müsse doch eine Lösung zu finden sein, sagte sie. Philipp Goldner, Kandidat der Grünen, pflichtete ihr bei und schlug außerdem vor, das Bussystem zu stärken: Hier müssten ­Verknüpfungen geschaffen werden. Allein zwölf Linien kämen aus benachbarten Gemeinden. Wenn der ­Marktplatz nicht Endstation wäre, sondern die Busse am Krankenhaus vorbei weiter nach Kirchseeon fahren würden, hätte man auf einen Schlag 20 neue Verbindungen sowie einen kleinen Stadtbus, der vom Egglburger See bis zum Marienplatz fährt, sagte der Grünen-Kandidat. Die Gelegenheit zu intervenieren sei günstig, im April würde ein neuer Fahrplan aufgestellt.

Einigkeit beim Thema Stadtsaal

Relativ einig waren sich alle drei bei der Frage von Ried, ob die millionenschweren Ausgaben für den Stadtsaal gerechtfertigt seien: Zusammen mit der Musikschule, der Volkshochschule und dem Einkaufszentrum wird das laut Brilmayer »eine großartige Geschichte« im Zentrum von Ebersberg. Alle Zuschüsse seien bewilligt, so Brilmayer. »In Ebersberg ist schon für Dümmeres Geld ausgegeben worden«, konstatierte Goldner. Das Genick würden sich viele Gemeinden nicht durch den Bau, sondern durch die Betreiberkosten brechen. Deswegen habe man sich ja für einen Multifunktionssaal entschieden. Goldners Kritik: Die Gasheizung, die statt einer Wärmepumpe eingebaut wird, sei nicht nur energetisch veraltet, sondern auch teurer. Doris Rauscher freut sich vor allem auf den Stadtsaal und darüber, dass man »einen tollen Betreiber« in Aussicht habe.

Wie die Stadt offen für Zuzüge gehalten werden soll, lautete die nächste Frage von Ried. Jedenfalls nicht durch weiteres Bauen auf der grünen Wiese, so Rauscher und Goldner. Sie sehen Geschosswohnungsbau und Aufstockung als Alternative. Brilmayer sprach sich zudem für eine »sinnvolle Verdichtung« aus, zum Beispiel rund um den Bahnhof. »Wichtig ist, Ebersberg für junge Familien attraktiv zu machen«, sagte Rauscher. Das war das Stichwort zum nächsten Punkt: ein Freizeittreff für junge Erwachsene. Hier sieht im Moment niemand eine Lösung, für Goldner wäre es aber »klasse«, wenn wieder so etwas wie das Jugendcafé »Erste Etage« entstehen könnte.

Wasserqualität des Klostersees

Ein weiteres Thema war die Wasserqualität des Klostersees. Laut Goldner reichen Rückhaltebecken und eine Entschädigung der Landwirte, die auf den umliegenden Feldern keine Gülle mehr fahren dürfen, nicht aus. Der Nährstoffeintrag müsse noch weiter reduziert werden. Deshalb ist der Grünen-Kandidat für den Bau einer Biogasanlage, oder besser einer Gülleveredelungsanlage. Da werde alles entkeimt. Auch Rauscher befürwortet die Biogasanlage: »Sie würde die Ursachen bekämpfen, aber nicht von oben nach unten verordnet, sondern unter Einbindung der Landwirte.« Für Brilmayer ist der Klostersee »kein Freibad, in dem mit Chlor für Keimfreiheit gesorgt wird«. Im vergangenen Sommer habe man meistens einen Wert gehabt, der weit unter dem zulässigen Höchstwert liege. Die Flächen für die unter Vertrag stehenden Landwirte konnten laut dem Rathauschef 2011 von 45 auf 62 Hektar ausgeweitet werden, ein Drittel der Gülle sei in die Biogasanlage nach Grafing gefahren worden. Allerdings sprach sich Brilmayer für ein weiteres Rückhaltebecken im Graben zum Langweiher aus. Nun haben die Bürger rund einen Monat Zeit, sich zu entscheiden, wen sie künftig gerne im Rathaus auf dem Chefsessel hätten. Die Bürgermeisterwahl findet am 11. März statt. Sybille Föll

Artikel vom 07.02.2012
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